VI. Wirtschaftsgeschichte.

Die Wirtschaftsgeschichte eines märkischen Landesteils ist um ein gutes Stück durch eine Quellenedition gefördert worden, die wir Joh. Schultze verdanken ( 1936). Ein amtlicher Bericht anläßlich der sogen. Landesvisitation von 1652 gestattet uns einen tieferen Einblick in die Bevölkerungsverhältnisse nach dem Dreißigjährigen Kriege. Schultze druckt in vereinfachter Form die Aufzeichnungen über die Herrschaft Ruppin. Sie zeigen in erschreckendster Weise die trostlose Lage des Landes und ein starkes Fluktuieren der Einwohnerschaft. So zahlreich die Geschichten bedeutender Berliner Firmen sind, um so mehr bedürfen wir solcher für den Bezirk der Provinz. W. Fraenger widmet eine sehr beachtliche Studie der Neuruppiner Firma Kühn in seinen auch kulturgeschichtlich interessanten »Materialien zur Frühgeschichte des Neuruppiner Bilderbogens« ( 696). Wie weit dieses Unternehmen wirkte, erweist die Zahl der hergestellten Blätter (1832/33 z. B. 1 140 000). Ebenfalls ziemlich jungen Datums ist die optische Industrie von Rathenow, über die wir, soweit sie durch ihren Begründer, den Prediger Duncker (um 1800), und die an ihn sich knüpfende Firma Busch gefördert wurde, ausgezeichnet belehrt werden in einer Arbeit von K. Albrecht ( 1940). Auch dem Havellande, wenigstens zum Teil, gilt ein Buch von H. Siemon, das der Kultivierung und Besiedlung des Havelländischen und Rhinluches gewidmet ist ( 1938). Die geschichtlichen Faktoren sind dabei


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nicht übersehen, kommen aber zu kurz. Auf einen wesentlichen Faktor in der landwirtschaftlichen Produktion der Mark macht Joh. Schultze aufmerksam ( 1940 a), auf »Die Märkische Ökonomische Gesellschaft«. Nach dem Vorbild ausländischer Gesellschaften 1791 gegründet, und zwar von rein privater Seite, dann vom König gefördert, hat sie für die landwirtschaftliche Belehrung weiterer Kreise manches getan. Die Wirtschaftsgeschichte der bedeutendsten märkischen Handelsstadt, Frankfurt a. d. O., ist noch nicht geschrieben. Als Vorarbeiten, die nach gehöriger Prüfung benutzt werden könnten, dürfen zwei Dissertationen von R. Schönebeck ( 1848) und H. O. Dehne ( 1939) angesehen werden, die einen Frühabschnitt bzw. eine Institution wie die Messe im 18. Jahrhundert behandeln.


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