I. Allgemeine Quellenkunde.

Bibliographische Veröffentlichungen umfassender Art liegen für Niedersachsen nicht vor. Die Literatur der Jahre 1915--24 für das Arbeitsgebiet der Historischen Kommission zu Hannover ist in Bearbeitung; die Mittel für ihre baldige Veröffentlichung -- als Beiheft des »Niedersächsischen Jahrbuches« -- hat die Kommission bereits bewilligt. Künftig wird dann die Bibliographie fortlaufend jährlich, wie es für 1910, 1911, 1912 und 1913/14 (Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrgang 1912, 1913, 1914 und 1917) geschehen war, im »Niedersächsischen Jahrbuch« erscheinen. Die »Hansische Umschau« für das Jahr 1925, von R. Häpke ( 31) zusammengestellt, und das Register zu den Jahrgängen 1871 bis 1925 der »Hansischen Geschichtsblätter« ( 13) seien hier erwähnt. Eine kurze Übersicht über die Lüneburger Geschichtschreibung hat W. Reinecke ( 875), der Leiter des Lüneburger Stadtarchivs, in einem Aufsatz zusammengestellt, der im wesentlichen einen im Juni 1914 gehaltenen Vortrag wiedergibt. Eine umfassendere Darstellung dieser Chronistik ist hoffentlich bei der Herausgabe des Sonderbandes Lüneburg in der Sammlung »Chroniken der deutschen Städte« durch die Historische Kommission der bayrischen Akademie der Wissenschaften zu erwarten.

Die Historische Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen zeigt in ihrem 15. »Jahresbericht« einen ruhigen Fortschritt in der Förderung ihrer wissenschaftlichen Unternehmungen.

Die Übersicht über »Archive, Bibliotheken und Museen im Arbeitsgebiet der Historischen Kommission« ( 86) bringt Nachträge und Ergänzungen zu S. 253--70 des ersten Bandes vom »Niedersächsischen Jahrbuch«. Neu aufgenommen sind das Museum in Hameln, das Stadtarchiv, das Heimatmuseum und Kriegserinnerungsmuseum in Oldenburg.

Den »Plan einer allgemeinen niedersächsischen Biographie«, der durch die Historische Kommission verfolgt wird, behandelt F. Busch ( 49) in einem erweiterten Vortrage. Während in der Biographie, die schätzungsweise 10 bis


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15 Bände füllen wird, die Personen mit bemerkenswerter Tätigkeit Aufnahme finden sollen, werden in einem »Biographischen Handbuch für Niedersachsen«, für das höchstens zwei Bände in Aussicht genommen sind, alle Personen, die nur einige Bedeutung gehabt haben und nach denen einmal Nachfrage entstehen kann, aufgeführt. Von Genealogien ist die Bearbeitung der Geschichte einer adligen und bürgerlichen Familie zu nennen. »Das Geschlecht der von Estorff«, das im wesentlichen auf Forschungen des 1915 in Masuren gefallenen Generalmajors E. v. Estorff ( 471) beruht, ist ganz in die allgemeine Geschichte des Bardengaues und des späteren Herzogtums Lüneburg verarbeitet. Ebenso hat A. Stüve ( 486) die »Geschichte der Familie Ringelmann« dem Rahmen der Zeitgeschichte eingespannt und so einen Beitrag zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte des alten Osnabrück gegeben.

Die niedersächsische Münzkunde ist durch zwei Aufsätze vertreten. Ortwin Meier ( 1841) behandelt die Münzen und Münzverhältnisse unter Ulrich Cirksena I. (1464--66), Enno I. (1466--91) und Edzard I. (1491--1528). Der Abschnitt von 1528 bis 1544 soll später folgen. Die Darstellung bietet den ursprünglichen Text, den Tergast, dem die Drucklegung des zweiten Bandes über die Münzen von Ostfriesland nicht mehr vergönnt war, für die Jahre 1464--1540 im Manuskript hinterlassen hat. Meier hat viele wertvolle Zusätze gemacht und das Münzverzeichnis wesentlich erweitert. -- Eine Skizze der ältesten Geld- und Münzgeschichte des Bistums Osnabrück, die noch vielfach im Dunkeln liegt, gibt K. Kennepohl ( 1835) von der Zeit der S. Colonia- Denare, von 889, dem Diplom Arnulfs, bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)