VII. Kulturgeschichte der Neuzeit.

Über Bildungs- und Erziehungsgeschichte sind einige gute Arbeiten zu erwähnen. H. Keußen ( 2587), als der berufene Interpret der Kölner Universitätsakten, hat in seinen Schilderungen der alten rheinischen Universitäten erklärlicherweise vor allem die Kölner Hochschule berücksichtigt, neben der die später in Trier, Mainz und Duisburg gegründeten verblassen mußten. Das erste Jahrhundert der Universität Köln ist eine Blütezeit gewesen. Aber obwohl es in der Zeit des Humanismus nicht an günstigen Anfängen gefehlt hat, konnte infolge der strengen Orthodoxie, die hier immer ihre Hochburg hatte, eine eigentliche Wissenschaft nicht gedeihen. Wie Köln wurden auch Trier und Mainz seit 1560 durch den Einfluß der Jesuiten gelähmt. Das Aufblühen von Mainz 1784 kam zu spät, da die Universität bereits 1798 durch die Franzosen aufgelöst wurde. So kommt K. zu dem Urteil, daß die deutsche Geistesgeschichte von den alten rheinischen Universitäten keine erhebliche Förderung erfahren habe. -- Wie in Mainz, so war auch in der jungen, 1784 durch Kurfürst Max Franz eingeweihten Universität Bonn die Blüte nur von kurzer Dauer. Die politischen Verhältnisse haben auch ihr ein jähes Ende bereitet. M. Braubach ( 2588) hat es verstanden, ihr kurzes Dasein anschaulich zu schildern. Besonders die Kämpfe, welche sich um die Persönlichkeit von Franz Gall drehen und die Wirren berühren, welche der Plan einer cisrhenanischen Republik hervorrief, verdienen Beachtung. Die Auflösung erfolgte 1798, da die Professoren es ablehnten, den Eid auf die französische Republik zu leisten.

Die Entwicklung des rheinischen Zeitungswesens, vom Leo Belgicus über die Kölner Postzeitungen hinweg zu den moralischen Wochenschriften des


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18. Jahrhunderts und weiter bis zu den politischen Zeitungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zeichnet J. Hashagen ( 2623) mit gewohnter Meisterschaft. Diese knappe, klare Übersicht, die ganz auf literarische Hinweise verzichtet, aber die Literatur souverän beherrscht, führt uns bis zu der neuen Entwicklungsperiode der rheinischen Presse, die mit der Bewilligung der Preßfreiheit 1848 anhebt. -- Die innere Bewegung, die in dem letzten und umfangreichsten Kapitel dieser Hashagenschen Schrift (»Vormärzliche Schicksale«) vor uns auflebt, klingt wieder an in dem gemütvollen Buch O. Oppermanns ( 2589), das uns aber über das Jahr 1848 hinausführt bis zur Gegenwart. Bei der engen Verflochtenheit des Schicksals der Burschenschaften mit dem deutschen Schicksal wird auch diese mehr intime Darstellung nicht übersehen werden dürfen.


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