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Vorwort der Herausgeber

Der vorliegende Band ist während des Schicksalskampfes unseres Volkes zusammengestellt, bearbeitet und gedruckt. Wenn auch ein großer Teil unserer Mitarbeiter seit Kriegsausbruch unter den Fahnen steht, haben wir es doch trotz der vielfältigen Schwierigkeiten für unsere Pflicht gehalten, unsere Arbeiten fortzusetzen, um eine Dankesschuld gegenüber allen Fachgenossen abzutragen, die jetzt im Feld stehen und die einen Anspruch darauf haben, daß ihnen die Einarbeit in die unterbrochenen Studien durch unsere Forschungsberichte erleichtert wird. Es ließ sich nicht vermeiden, daß die Anzahl der in diesem Band ausgefallenen Berichte ungewöhnlich groß ist, besonders ist zu bedauern, daß der wichtige Abschnitt über das Grenz- und Auslanddeutschtum diesmal ganz ausfallen mußte. Unser Dank gilt allen Mitarbeitern, die zu diesem Band, teilweise unter sehr erschwerten Umständen, beigetragen haben. Insbesondere können wir hervorheben, daß manche Manuskript- und Korrektursendung von Mitarbeitern, die als Soldaten im Dienst der Wehrmacht stehen, eingegangen ist.

Auch von den Opfern, die der Krieg dem ganzen deutschen Volke auferlegte, sind die Jahresberichte nicht verschont geblieben. Am 10. Juni ist als Feldwebel in einem Infanterie-Regiment der außerordentliche Professor an der Universität Kiel Dr. Konrad Schünemann gefallen. Seine Ernennung zum ordentlichen Professor und die Beförderung zum Leutnant hat er nicht mehr erfahren. Die Jahresberichte verlieren mit ihm ihren langjährigen Berichterstatter über das Deutschtum im Südosten sowie über die Geschichte Ungarns, Jugoslawiens und Rumäniens, soweit sie für das Reich irgendwie bedeutsam war. Seit Begründung der Jahresberichte hat er regelmäßig bis auf eine kurze Unterbrechung, die durch seine Berufung an die Universität Kiel veranlaßt wurde, seine wertvollen Berichte geliefert. Seine tiefgehende Anteilnahme an dem Schicksal des Deutschtums im Südosten hat ihn in Verbindung mit eingehendem Verständnis für die Geschichte dieses Raums und mit ungewöhnlicher Beherrschung der Sprachen des Südostens zu bedeutsamen Leistungen befähigt. Die Fügung aber, daß dieser Mann, dessen Lebensarbeit der Geschichte des deutschen Wirkungsbereiches im Südosten gewidmet war, den Heldentod auf den Schlachtfeldern im Nordwesten Europas gefunden hat, wollen wir als ein beispielhaftes Schicksal für die grenzenverbundenen Aufgaben unseres Volkes in den Stunden der Bewährung bei der täglichen Friedensarbeit wie im Augenblick der höchsten machtpolitischen Entfaltung würdigen.

August 1940    Brackmann    Hartung