IV. Personennamenforschung.

A. Götze ( 692) behandelt die Personennamengruppe Siebenmark, Hundertmark, Tausendmark, Zweipfennig, Dreischilling, Zehnpfund, Tausendpfund und setzt sie nicht, wie man bisher angenommen hat, in Beziehung zu Leibeigenschaft und Hörigkeit; er hält diese Namen vielmehr für Spottbezeichnungen über Armut auf der einen, über Protzentum auf der andern Seite.


S.200

Danach stellen sich die Zweipfennig zu den Habenicht, die Tausendmark zu den Geldreich und Neureich. Mahnken ( 693) gründet seine Arbeit in erster Reihe auf das älteste Stadterbebuch Hamburgs, den liber actorum von 1248--1274, der wertvolle Nachrichten über älteres Recht, Topographie, Personen und Namen bringt; daneben auf andere Stadt-, Bürger-, Kirchen-, Schuldbücher und ein Necrologium etwa bis 1300. Aus seinen überzeugenden Darlegungen ergibt sich, daß in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Hamburg die dem Rufnamen beigefügte Bezeichnung in der Regel noch nicht zum Geschlechtsnamen geworden ist. Mahnken kann aus den sauber geordneten Namen für Gewerbe, Stand, Amt auch kulturgeschichtlich wichtige Zusammenhänge schließen. Bei den Herkunftsbezeichnungen ergibt sich, daß im 13. Jahrhundert weit mehr als die Hälfte der Herkunftsnamen auf die nähere Umgebung Hamburgs fällt, d. h. daß ein großer Teil der Stadtbevölkerung aus der näheren ländlichen Umgebung in die Stadt gezogen ist -- ein ähnliches Ergebnis, wie es Keyser für die Danziger Bevölkerung des 14. Jahrhunderts nachgewiesen hat. -- Die Anklamer Familiennamen hat Bruinier ( 694) aus dem dortigen Stadtbuch für die Zeit von 1403 bis etwa 1540 bearbeitet, wobei auch hier die Ortsbezeichnungen von besonderem Interesse sind. Unter den Vornamen ist Johannes am beliebtesten, danach Nikolaus und Hinrik.

R. Trautmanns Buch über die altpreußischen Personennamen ( 695) ist weit mehr als ein Beitrag zur baltischen Philologie, wie es auf dem Titelblatt heißt, es gibt vielmehr auch dem Historiker, Siedlungsforscher und Germanisten eine Fülle von Anregungen. Nachdem Gerullis 1922 die altpreußischen Personennamen aus den Handschriften heraus gesammelt hatte, nahm Trautmann eine gründliche Durcharbeitung der im Staatsarchiv zu Königsberg befindlichen Codices und Urkunden sowie aller anderen in Betracht kommenden Materialien vor, um eine abschließende Sammlung der altpreußischen Personennamen vorzulegen. Schon die Beurteilung der handschriftlichen Quellen wird den Historiker veranlassen können, den angeregten und aufgedeckten Beziehungen der einzelnen Codices untereinander zur Kenntnis des Ordenskanzleiwesens weiter nachzugehen. Der schönen Sammlung der Namen folgt eine Darstellung, die sich vor allem mit sprachlichen Fragen beschäftigt, die aber in den Abschnitten über fremden Einfluß auf die altpreußischen Personennamen, über die altpreußischen Dialekte und die Grenzen des altpreußischen Sprachgebiets, wobei u. a. die Besiedlung des Memellandes durch altpreußische Bevölkerung behandelt wird, auch für den Historiker von Bedeutung ist.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)