II. Die einzelnen Territorien.

Kuk ( 2193) schildert auf volkstümliche, kernig-lebendige Art, in packenden Einzelbildern, ohne durchweg seine Quellen aufzuführen, die durch das Montgelassche Kirchenregiment und seine Ausartungen hervorgerufenen Stimmungen und Zustände in Tirol und das feurige, meist unter persönlichen Gefahren und Opfern erfolgte Eintreten des Tiroler Klerus für die Sache der Freiheit.

Singer ( 2194) versucht gegen einen Aufsatz von Freiherrn von Hussarek in Band 109 des »Archivs für österreichische Geschichte«, der schon seinerseits eine Art Replik auf Ausführungen Singers von 1895 war, den Nachweis zu


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führen, daß das Konkordat Österreichs mit der Kurie von 1855, obwohl staatlicherseits als Koordination der beiden Gewalten gedacht, die Kirche grundsätzlich dem Staate überordnete und auch sonst Forderungen des »hierokratischen Prinzips« erfüllte.

Rieds Monographie über den Eichstätter Fürstbischof Moritz von Hutten ( 2195) ist ganz der Stellung gewidmet, die der Oberhirt der Reformation gegenüber eingenommen hat. Auf der Folie einer Skizze der persönlichen Entwicklung des jungen Hutten wird, stets durch eine Fülle von bezeichnenden Einzelheiten belebt, die durchaus im altkirchlichen Sinne gehaltene Tätigkeit des Bischofs in ihren kirchenpolitischen wie innerkirchlichen Bedingtheiten und Ausstrahlungen vorgeführt. Einerseits wird dabei die Verschiedenheit der Lage in Pfalz-Neuburg, der Oberpfalz und anderwärts deutlich; besonders vielseitig und lehrreich ist aber das gebotene Bild der kirchlichen Mißstände und ihrer Bekämpfung, der letzteren vornehmlich durch den Unterricht. Da Hutten mit seinem Streben nach Besserung der Verhältnisse allein stand, hat sich der Klerus aus seinem Stift bezeichnenderweise vielfach Nachbarsprengeln zugewandt.

Braun ( 2196) führt in verlässiger Schilderung der Versuche zu einer katholischen Restauration in Nürnberg zwischen Augsburger Religionsfrieden und Westfälischem Frieden durch das Auf und Nieder der sich vielfach in Einzelfällen und Einzelschritten auswirkenden Gegensätze bis zur Rettung des Protestantismus in der Reichsstadt durch Gustav Adolf. --Rabus ( 2197), der zur katholischen Kirche konvertierte Sohn eines Straßburger evangelischen Pfarrhauses, behandelt in seiner von Schottenloher herausgegebenen Pilgerfahrt nach Rom im Jahre 1575 nach dem Augenschein, aber auch nach literarischen Quellen natürlich vor allem stadtrömische, und zwar von uns für die Geschichte des religiösen Lebens und der Liturgie zum Teil erheblich zu wertende Dinge; immerhin stellt die Einführung des Herausgebers, stellen Einleitung und Schluß seines Reiseberichts ihn auch fest in das südliche Deutschland der beginnenden katholischen Restauration seines Zeitalters. --Duhr ( 2198) verteidigt den Beichtvater und Geheimsekretär der zweiten Gemahlin des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, Theresia Kunigunde, seinen Ordensbruder Smackers, ohne ihn von allen Mißgriffen in Ausübung seines schwierigen Amtes freizusprechen, glaubhaft wider die von Ritter von Lang gegen ihn erhobene Anschuldigung, als ob er zur Kurfürstin ein Liebesverhältnis unterhalten habe. -- Minges ( 2200) macht Ansätze zur Charakteristik seines Freundes und Ordensgenossen Hötzl, der, ein Mann von vielseitiger, namentlich auch wissenschaftlicher Begabung, um die Wende zu unserem Jahrhundert (1895--1902) den Augsburger Bischofssitz innehatte. --Zeller ( 2201) veröffentlicht, von älteren Autoren einen Trithemius und von neueren einen Berlière überbietend, zum erstenmal ein vollständiges Verzeichnis mainzisch-bambergischer Benediktinerordenskapitel bis 1524. Wenigstens bei den von den Vorgängern noch nicht behandelten Kapiteln beschränkt er sich keineswegs auf die nötigsten statistischen Angaben, sondern gibt erheblich weitergehende Orientierung. -- Was Stöckerl ( 2202) über das religiöse Leben und die Seelsorge in der bayerischen Reformatenprovinz der Franziskaner zusammenstellt, ist aus den bereitliegenden Materialien eines Mitbruders für eine Geschichte der Provinz geschöpft. -- Die Untersuchung Koglers ( 2204) zeigt die sog. Hausstudien bei den bayerischen Franziskanern von der Gründung der Reformatenprovinz


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1625 bis in die Aufklärungszeit und zur Säkularisation so gut wie noch ganz auf scholastische Methoden und auf Ausbildung von praktischen Seelsorgern eingestellt. Namentlich ist hier auch einmal aus den uns noch zahlreich überkommenen theses patentes und theses doctrinales des Ordens geschöpft worden. -- In verhältnismäßig ausgiebiger Erörterung behandelt Schmid ( 2208) die Verhältnisse der Abtei Benediktbeuren seit dem Dreißigjährigen Krieg auf dem religiösen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und Kunstgebiet. Vor allem das wieder aufblühende wissenschaftliche Leben und die Bautätigkeit des Klosters sind mit Liebe gezeichnet; die religiöse Disziplin war auch in den schlimmen Zeiten des 16. Jahrhunderts aufrechterhalten worden.

In archivalisch reich belegter, nicht immer leicht lesbarer Einzeluntersuchung berichtet Schellhaß ( 2210) von der Visitation des Nuntius Ninguarda im Bistum Konstanz 1579, den ihr zeitlich unmittelbar folgenden Konflikten in den Klöstern Petershausen und St. Georgen zu Stein am Rhein sowie dem Eingreifen des Bamberger Bischofs, Roms und der Territorialherren in die namentlich durch den Verfall des kirchlichen Lebens und der Zucht beim Klerus begründeten Schwierigkeiten, die schließlich doch im Sinne der katholischen Restauration zur Lösung kamen. --Baier ( 2211) behandelt auf archivalischer Grundlage die einzelnen Etappen der Handhabung des Epavenrechts -- d. h. des Rechts, wonach sich ein Staat die in seinem Bereich gelegenen Besitzungen usw. in anderen Staaten aufgehobener geistlicher Stiftungen aneignen will -- durch Baden und die mit Baden in Wechselbeziehungen stehenden Länder vom Reichsdeputationshauptschluß bis zur Aufhebung der Abtei Rheinau durch den Großen Rat des Kantons Zürich 1862. -- Als Ausschnitt aus einer größeren Arbeit über Buß bietet Dorneich ( 2212) eine wohldurchdachte Skizze seiner politischen Entwicklung bis 1845, die Abkehr dieses Feuerkopfes vom Liberalismus seiner Jugendjahre zu einer von ihm als solche gesehenen konservativkatholischen Politik wie zur sozialen Sendung der Kirche näher begreiflich machend. -- In einer auch als selbständige Schrift ausgegebenen Abhandlung deckt Mayer ( 2213) das persönliche Verhältnis seiner beiden sehr individuell veranlagten badischen Landsleute Stolz und Baumstark zueinander auf, wobei der Nachdruck auf einer schlicht-warmherzigen Schilderung der äußeren und inneren, religiösen und kirchenpolitischen Entwicklung Baumstarks liegt. Beigegeben sind ein paar gegenseitige Briefe aus der Zeit von 1868 bis 1883. -- Albert ( 2215) bietet zum erstenmal ein ausführlicheres Lebensbild des katholisch geborenen, aber seit seinem frühen Weggang aus dem politisch zu Kurmainz, kirchlich zu Würzburg gehörigen Königshofen evangelisch erzogenen Nikolaus Höniger. Als Korrektor der Henricpetrischen Druckerei in Basel und als Pfarrer war er »auf den Grenzgebieten zwischen der Streittheologie und der nicht minder polemischen Geschichtsschreibung des 16. Jahrhunderts« in umfassender Weise literarisch tätig, wobei es sich vielfach um Übersetzungen und Umarbeitungen älterer Schriften handelte. Alberts gründliche Untersuchung orientiert über seine Werke sowohl bibliographisch wie inhaltlich und weist ihm seine Stelle neben dem ihm befreundeten Pistorius als »Hauptvertreter der Anfänge der Geschichtsschreibung innerhalb der Markgrafschaft Baden« zu.

Pfleger ( 2216) ergänzt Fl. Landmanns Studie über »Das Schulwesen des Bistums Straßburg zur Sicherung des Nachwuchses für die theologischen Studien von 1802--1904. T. I (Straßburg 1905)« für die napoleonische und die


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ihr folgende Restaurationszeit auf Grund von Korrespondenzen des Rektors der Straßburger Akademie aus den Jahren 1811--1837, die er im Bezirksarchiv in Straßburg einsehen konnte. Vor allem kommen persönliche und lokale Dinge zur Sprache.

Gass ( 2217) setzt seine Beiträge zur elsässischen Kirchengeschichte der Zeit vor und während der großen französischen Revolution fort und bietet diesmal ein teilweise auf archivalische Quellen gestütztes, trotz des volkstümlich erzählenden Leittons im Grunde recht nützliches Büchlein über die Molsheimer Ordens- und Weltgeistlichen, insbesondere der Schreckensära. -- In einem ebenfalls ein wenig volkstümlich zugestutzten, auch wissenschaftlich und darstellerisch beachtlichen Buche schildert der schon eben einmal genannte Pfleger ( 2218) seinen elsässischen Landsmann Mühe. Mühes Persönlichkeit und vielseitige, durch innere Vertiefung und einen erheblichen romanischneukirchlichen Einschlag charakterisierte pastorale Tätigkeit verkörpern ein gut Teil elsässischer Kirchengeschichte der weit gefaßten ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Der Umstand, daß er seine theologische Ausbildung in Mainz empfing und daß er auf Görres während dessen Straßburger Aufenthalts Eindruck machte, bringt den Elsässer auch mit der kirchlichen Kulturgeschichte des inneren Deutschland in Beziehung. --Klein ( 2219) legt seine, in ihrer ersten Fassung schon 1899 erschienene, reichhaltige Biographie des Bischofs der lothringischen Diözese Metz um die Mitte und bis ins vorletzte Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, Paul Dupont des Loges, in neuer Ausgabe vor. In seiner äußeren Einrichtung, die sich im allgemeinen an die chronologische Folge der Geschehnisse anschließt, ist das Buch das alte geblieben, nur daß ein Nachtrag über die 1923 erfolgte Enthüllung des Grabdenkmals für Dupont im Metzer Dom hinzutrat, und daß sich etliche Sätze finden, die auf den Souveränitätswechsel in Elsaß-Lothringen vom Jahre 1918 hindeuten. Auch wenn man nicht auf dem Titelblatt des Bandes ausdrücklich läse, daß es sich um eine von der Académie française preisgekrönte Arbeit handelt, würde hervorzuheben sein, daß hier der Durchschnitt der Biographien über kirchliche Persönlichkeiten bemerklich übertroffen ist. Freilich begnügt sich Klein mit einem Werk der gewandten und fließenden Tatsachenerzählung; was er liefert, ist keineswegs eine ständig reflektierende und kritisierende, psychologisch sehr tiefschürfende Charakterstudie. Auf Duponts Vorliebe für die spezifisch romanischen Frömmigkeitsformen, seine bekannte Haltung beim Vatikanum, seine legitimistisch begründete Reserve Napoleon III. gegenüber, seine eigenartig schillernden Beziehungen zu Manteuffel sei besonders aufmerksam gemacht. Wie wesentlich unterschied sich doch die zurückhaltend-selbstbewußte, geschmeidige Art dieses einer alten Familie der Bretagne entstammenden, im Seminar Saint-Sulpice ausgebildeten Prälaten vom Wesen seines elsässischen Nachbarn und Schicksalsgenossen, des alemannischen Winzersohnes Raess, der in Mainz gelernt und gelehrt hatte! Kleins Buch gehört in seiner ersten Hälfte mehr dem Schrifttum zur französischen, in seiner zweiten aber vorwiegend dem zur deutschen Kirchengeschichte an.

Dem Lebensbild eines jüngeren Mainzer Theologen, Johann Bapt. Heinrich, aus der Feder Pastors ( 2221) gibt der Umstand seinen Wert, daß es »nach originalen Quellen und persönlichen Erinnerungen« gezeichnet wurde. In der ansprechenden Schrift, die mehr nur eine Vorarbeit für eine größere, die


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Mainzer Schule auch fachtheologisch analysierende Biographie ist, führt in der Hauptsache der dankbare, Heinrich persönlich nahestehende und weltanschaulich eins mit ihm gehende Verehrer das Wort, weniger der Historiker, der kritischen Abstand von seinem Helden hält. Neue Lichter fallen namentlich auf Heinrichs Beweggründe für seine Hinwendung zum geistlichen Beruf wie auf seine Mitarbeit an der Mainzer Zeitschrift »Der Katholik«. -- Die Korum-Biographie von Treitz ( 2223) ist die auf weitere Kreise berechnete Arbeit eines Pfarrers, der einstmals zu dem Trierer Bischof in dem Verhältnis eines Geheimsekretärs gestanden hat. Ohne gerade von einer tiefergehenden Problematik erfüllt zu sein, führt das sympathische Buch doch gut in Denken und Fühlen, Wirken und Kämpfen Korums ein. Es strahlt viel natürliche Wärme aus und läßt namentlich die Tragik des im französisch beherrschten Elsaß Geborenen deutlich erkennen, der wider seinen Willen zum Bischof eines politisch zu Preußen gehörigen Sprengels bestellt wurde. Neue Quellen sind sowohl für Korums Priesterjahre in der elsässischen Heimat wie auch zur Vorgeschichte seiner Berufung nach Trier und zu verschiedenen Ereignissen seines vierzigjährigen tiefeingreifenden Wirkens in der alten südrheinländischen Diözese ins Fließen gebracht. Vgl. meine Einzelanzeige im Histor. Jahrbuch 45, 609. --Försters ( 2224) sorgsame Untersuchung der Reformarbeit des Kölner Erzbischofs Adolf III. -- vgl. meine Anzeige Histor. Jahrbuch 46, 418 -- handelt, durchweg auf ungedruckten Protokollen und anderen handschriftlichen Quellen beruhend, mit einer sehr hohen Wertung der formula reformationis Karls V. von 1548, in ihren Hauptteilen über die Synoden, das Provinzialkonzil und die durchgeführten oder beabsichtigten Visitationen 1548 und 1549. -- Paas ( 2225) berichtet über das Seminarium Norbertinum in Köln (1615--1803), das eine Gründung der Prämonstratenserabtei Steinfeld und für die westfälische Zirkarie des Ordens bestimmt war. Die Arbeit stellt, den vorliegenden Quellen folgend, die äußeren Verhältnisse und Schicksale der Anstalt in den Vordergrund. --Holt hat seinerzeit im Neuen Archiv 44, 341 ff. einen Aufsatz »Die Sammlung von Heiligenleben des Laurentius Surius« veröffentlicht, der von den Quellen, die der Kölner Karthäuser benutzte, und der Art, wie er sie verarbeitete, berichten konnte. Er ergänzt ihn jetzt ( 2226) durch eine Abhandlung, die der Entstehungsgeschichte jener Sammlung gilt und über ihre verschiedenen lateinischen und deutschen Ausgaben unterrichtet. Die rege Mithilfe der Gesellschaft Jesu beim Zustandekommen des -- vom Verfasser ja im Gegensatz zu dem der späteren Bollandisten als Belehrungs- und namentlich als Erbauungsbuches gedachten -- erfolgreichen Werkes wird auf Grund des im Kölner Stadtarchiv befindlichen Briefbuchs des Jesuiten Rethius festgelegt und die literarische Tätigkeit des Surius dem Rahmen der kirchlichen Restaurationsströmung in Köln um die Mitte des 16. Jahrhunderts eingefügt.

Das Lippstädter Kloster St. Annen Rosengarten, dessen Beziehungen zur katholischen Gemeinde Lippstadt Laumanns ( 2228) in Fortsetzung eines 1923 an der nämlichen Stelle wie die jetzige zweite Arbeit erschienenen Einleitungsaufsatzes eingehend schildert, war ursprünglich ein Haus der Schwestern vom gemeinsamen Leben, seit Mitte des 15. Jahrhunderts Augustinerinnenkloster nach den Grundsätzen der Windesheimer Kongregation. -- Die 1847 von Ronge begründete, Köpfe wie Malvida von Meysenbug, Karl Fröbel, Charlotte Paulsen in sich schließende und 1853 durch Senatsbeschluß


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gewaltsam zerstörte deutsch-katholische Gemeinde in Hamburg hat sich, wie Kayser ( 2231), ohne seine persönlichen Sympathien für die Bewegung zu verleugnen und doch sorgsam abwägend, ausführt, einerseits alsbald vom eigentlichen Christentum und vom Theismus losgelöst, andererseits während ihrer kurzen Lebenszeit eine nicht unerhebliche humanitäre Arbeit geleistet. Die Hamburger Gemeinschaft hat das von Kayser beklagte behördliche Todesurteil, das über sie erging, dem schrankenlosen religiösen und politischen Liberalismus zu verdanken, der in sie eindrang oder in ihr vermutet wurde, und der mit dem Gegensatz zu Orthodoxie und Pietismus doch noch nicht deutlich genug bezeichnet ist. --Haselbeck ( 2232) beginnt in einem verhältnismäßig schmalen Heft damit, das urkundliche Material zur Geschichte der 1521 unter dem Namen Thuringia abgezweigten, um 1590 wieder erloschenen Obersächsischen Ordensprovinz der Franziskaner, ob schon gedruckt oder noch ungedruckt, in zwangloser Folge zu sammeln. Das aus den Zeitverhältnissen geborene Verfahren soll durch ein systematisches Regestenverzeichnis am Schluß der ganzen Ausgabe gleichsam legalisiert werden.

Die Übersetzung des mit Kritik zu verwertenden Tagebuchs des Dominikaners Bruns ( 2233), das eine Geschichte der Anfänge der katholischen Gemeinde Potsdam und einen Bericht von der freundlichen Haltung Friedrich Wilhelms I. Bruns, der Gemeinde und überhaupt der katholischen Kirche gegenüber gibt, ist für weitere Kreise bestimmt, die in manchem schon weiterführende Berliner Dissertation von Leonhard Krix von 1915 über diesen Gegenstand -- vgl. meine Besprechung in Theolog. Revue 16, 226 f. -- ist für die Ausgabe nicht benutzt. -- Die von Romeis ( 2234) mit Wärme und Takt erzählte Lebens- und religiöse Entwicklungsgeschichte der Landgräfin Anna von Hessen, einer Enkelin Friedrich Wilhelms III. von Preußen und der Königin Luise, führt an die deutschen Höfe und auch in hohe kirchliche Kreise der letzten zwei Menschenalter vor dem großen Krieg; der lange erwogene, ein rein persönliches Bedürfnis befriedigende Übertritt der Prinzessin zur katholischen Kirche war im Zusammenhang mit der gänzlich ablehnenden Haltung, die Wilhelm II. als Chef des Hohenzollernhauses zeitweilig zu dem Schritt seiner Tante einnahm, seinerzeit auch der großen Öffentlichkeit bekannt und interessant geworden. -- Lühr ( 2235) hat durch die mit Sorgfalt durchgeführte und durch eine eigene geschichtliche Einleitung erläuterte Herausgabe der Braunsberger Matrikel insofern neben der provinziellen sogar der allgemeineren Kirchengeschichte einen Dienst erwiesen, als das Braunsberger Seminar im Laufe der Zeiten unter seinen 1400 Zöglingen auch zahlreiche Ausländer ausgebildet hat, unter anderen mehr als 150 Angehörige des griechisch-unierten Basilianerordens. --Mazura ( 2236) folgt der Entwicklung des politischen Katholizismus von der 1848 gleichzeitig mit der allgemeindeutschen Organisation erfolgten Begründung des »schlesisch-katholischen Vereins« über eine Reihe von Zwischenstationen bis zum Jahre 1879, d. h. bis zur schließlichen Etikettierung eines vorher einen anderen Namen tragenden Vereins als »Verein der Zentrumspartei«. Begreiflicherweise läßt die durch ihre mutige Inangriffnahme eines fast allzu mannigfaltigen Problemkomplexes und z. B. auch ihre lehrreichen statistischen Angaben bemerkliche Studie hier und da noch Fragen offen. Vgl. meine Einzelanzeige im Histor. Jahrbuch 46, 421 f.


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