VI. Wirtschaftsgeschichte.

Die Wirtschaftsgeschichte Niedersachsens hat verschiedene Bearbeiter gefunden. F. Knoke ( 559) steigt in die Anfänge unserer Geschichte hinab und behandelt die Wirtschafts- und Siedlungsverhältnisse zur Römerzeit, als unser Volk in seine Geschichte eintrat. -- H. Schloemann ( 561) untersucht die Siedlungsgeschichte der Angelbecker Mark, zunächst im 16. Jahrhundert, dann aber besonders die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem Dreißigjährigen Kriege, die so verhängnisvoll auf die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner gewirkt haben. Er versucht, »die Einflüsse von Bodenart und Oberflächengestaltung auf die Besiedlungsform, die Wechselbeziehungen zwischen Besiedlungsform und Volkscharakter und die Abhängigkeit von Volksdichte, Gesundheits- und Sittlichkeitsverhältnissen von der wirtschaftlichen Entwicklung zu zeigen«. -- R. Middendorff ( 558), dessen Arbeit leider nur im Auszuge gedruckt ist, legt zunächst dar, daß der Verfall der Marken seit dem Ende des 16. Jahrhunderts durch Kriegsnöte, besonders aber aus wirtschaftlichen Gründen eintrat. Trotzdem man diesem Verfall zu begegnen suchte, führte er doch im 18. Jahrhundert zur Inangriffnahme und Durchführung einer planmäßigen Auflösung der gemeinen Marken. -- Der Handel in Braunschweig und Hannover sowie das Glasmacher- und Tischlergewerbe haben Monographien erhalten. H. Metzel ( 1839) gibt zunächst ein Bild von Braunschweigs Binnenhandel, der nach Goslar, Hildesheim und Lüneburg führte. Braunschweig war dank der Förderung Heinrichs des Löwen, für dessen Städtepolitik es neben Lübeck das beste Beispiel ist, der größte Handelsplatz Binnensachsens geworden. Doch auch der Außenhandel über die Nordsee nach England und Flandern und in Länder der Ostsee hatte früh schon große Bedeutung. -- W. Peek ( 1745) zeigt, daß das kaufmännische Gildewesen in Hannover der Entwicklung des Handels entgegenstand. Zuerst hat man hier noch der Einführung der Gewerbefreiheit durch Verschärfung des Zunftzwanges und Wiederherstellung veralteter Zunfteinrichtungen entgegenzuarbeiten versucht, doch der Grundsatz der Arbeitsteilung war zu mächtig geworden, um von den Gilden unterdrückt zu werden. -- F. Tenner ( 1748) gibt einen guten Überblick über die Harzer Glasindustrie, die längst verschwunden ist und nur eine Entwicklungsphase in dem Werdegange unserer jetzigen hochentwickelten Glasindustrie bedeutet. -- F. Fuhse ( 1917) schreibt eine Geschichte des braunschweigischen Tischlerhandwerks von der Erteilung der Innungsordnung ( 1549) bis ins 19. Jahrhundert und behandelt die Stobwasser-Arbeiten, jene seit etwa 1700 in Deutschland auftauchenden mit Relieflack überzogenen Möbel und andere Gegenstände.


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