IV. Darstellungen nach der Reihenfolge der Ereignisse.

Einen noch nicht bearbeiteten Abschnitt der Frankfurter Geschichte behandelt Jaecks ( 978) gründliche Arbeit über Frankfurt und den Westfälischen Frieden. Sie setzt mit Recht mit dem Beitritt Frankfurts zum Prager Frieden ein, weil hierdurch die später so bedeutsame Frage des Normaljahrs für den Besitz der geistlichen Güter bereits ihre Erledigung gefunden hatte. Das Erscheinen des Frankfurter Syndikus Dr. Zacharias Stenglin 1645 als erster der süddeutschen Stände auf dem Friedenskongreß war bestimmend für die Haltung der übrigen Stände in der Admissionsfrage. Im übrigen war die Politik des Rates, der in Stenglin einen gewandten und besonnenen Vertreter gefunden hatte, eine mehr kluge als »hochgemute«, charakterisiert durch den Wunsch, es mit niemand zu verderben, entschiedener, wenn die eigenen reichsstädtischen Interessen auf dem Spiele standen oder finanzielle Leistungen drohten.

Elisabeth Charlotte von der Pfalz, die Enkelin Landgraf Wilhelms V. von Hessen, bekannte sich stolz als Glied des geachteten Landgrafenhauses. Aus ihrem Briefwechsel führt uns Knetsch ( 997) ihre innige Teilnahme an den Geschicken ihrer hessischen Vettern vor Augen; von ihrer Seite waren es die verwandtschaftlichen Beziehungen, die sie zu erhalten bestrebt war; Landgraf Karl veranlaßte politische Klugheit, die Verbindung mit Madame nicht abreißen zu lassen. Zu den im Anhang mitgeteilten Briefen an die hessischen Verwandten und den hessischen Agenten de Martine konnte Knetsch aus den Beständen des Marburger Staatsarchivs eine Reihe unbekannter Briefe der Elisabeth Charlotte beisteuern.

Jene Subsidienpolitik des 18. Jahrhunderts, deren Anwendung durch die Landgrafen Hessen-Kassels so große Entrüstung hervorgerufen hat, diente auch ihrem Darmstädter Vetter Ludwig X. als Mittel zur Besserung der ungünstigen Finanzlage seines Landes. Haag ( 1068) beleuchtet in seiner Dissertation die Versuche Ludwigs zum Abschluß günstiger Verträge. Es gelangen ihm Abmachungen mit dem Kaiser und mit England. Einen zweiten Vertrag mit England bezeichnet Haag als »reines Geldgeschäft«, das Empfinden des Volkes wehrte sich gegen ihn. Das Ziel, das neben der Gesundung der finanziellen Verhältnisse eine Entschädigung für das verlorene Hanau-Lichtenberg erhoffte, wurde nicht erreicht. Die Enttäuschungen mit Wien führten zur Aufgabe dieser Politik und zum Anschluß an Frankreich.

Die Gießener Dissertation von Backhaus ( 1079) gibt im wesentlichen eine zusammenfassende Darstellung von Verfassung und Recht, der wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse der Wetterauer Reichsstadt Friedberg, wie sie 1802 an Hessen-Darmstadt fiel und zusammen mit den bis 1815 hinzugekommenen Gebieten ihre Organisation gefunden hat.

Walbrach ( 1146) widmet dem Weiterleben der radikal liberalen Ideen nach dem Frankfurter Wachensturm in geheimen revolutionären Vereinigungen seine kleine Studie über den Männerbund, der nur mit dem mißglückten Versuch der Befreiung der beim Wachensturm gefangenen Burschenschafter 1834 hervorgetreten ist. Das breite Bürgertum war den revolutionären Ideen nicht zugänglich.

In Ergänzung und teilweiser Berichtigung der von ihm herausgegebenen Denkwürdigkeiten des großherzoglich hessischen Ministers du Thil erörtert


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Ulmann ( 1147) den Kampf der durch die Bundesbeschlüsse vom 28. Juni 1832 gestärkten Regierung gegen die liberale Opposition der zweiten hessischen Kammer unter Benutzung der Briefe du Thils an den Württembergischen Minister des Äußeren Grafen Beroldingen. Von besonderem Interesse ist der im Wortlaut vollständig wiedergegebene, noch unter dem Eindruck seines Sieges an Beroldingen geschriebene Brief vom 4. Januar 1835.


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