III. Historische Landeskunde.

Die Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt hat ein neues Jahrbuch begründet, das unter dem Namen »Sachsen und Anhalt« von R. Holtzmann und W. Möllenberg herausgegeben wird. Das Jahrbuch will der landesgeschichtlichen Forschung in der Provinz Sachsen und in Anhalt neuen Antrieb geben und vornehmlich zu den größeren Problemen, die sich hier bieten, Stellung nehmen, daneben die Geschichtsvereine der Provinz Sachsen und Anhalts enger verknüpfen, weiter kritisch Referate über die Neuerscheinungen der geschichtlichen Literatur der Provinz Sachsen und Anhalts bieten und


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schließlich als Organ der Historischen Kommission über deren Tätigkeit fortlaufend berichten. Der 1. Band enthält auf 578 S. neun Aufsätze, Literaturberichte und Nachrichten (darunter die neuen Satzungen der Historischen Kommission). -- Mit gutem Grunde steht an der Spitze des 1. Bandes des neuen Jahrbuchs »Sachsen und Anhalt« Wütschkes Studie über die geographischen Grundlagen der mitteldeutschen Gebietsgestaltung ( 579); er erblickt in dem mittleren Elbebecken den Kern jenes Gebiets, das, von der Altmark und dem thüringischen Hügelland beiderseits flankiert, sich als rechte Übergangslandschaft von der mitteldeutschen Gebirgsschwelle zum norddeutschen Flachlande darstellt. Entsprechen die vorgeschichtliche Besiedlung und die frühgermanischen Wanderungsvorgänge diesen geographisch-morphologischen Bedingtheiten, so hat sich die eigentlich geschichtliche territoriale Gestaltung dann eher entgegen den geographischen Gegebenheiten vollzogen. -- An gleicher Stelle läßt sich G. Reischel über die Karten- und Wüstungswerke der Historischen Kommission aus; die Flurkarten werden in der sich immer mehr entwickelnden Technik ihrer Bearbeitung sowie in ihrer Auswertung im Zusammenhang der Wüstungsforschung gewürdigt; auch ältere Versuche auf diesem Gebiet finden Berücksichtigung ( 578). -- Eine umfängliche, auch die verfassungsrechtliche Seite behandelnde Untersuchung widmet Albert Schmidt der historisch-topographischen Entwicklung der Stadt Sangerhausen im Mittelalter ( 576). -- Der Aufsatz von Clemens Laufköter weist bei der Untersuchung der Verbreitung der Ortsnamen auf -ingerode auch auf die erstaunliche Häufigkeit des Wüstwerdens und Vergehens dieser Orte hin ( 682). -- Die Herrschaft des Hochstiftes Naumburg östlich der Mulde, die sich von Dahlen und Strehla her auf dem rechten Elbufer namentlich im Rödergebiet fortsetzte und erweiterte, behandelt die Leipziger Dissertation von Otto Bruno Herrmann bis zum Übergang dieser Gebiete an die Wettiner. Dabei wird auf verfassungs- und wirtschaftsgeschichtliche Probleme eingegangen, die Mitwirkung der Stiftsherrschaft an der ostdeutschen Kolonisation behandelt, und diese Einzelvorgänge werden in dem Zusammenhang größerer allgemeingeschichtlicher Wandlungen gewürdigt ( 577).


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