IV. Mittelalterliche Kirchengeschichte.

Herold, J., St.-Ida-Buch. Festgabe zum 1100jährigen Jubiläum der hl. Ida in Herzfeld. Dülmen i. Westf., A. Laumann, 87 S., M. 2,50, ist eine gedankenlose Zusammenreihung aller möglichen Herzfeldia, bietet aber S. 12 in Autotypie die erste Seite der heute Herzfelder Handschrift (12. Jahrhundert) von Uffings »Vita S. Idae«, die auch


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der Ausgabe von R. Wilmans, Kaiserurkunden der Provinz Westfalen I, 1867, S. 470--488 zugrunde liegt.

G. Krüger ( 2135) behandelt einen Großarchidiakonat der Diözese Münster, der geschichtlich wurzelt in der friesischen Abstammung und Missionsarbeit Liudgers († 809), als Amtsbereich des »praepositus Frisiae« i. J. 1152, des »archidiaconus« i. J. 1268 erstmalig nachgewiesen wird, ob seiner räumlichen Trennung vom Hauptteil des Sprengels sich sonderlich entwickelte, schließlich 319 Pfarrkirchen begriff, 1559 aufhörte: das Stück links der Ems fiel den Diözesen Groningen und Deventer zu, auf der rechten Emsseite erlosch die bischöfliche Gewalt. Trotz mancher kleinen Mängel (vgl. J. Bauermann 2135a) sehr verdienstvoll als Einzelbild und Stufe zum Gesamtbild mittelalterlich-kirchlicher Verwaltung und Rechtspflege. -- Einen kleinsten Archidiakonat der Kölner Kirche erörtert Cl. Laumanns ( 2133), den von Lippstadt, als kirchliche Ordnung innerhalb des Großarchidiakonats des Kölner Dompropstes allmählich geworden, im 15. Jahrhundert als selbständig anerkannt; er umfaßt nur die vier Pfarreien Lippstadts, wird geführt vom jeweiligen Propst des Marienstifts (Augustinerinnen), überdauert die Reformation, ist aber seit 1667 tatsächlich (nicht rechtlich) in Händen eines protestantischen Kommissars und erledigt sich mit der neuzeitlichen Entwicklung; die in katholischer Hand verbliebene Propstei wird erst 1841 durch die preußische Regierung, und zwar zugunsten des aus dem ehemaligen Kloster entstandenen freiweltlichen adeligen Damenstifts, aufgehoben. -- J. Bauermann ( 2134) prüft die Ausführungen von Laumanns nach und zeigt Mängel in ihrer quellenmäßigen Begründung auf, veröffentlicht dann als Überrest aus dem wirtschaftlichen und rechtlichen Leben des Paderborner Archidiakonates Horhusen (heute Nieder-Marsberg) an der Diemel ein Abgabenverzeichnis der zugehörigen Ortschaften und Pfarrkirchen von etwa 1400 sowie ein Sendprotokoll vom Jahre 1514, für die westfälische Kirchengeschichte bei dem Mangel unmittelbarer Zeugnisse besonders wichtige Quellenstücke. -- Das kleine Kloster St.-Annen-Rosengarten in Lippstadt, durch Cl. Laumanns ( 2228) in seiner jüngeren Entwicklung dargestellt, diente drei Jahrhunderte hindurch dem Gottesdienst der weiterhin bei den protestantisch gewordenen Pfarrkichen für Taufe, Trauung und Begräbnis eingepfarrten Lippstädter Katholiken, wurde 1814 auf Betreiben des Pfarrers der unter französischer Verwaltung 1807 neubegründeten katholischen Pfarrei an der Nikolaikirche aufgelöst: die preußisch-lippische Gesamtverwaltung stattete katholische Kirche und Schule aus und behielt dafür das Klostervermögen, 1826 ging dieses mit allen Rechten und vorerst noch mehr Pflichten an die Stadt selbst über.

L. v. Winterfeld ( 456a) vermutet, daß Konrad von Soest, der Meister westfälischer Tafelmalerei um 1400, nicht nur, wie bereits P. J. Meier, Werk und Wirkung des Meisters Konrad von Soest, Münster 1921, S. 62 (vgl. C. Hölker, Meister Konrad von Soest, ebenda 1921, S. 9) erkannt, in Dortmund als Bürger gelebt und gearbeitet, sondern sogar Dortmunder Kind, und zwar Sohn oder Enkel des 1331 oder 1348 eingebürgerten »Wernerus pictor de Sosato«, gewesen sei.


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