II. Messewesen.

Je mehr in der Zeit des Merkantilismus die protektionistischen Schranken überall emporwuchsen, desto wesentlicher war es, daß die Messen dem freien internationalen Warenaustausch noch Zufluchtstätten boten. Die Messen zu Frankfurt a. d. O. allerdings nahmen infolge der besonders schroffen Wirtschaftspolitik Friedrichs des Großen mit der Zeit eine Sonderstellung ein, wie das eine ausführliche Monographie jetzt darlegt. Eine solche war um so mehr ein Bedürfnis, als außer einer kleinen Darstellung von 1875 (Ed. Philippi) eine auf breiterer Quellenunterlage beruhende noch nicht vorhanden ist. Für die vorliegende Untersuchung von Dehne ( 1939) sind vornehmlich die Akten des Regierungs- und des Stadtarchivs von Frankfurt, auch Dresdener und Leipziger Akten benutzt; von Literatur leider nicht die Acta Borussica, Handelspolitik sowohl wie Seidenindustrie, andernfalls hätten z. B. die Ausführungen über den Seidenhandel (S. 95ff.) vollständiger werden können, auch Rödenbecks Beiträge (Bd. II) sind dem Verfasser entgangen. Die Aktenausbeute war besonders ergiebig für die Zeit von 1740 bis 1815, die demgemäß vorwiegend behandelt ist. Fortlaufende Meßberichte werden für die Zeit von 1752 bis 1809 gebracht. Die im 17. Jahrhundert entstandenen Messen zu Frankfurt a. d. O. hatten ihre Bedeutung darin, daß sie den polnischen Juden die nächst erreichbare Gelegenheit boten, ihre Produkte gegen Manufakturwaren unter dem Schutz der Messefreiheit umzutauschen. Es waren vorwiegend Manufakturen aus Sachsen, Hamburg, dem Reich, Holland, Frankreich, die da eingehandelt wurden; erst Friedrich der Große hat zielbewußt und zäh dahin gearbeitet, die Fabrikate aus den eigenen Landen immer mehr gegen die fremden zur Geltung zu bringen, die Inländer gegen die Ausländer zu bevorzugen. Sein Ideal, aus den Frankfurter Messen möglichst einen brandenburgisch-polnischen Markt zu machen, hat er allerdings nicht annähernd erreicht: aus einer Statistik der in- und ausländischen Verkäufe 1773--86 (S. 180 f.) geht hervor, daß erstere nur leicht zu-, letztere leicht abgenommen haben. Dagegen hat der Fiskalismus und Protektionismus dieser Regierung die freie Entfaltung der Messen offenbar zurückgehalten, denn diese nahmen erst einen überraschenden Aufschwung, sowie mit dem Tode des Königs die Schranken etwas gelockert wurden und vor allem die Regie mit ihren übermäßigen Kontrollschikanen verschwand. Als der von der Regie ausgeheckte, viel verurteilte Meßaccisetarif von 1772 durch einen gemäßigten Tarif 1787 ersetzt wurde, stiegen die Meßacciseeinnahmen sofort von durchschnittlich 33 000 auf über 80 000 Thl.!


S.371

Die Breslauer Messe, jener kurzlebige Versuch Friedrichs des Großen, der Leipziger Messe auch die Besucher von Südosten -- Kleinpolen, Siebenbürgen usw. -- abzufangen ( 1742), behandelt eine Arbeit von Bosch ( 1949). Da diese in der Hauptsache der gegenwärtigen, seit 1917 eingerichteten Breslauer Messe gewidmet ist und das Geschichtliche nur einleitend (S. 10--27) berücksichtigt, so bringt dieser Rückblick über Cauer und Wutke hinaus nichts Neues.


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