V

Vorwort der Herausgeber

Mit dem vorliegenden Jahrgang ist ein entscheidender Schritt an der inneren Ausgestaltung der Jahresberichte, um die wir uns seit Jahren bemüht haben, vollzogen. Bereits in unserm ersten Jahrgang wurde als Gegenstand unserer Arbeit das gesamte deutsche Volk in allen seinen geschichtlichen und gegenwärtigen Verzweigungen umrissen; demgemäß wurde -- was damals noch keineswegs selbstverständlich war -- die Vor- und Frühgeschichte als ein notwendiger Bestandteil unseres Arbeitsbereiches anerkannt; das Grenz- und Auslandsdeutschtum und die Beziehungen zu angrenzenden Völkern wurden ebenfalls von Anfang an besonders gepflegt. Die Anordnung dieses Stoffes hat zunächst aber noch der damals (1925) üblichen Anschauung entsprochen. Inzwischen hat sich eine neue Geschichtsbetrachtung durchgesetzt, die nicht mehr in Staaten, Kulturen, Parteien und Ideen, sondern in Räumen und Völkern denkt. Im Vorwort zu unserem Jahrgang 1929 haben wir uns zuerst mit den »an sich sehr zukunftsreichen Bestrebungen der sich auf Raum und Volk aufbauenden Geschichtsforschung« auseinandergesetzt. Wir haben damals »zunächst« noch diesen Anregungen uns versagen müssen, da ein Unternehmen von dem Ausmaß der Jahresberichte an eine Tradition gebunden ist und da für die Stoffverteilung ihrer Bibliographie nur ein oberster Ordnungsgrundsatz maßgebend sein kann. Unserer damaligen Zusage gemäß haben wir uns bemüht, schrittweise die Bibliographie und Forschungsberichte der Erweiterung unserer Wissenschaft anzugleichen. Wir sind uns darüber klar, daß eine Übersicht über den Inhalt der einzelnen Jahrgänge bei häufiger Änderung der Anordnung zum mindestens erschwert würde; aber es gibt keine andere Möglichkeit, die Jahresberichte mit der Entwicklung der Wissenschaft in der Gegenwart in Einklang zu bringen. Wir glauben, daß wir mit diesem Schritt nicht länger warten durften. Die Raum- und Volksforschung, alle Untersuchungen um Siedlung, Bevölkerung, Rasse und Sippe liegen noch heute in einer Gemengelage wissenschaftlicher Begriffsbildung und eine reinliche bibliographische Abgrenzung ist fast unmöglich, solange der Inhalt und die Benennung dieser einzelnen Forschungszweige noch durchaus ungeklärt ist. Wir müssen daher damit rechnen, daß in Einzelheiten die Anordnung dieser Abschnitte im Teil C unserer Bibliographie (Die einzelnen Zweige des geschichtlichen Lebens) noch nicht endgültig ist. Eine weitere Aufgabe wird darin bestehen, die Forschungsberichte in noch erhöhtem Maße in dieser Richtung auszubauen. Zu den neugeschaffenen Berichten über Raumgeschichte, Bevölkerungsgeschichte und die Judenfrage hoffen wir künftig noch einen über die ständische Gliederung und einen über Gesundheitsgeschichte hinzufügen zu können.

Die beträchtlichen Erweiterungen unseres Stoffes machen gleichzeitig Ein-

VI

sparungen auf anderen Gebieten zur Notwendigkeit. Die Beschleunigung des Erscheinens der einzelnen Jahrgänge hat zur Folge gehabt, daß Besprechungen in der Regel nicht mehr den Titeln der Bibliographie hinzugefügt werden können. Da es sonst notwendig sein würde, in fühlbarem Maße bereits einmal aufgenommene Titel in späteren Jahrgängen zu wiederholen, wird künftig auf die nachträgliche Anführung von Besprechungen verzichtet werden. Dieser Entschluß wurde durch die Erwägung erleichtert, daß die Anzahl der wirklich erheblichen Anzeigen doch sehr gering ist, und daß es nie restlos gelungen ist, diese bei der Sammlung aller Anzeigen ihrem inneren Wert entsprechend hervorzuheben. Die Mitarbeiter, die sehr viel mehr in der Lage sind, den Wert der einzelnen Besprechungen zu würdigen, wurden gebeten, in ihren Forschungsberichten auf die wissenschaftlich wichtigen Besprechungen hinzuweisen.

Wir können auch diesen Jahrgang nicht hinausgehen lassen, ohne ein Wort des Dankes an alle Mitarbeiter und Helfer zu richten. Wir haben ihre Namen nun schon Jahre hindurch, einige Persönlichkeiten und Institute seit unserem Bestehen, an dieser Stelle nennen müssen. Wir möchten nicht, daß durch diese regelmäßige Nennung der Eindruck entstehen könnte, daß unser Dank nur eine zur Formel gewordene Gewohnheit geworden ist. Die Jahresberichte können nur weiter arbeiten, wenn sie sich auch fernerhin auf einen Kreis von Helfern stützen können, die ihre Arbeiten Jahre hindurch gleichbleibend betreuen. Wir hoffen, daß alle diese Helfer diesem Jahrgang entnehmen können, wie wichtig diese gefügte Tradition für die Entwicklung unseres Unternehmens gewesen ist.

Brackmann    Hartung