III. Historische Landeskunde und Ortsgeschichte.

Auf diesem Gebiete ist reichlicher, wenn auch zum Teil mit wissenschaftlich unzureichenden Kräften, gearbeitet worden. Bisher unveröffentlichte Urkunden zur Chemnitzer Geschichte des Mittelalters druckt P. Uhle ab (Die Schützschen Unternehmungen im mittelalt. Chemnitz. Mitt. V. G. Chemnitz 24, 12--23). Eine umfangreiche Darstellung der Geschichte des Döbelner Bezirkes von der Vorzeit bis zur Gegenwart bietet E. Reinhold ( 345), doch leidet das vielseitige Buch an Ungleichwertigkeit der Teile bzw. der benutzten Vorarbeiten. Die letzten beiden Jahrhunderte der Dresdner Geschichte behandeln E. Haenel und E. Kalkschmidt ( 341); sie bringen eine Fülle von wertvollstem kulturgeschichtlichen und zumal kunstgeschichtlichen Stoff, dem durch über 200 Abbildungen Anschaulichkeit verliehen wird. O. Trautmann ( 581) stellt Lage und Umfang des ursprünglichen Dorfes Altendresden innerhalb der späteren Stadt gleichen Namens, der heutigen Dresdner Neustadt, auf Grund eingehender archivalischer Studien glaubhaft fest. Einen hochwertigen Aufsatz zur Geschichte Freibergs im Dreißigjährigen Kriege liefert C. Täschner ( 981a). Der Wert der Arbeit liegt weniger in der Darstellung der militärischen Ereignisse als in den Anlagen, die außer einem sorgfältigen Verzeichnis der Freiberger Schriften zum Dreißigjährigen Krieg reichen Stoff über seine wirtschaftlichen Folgen enthalten. Sprach- und kulturgeschichtlich beachtlich ist die Arbeit P. Knauths ( 693a) über Freiberger Familiennamen. 450 Familiennamen werden in 7 Gruppen nach ihrer Herkunft betrachtet. Dagegen tragen rein lokalgeschichtlichen Charakter die Arbeiten von R. Oertel ( 343) über Hartenstein und O. Schleinitz' Chronik der Parochie Hennersdorf und Schönfeld. (Dresden, Selbstverlag, 100 S.) Die siedlungs- und wirtschaftsgeschichtlich hochwertige, unmittelbar aus dem umfangreichen archivalischen Stoff erarbeitete Inaugural-Dissertation W. Hausteins ( 1683) über das Amt Leipzig ist leider noch ungedruckt. Ebenfalls eine ganz vorzügliche Arbeit ist


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E. Wilds ( 346) umfangreiche Geschichte von Markneukirchen. Sie umfaßt alle Seiten geschichtlichen Lebens dieser vogtländischen Stadt von der Zeit der Besiedlung bis zur Neuzeit und sprengt fast den Rahmen einer Ortsgeschichte. Die von A. Diener v. Schönberg ( 344) neu herausgegebene Pindersche Geschichte der Kirchfahrt Olbernhau hat bei dem auf ein Vielfaches des Stoffes vermehrten Umfang kaum noch mit Pinder etwas zu tun, kommt aber über Stoffsammlung wenig hinaus. R. Flachs ( 15) bietet eine sorgfältige Bibliographie zur Geschichte der an geschichtlichen Ereignissen so reichen Stadt Pirna. G. Sommerfeldts Arbeit: »Streifzüge durch das Rödertal« (Radeberg, Pfeil, 61 S.) enthält wohl vereinzelt brauchbares Material, ist aber als Darstellung völlig verfehlt. Dagegen ist die kleine Arbeit A. Meiches ( 345a) über den Fürßener Schulverband eine ganz vorzügliche Zusammenfassung des kulturgeschichtlich Beachtenswerten einiger an sich fast geschichtsloser Dörfer. -- Am Schluß dieses Abschnittes soll nicht ein Hinweis unterlassen werden auf die im Freistaat Sachsen zahlreichen Heimatbeilagen der Tageszeitungen, die leider zumeist die unterschiedslose Bezeichnung »Unsere Heimat« führen, aber teilweise recht wertvollen Quellenstoff zur Ortsgeschichte veröffentlichen.


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