IV. Zur Geistesgeschichte.

Warum Thüringen kein eigenes Bistum erhalten hat, untersucht Flaskamp ( 2019) mit dem Ergebnis, daß weniger die Personen- als die Ortsfrage (Erfurt nicht geeignet?) den Ausschlag für den Anschluß an Mainz gegeben habe. Zusammenfassende Forschungen sind den kirchlichen Anstalten nur in Neustadt an der Orla gewidmet worden, und zwar von zwei Seiten: R. Herrmann ( 2165a) behandelt die aus den eigenartigen Pfarrverhältnissen sich ergebende Stellung der Meßpriester, Großkopf ( 2101a) die Geschichte des Augustinerklosters, zu dem übrigens auch Luther als Visitator seines Ordens in Beziehung trat.

Über die Universität Jena liegt eine umfangreiche Arbeit von Mathilde Brunner vor ( 2593), zeitlich unklar abgegrenzt und durch einseitige Quellenbenutzung (weder eins der in Frage kommenden vier Staatsarchive noch das reichhaltige Stadtarchiv ist benutzt worden) beeinträchtigt. Wir erhalten, meist aus den Universitätsakten, sehr beachtenswerte Mitteilungen über die wirtschaftlichen Grundlagen, die Privilegien, die Organisation der Universität, ihre Stellung zu den die Hochschule erhaltenden Fürsten und verschiedenen Behörden, die Anstalten für den Lehrbetrieb und das Wohl der Studenten, über die zur Akademie gehörigen Personengruppen. Die Lockerung der alten Verfassung


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wurde besonders von der Weimarer Regierung unter Goethes Mitwirkung betrieben. Aber erst 1814 begann ihre Auflösung, welche in mehreren Etappen bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt worden ist. Verfasser hat es verstanden, das Bild durch biographische und kulturgeschichtliche Züge zu beleben. Wie Goethe die akademische Jugendbewegung und in ihr das deutsche Einheitsstreben entgegentrat, und wie er sich damit auseinandersetzte, lesen wir bei Haupt ( 2573).


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)