IV. Quellen und Darstellungen im einzelnen.

Das Mittelalter ist ganz schwach vertreten. Die gründliche Arbeit E. Heinzes ( 848) berührt zwar die sächsische Geschichte, aber nicht das Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen; denn sowohl die alte Pfalzgrafschaft Sachsen-Lauchstädt wie die neue des 14. Jahrhunderts, Sachsen-Allstedt, liegen auf heute preußischem Gebiet. H. Kretzschmar ( 919) zeigt recht anschaulich, wie zwischen dem brandenburgischen Kurfürsten Albrecht Achilles und dem sächsischen Kurfürsten Ernst recht gute nachbarliche Beziehungen bestehen konnten, weil beide politisch anderweit gebunden waren, der Brandenburger durch seine Reichspolitik, der Sachse durch die böhmische Bedrohung.

Das 400jährige Gedenken der großen Bauernrevolution von 1525 hat zwar viel populäre und wissenschaftliche Literatur entstehen lassen, die aber das heutige Sachsen wenig berührt, da es nur mit seiner Südwestecke an den Ereignissen beteiligt gewesen ist. Darüber, über den Verlauf der Unruhen im Vogtland, berichtet E. Pietsch ( 943). An der Hand der z. T. abgedruckten Quellen, Rechnungen der Ämter Plauen und Vogtsberg, zeigt P., daß der Aufruhr zunächst gefährlich aussah, dann aber sehr harmlos ausging. Darum fiel auch das Strafgericht ausnahmsweise sehr glimpflich aus. Sonst liegen aus dem 16. Jahrhundert nur noch zwei kleine Miszellen von G. Sommerfeldt vor über das politisch bedeutsame Carlowitzische Geschlecht ( 470) und über ein Schreiben des Markgrafen Georg Friedrich v. Ansbach an Kurfürst August ( 967), die nur Stoffwert besitzen. Interessante Streiflichter auf die finanziellen Schwierigkeiten, in die Frankfurt a. M. und Kursachsen durch die kaiserliche Überweisung der Reichskriegssteuerbeiträge Frankfurts an Kursachsen gerieten, wirft Frhr. v. Danckelmans ( 989) Skizze, zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Aufstiegs der deutschen Juden. Sehr wertvoll ist der Aufsatz H. Kretzschmars ( 1000) über die albertinischen Seitenlinien. Nach eingehender Betrachtung der rechtlichen Unstimmigkeiten des Testaments Johann Georgs I. von 1652, die auch der »freundbrüderliche


S.544

Hauptvergleich« von 1657 nicht restlos beseitigen konnte, untersucht K. die bisher fast unbekannte Behördenorganisation der Weißenfelser Linie mit ihren Nebenzweigen Querfurt und Barby. Die Inaugural-Dissertation von Th. v. Seydewitz ( 1011) über Augusts des Starken Kabinettsminister Manteuffel ist so vorzüglich, daß sie in der Schriftenreihe »Aus Sachsens Vergangenheit« von der Sächs. Kom. f. Geschichte als H. 5 gedruckt worden ist; sie wird im Jahrgang 1926 zu würdigen sein. Der Aufsatz P. Haakes ( 1007) ist trotz der reichen Bilderbeigaben konzentrierte Wissenschaft und genügt zur Orientierung über das Verhältnis der Höfe zu Berlin und Dresden in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. Die unmittelbar aus den Akten erarbeitete Inaugural-Dissertation von H. Odernheimer ( 1044) über L. F. v. Saul, die gute Aufschlüsse über Brühls Politik gibt, ist leider noch ungedruckt. Der Aufsatz H.-H. Thumanns ( 1185) ist die Zusammenfassung seiner Inaugural-Dissertation. Das Licht, das diese Arbeit auf das Ringen zwischen dem großdeutschen und dem kleindeutschen Gedanken wirft, ist in der Gegenwart ganz besonders wertvoll.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)