a) Archivwesen und Handschriftenkunde.

Eine umfangreiche, sehr gut ausgestattete Geschichte des Hessischen Staatsarchivs zu Darmstadt hat Georg Fink ( 79) verfaßt. Fink stellt den Zusammenhang zwischen Archivgeschichte und Landesgeschichte wieder her, der in dem Aufbau des Staatsarchivs um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts durch die Vernichtung der Provenienzen und Herstellung einer Gliederung nach dem Realprinzip verlorengegangen ist. Die Entstehung des Staatsarchivs hat ihr charakteristisches Gepräge durch das Zusammenwachsen zahlreicher Archive und Registraturen von im Laufe der Jahrhunderte, insbesondere aber um die Wende des 18. Jahrhunderts erworbenen fremden Gebietsteilen erhalten. So erklärt sich auch die sehr in die Breite geratene Wiedergabe der Ablieferungs- und Austauschverhandlungen. Aus dem weiteren Inhalt des Buches seien noch die Abschnitte über das Kriegszeitungsarchiv, eine unter der Leitung des Staatsarchivs entstandene Stoffsammlung von ebenso praktischer wie kulturgeschichtlicher Bedeutung, über das Archivpersonal, die Räumlichkeiten und die Landesurkundenpflege hervorgehoben. In dem unten noch zu nennenden Büchlein »Oberhessische Heimatgeschichte« widmet W. Dersch ( 294) auch dem Marburger Staatsarchiv sowie den nichtstaatlichen Archiven des Bezirks einen Abschnitt, der dem besonderen Zweck des Buches entsprechend in erster Linie für den Benutzer des Staatsarchivs bestimmt ist und ihn mit den archivalischen Quellen für die Geschichte Oberhessens bekannt machen soll.

Einen alten Plan wieder aufnehmend, verheißt P. Lehmann ein Buch, das die Bedeutung Fuldas als »Schriftzentrum, Überlieferungs- und Bildungsstätte« würdigen soll. Was wir von dem Werke erwarten können, lassen seine Fuldaer Studien ( 395) ahnen, an deren Ergebnissen die exakte Methode des Forschers und die Augen des gewiegten Paläographen gleichen Anteil haben. Es ist ihm gelungen, in einer bekannten Baseler Handschrift (Basel F III) ein Fuldaer Bücherverzeichnis festzustellen, das er in die letzten Jahrzehnte vor 800 weist. Bei der Besprechung der bisher bekannten Bücherverzeichnisse und der von ihm früher gegebenen Übersicht über die noch vorhandenen Fuldaer Handschriften kann er berichtigen und ergänzen. Beachtenswert sind seine an den Umschlägen der ältesten Fuldaer Handschriften gemachten Beobachtungen. Und seine weitausholenden Untersuchungen der Annales Fuldenses antiquissimi, deren Handschriften er übrigens als erster nebeneinander benutzt hat, sind nicht nur paläographisch von Bedeutung, der Monacensis (München, Staatsbibliothek Cod. lat. 14 641) tritt jetzt gleichberechtigt neben den bisher


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als das Original angesehenen Vindobonensis (Wien Ms. 460), sie sind aufschlußreich für den von Lehmann besonders betonten und als nachhaltig bezeichneten angelsächsischen Einfluß in Fulda. Lehmanns Arbeiten erfahren eine Würdigung durch den besonderen Aufsatz Redlichs ( 114), dessen Eingehen auf Lehmanns Untersuchung: Quot et quorum libri fuerint in libraria Fuldensi ( 113) zu begrüßen ist, da sie nur schwer zugänglich ist.


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