VI. Kirchengeschichte.

Ein Verzeichnis und eine Beschreibung der ältesten Grenzsteine des Breslauer Bistumslandes, der sogen. »Bischofssteine«, die durch ihre Inschriften und Hirtenstäbe als Grenzsteine des ehemaligen weltlichen Besitzes des Bistums Breslau hinlänglich ausgewiesen sind, bringt P. Bretschneider ( 2104) und zugleich eine Untersuchung über den Gebrauch des Kreuzzeichens für die Grenzbezeichnung und über die Entstehungszeit der zu den ältesten monumenta epigraphica Schlesiens gehörenden Inschriften, die für die Zeit zwischen 1290 und 1319 nachgewiesen werden. -- Zu der reichhaltigen Literatur über die römischen Jubiläen steuert


S.540

E. Laslowski ( 2168) aus lokalgeschichtlichen Quellen Nachrichten für die Teilnahme Schlesiens an den römischen Jubeljahren (bis 1525) bei, worunter nur jene vollkommenen Ablässe zu verstehen sind, die zu bestimmten Zeitabschnitten ausschließlich von Rom selbst gewonnen werden konnten. Sehr dankenswert ist die der Schrift beigegebene Übersicht über die sehr starke mittelalterliche Ablaßliteratur schlesischer Bibliotheken. -- J. Bauermann ( 2106) gibt in Ergänzung der in Jechts Geschichte der Stadt Görlitz nur aufgeführten Namen der Görlitzer Pfarrer des ersten Jahrhunderts der Stadt nähere Nachrichten über die Person eines derselben, des märkischen Edelmannes Albert v. Rehfeld. Die Görlitzer Pfarre, die als die beste im Bistum Meißen galt, wurde diesem fürstlichen Notar anscheinend bei seinem Ausscheiden aus dem Notariatsamt bzw. beim Tode des Markgrafen Otto verliehen, woraus sich zugleich für die rechtliche Stellung der Görlitzer Kirche die Feststellung ergibt, daß bereits die Askanier das landesherrliche Patronat darüber besessen haben müssen. -- Die von K. Kastner ( 2105) veröffentlichte, mit dem Jahre 1219 beginnende und bis zur Gegenwart reichende Geschichte der Pfarrer der Glogauer Nikolaikirche enthält die aus archivalischem Material geschöpften biographischen Nachrichten von 46 Geistlichen und stellt ein Verzeichnis dar, wie es die wenigsten Gemeinden Schlesiens besitzen. -- Anläßlich des 400jährigen Reformationsjubiläums, das die evangelischen Gemeinden in Görlitz im Jahre 1925 begingen, veröffentlicht A. Zobel ( 2409) seine neuen Untersuchungen über die Einführung der Reformation in Görlitz und Umgegend, die die umfängliche darüber bereits vorhandene Literatur auf ihre quellenmäßige Zuverlässigkeit prüfen und auf Grund von neu veröffentlichten Geschichtsquellen die Görlitzer Reformationsgeschichte zu einem klaren Verständnis bringen. -- Die von G. Hoffmann ( 1950) behandelte griechischkatholische Gemeinde in Breslau ( 1743), die schon unter Friedrichs d. Gr. Nachfolger kläglich scheiterte, hat weder auf die politischen Verhältnisse der Provinz und den inneren Zustand Schlesiens einen Einfluß ausgeübt, noch überhaupt bemerkenswerte Resultate gezeitigt, so interessant die Errichtung dieser Gemeinde morgenländischen Bekenntnisses auch ist. -- Auf sorgfältigen Quellenstudien fußend, schildert A. Nowack ( 2106a) die Geschichte der Pfarrei Groß-Strehlitz (O.-S.), gibt ein Verzeichnis ihrer Pfarrer und Nebenkirchen und behandelt zugleich auch die Gründung der deutschen Stadt Strehlitz. -- Das bisher wenig beachtete Gebiet der Anfänge des Deutschkatholizismus behandelt H. J. Christiani ( 2186), der nach einer kurzen Darstellung des Entwicklungsganges des schlesischen Priesters Joh. Ronge dessen mit der bekannten Veröffentlichung seines Briefes (i. J. 1844) gegen die Rockverehrung in Trier beginnenden Kampf gegen Rom und in der Folge sein Wirken für die Gründung und Organisation deutschkatholischer Gemeinden in Deutschland schildert, das ihn weit über den engen Rahmen der Breslauer Diözesangeschichte hervortreten läßt. -- P. Mazura ( 2236) verfolgt unter Erfassung und Darstellung der Ideenzusammenhänge das historische Werden des politischen Katholizismus in Schlesien seit dem Zusammenschluß der Katholiken im »Schlesisch-katholischen Verein« (i. J. 1848), die politische Selbständigkeitsbewegung der schlesischen Katholiken nach dem Kriege mit Österreich, den politischen Katholizismus in Schlesien während des Kulturkampfes, seit dem die in zahlreichen Vereinen organisierten Katholiken Schlesiens kraft ihrer

S.541

eigenen, einheitlich geführten Presse ein schwerwiegender und bedeutsamer Faktor des öffentlichen Lebens geworden sind.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)