VII. Kultur- und Bildungsgeschichte.

Durch Gediegenheit der Ausstattung wie durch gründliche, frühere Forschungen in vielem Betracht vertiefende Darstellung ist Arthur Ritters v. Vincenti Geschichte der Stadtbibliothek zu Magdeburg, aus Anlaß ihres 400jährigen Bestehens verfaßt, ausgezeichnet; den Kern der Bibliothek stellt die seit 1355 nachweisbare Büchersammlung der Augustiner-Eremiten zu Magdeburg dar, deren Erbschaft bei der Säkularisation der Niederlassung 1525 der Stadtrat antrat. Heute umfaßt die Bücherei über 100 000 Bände ( 117). -- Unter den Schuljubiläumsschriften verdient die Denkschrift zur Feier des 350jährigen Bestehens des Domgymnasiums


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zu Merseburg Hervorhebung; sie enthält außer Listen ehemaliger Schüler der Anstalt auch interessante Zusammenstellungen der Familiennamen dieser Schüler nach ihrer etymologischen Gruppierung ( 2618). -- Die von Georg Schnath eingehend behandelte Geschichte der Jugendjahre des 1587 zu Wolmirstedt geborenen Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg verdient nicht nur um der späteren wechselvollen Schicksale des Administrators des Erzstifts Magdeburg willen Aufmerksamkeit, sondern auch wegen des darin gezeichneten Bildungsideals an der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts, in dem der Übergang von der Betonung des humanistisch-religiösen Moments zu einer mehr weltmännischrealistischen Einstellung zu beobachten ist ( 968). -- Der Kennzeichnung typischer Lebensbetrachtungen eines Landgeistlichen in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege -- es handelt sich um Johann Camitius in Wolfsburg (Kr. Gardelegen) -- dienen die Darlegungen J. R. v. Loewenfelds ( 2395). -- Die Greifswalder Dissertation über das Halberstädter Zeitungswesen, seine Entwicklung von den Anfängen bis zur Gegenwart, von Fritz Eggeling, führt in ein namentlich für das 18. Jahrhundert in seiner literarischen und kulturellen Bedeutung wenig gewürdigtes und im Zusammenhang bisher behandeltes Gebiet ( 2626). --Eduard Stegmann schickt einer von ihm vorbereiteten Ausgabe der Atzendorfer Chronik des Samuel Benedikt Carsted einen Aufsatz über den 1716 in Sandau geborenen späteren Bördechronisten voraus (G.bll. Magdeburg 60, 1--36), der diesen in seiner Tätigkeit als friderizianischer Feldprediger in den schlesischen Kriegen bis 1746 würdigt und auch seine späteren Bemühungen um die Hebung der ideellen und materiellen Kultur einer Bördegemeinde und seine dabei heute recht wertvoll gewordenen volkskundlichen Beobachtungen betont. -- Aus Stammbucheintragungen vermag J. Jordan nicht nur die Matrikel der Universität Wittenberg im 16. Jahrhundert um einige interessante Namen zu bereichern, sondern auch einige kulturelle Schlaglichter auf den Geist der damaligen akademischen Jugend zu werfen ( 2594). -- Die Anfänge der von Friedrich dem Weisen gegründeten Schloß- und Universitätsbibliothek zu Wittenberg untersucht Ernst Hildebrandt; dabei finden Inhalt und Organisation, Benutzung und Finanzierung der in ihrer Mittelstellung zwischen fürstlicher und akademischer Bücherei eingehend charakterisierten Anstalt Berücksichtigung ( 116).


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