III. Quellen und Darstellungen nach der Reihenfolge der Ereignisse.

Strohmeyer ( 2078) beschäftigt sich mit den Handschriften der Vita Sancti Trudperti und mit den ersten Anfängen des Klosters, merkwürdigerweise ohne die Ausgabe von Krusch in den SS. rer. Merov. IV 352 ff. heranzuziehen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Krieger ( 836a) stellt die spärlichen Notizen über die Grafen des Pfinzgaues und des Enzgaues zusammen und handelt auf Grund der erhaltenen Traditionsbücher über den Besitz -- zumeist Streubesitz -- der geistlichen Grundherrschaften. Holtermann ( 2080) führt uns in die Zeit des großen Schismas. Nach der Kirchenspaltung schloß sich als einer der ersten Fürsten Herzog Leopold III. von Österreich dem französischen Papste Klemens VII. an. Politische Gründe dürften auch hier den Ausschlag gegeben haben. Versuchte doch Leopold, den habsburgischen Besitz im Südwesten des Reiches, in Schwaben, im Elsaß und Breisgau und südlich des Rheins zu erweitern, und erhoffte für seine Pläne die Hilfe des Avignonpapstes gegen die benachbarten Fürsten, die sich mit dem deutschen König für Urban VI. ausgesprochen hatten. Der österreichische Teil der Konstanzer Diözese wurde damit der Stützpunkt des französischen Papsttums, das sich auf jede Weise bemühte, im südwestlichen Deutschland Anhänger zu finden. Freiburg im Breisgau wurde der Sitz zunächst eines Legaten


S.596

Klemens VII., des Kardinals d'Aigrefeuille, später der Verwaltung des zumeist in Frankreich lebenden Gegenbischofs.

Nach dem Tode Mangolds von Brandis († 1385) ernannte Klemens VII. seinen leidenschaftlichen Anhänger Heinrich Bayler (Peyer) zum Bischof von Konstanz, wo sich aber Nikolaus von Riesenburg, der urbanistische Bischof, siegreich behauptete. In seinem nahen Verwandten, dem Generalvikar und Offizial Johannes Peyer aus Schaffhausen, fand Bischof Heinrich Bayler einen überaus gewandten Vertreter, der unter Benedikt XIII. für Avignon energisch wirkte, so daß Freiburg bis 1409 dem Gegenpapste treu blieb, während schon vorher verschiedene Klöster und Ortschaften zum römischen Papst übergegangen waren. Erst im Jahre 1411 wurde das über Freiburg verhängte Interdikt aufgehoben.

Mit Baier ( 946) kommen wir in das Zeitalter der Reformation. Im Anschluß an ein Wort von G. von Below prüft Baier Urkunden und Akten dreier Herrschaften am Oberrhein und kommt zu dem Ergebnis, daß die Beschwerden der Bauern sich richteten in der Herrschaft Triberg überwiegend gegen die Gerichtsherrschaft, in der Landgrafschaft Nellenburg gegen die Gerichts- und Grundherrschaft, im Gebiete der Abtei Salem gegen Leib- und Grundherrschaft. --Batzer ( 2346) teilt noch nicht benutzte Archivalien zur Geschichte der Reformation in den Reichsstädten Offenburg und Gengenbach, dem Kloster Gengenbach und in der Landvogtei Ortenau zum Teil in extenso mit: Einzelheiten werden dadurch richtig gestellt.

Der Lizentiat der Rechte, Stefan Feyerabend, der in Heidelberg und Freiburg studiert hatte und im Jahre 1574 in Heilbronn als Syndikus starb, besang in lateinischen Distichen in dem seltsamen Werk: De Feierabetho, omnium rerum socio ac fine carmen temporarium den Feierabend, d. h. den Tod aller ihm bekannten Persönlichkeiten in ältester und neuester Zeit. M. von Rauch ( 446) teilt diejenigen Verse mit, die den Adel im Kraichgau angehen und Einblicke in manche bemerkenswerten Einzelheiten gewähren.

Schellhaß ( 2210) druckt die früher in der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Bd. 71 (N. F. 32, 1917) und Bd. 72 (N. F. 33, 1918) veröffentlichten Aufsätze wieder ab und fügt zu diesen fünf Kapiteln auf Grund von Petershausischen und anderen Akten ein sechstes hinzu. Erlangte die Stadt Zürich in dem erbitterten Kampf um Petershausen und Stein freie Verfügung über wichtige Dokumente und Wertsachen, so trug auch die Kurie durch Beseitigung der Äbte Funck und Geiger (Gyger) einen Erfolg davon, indem straffere Zucht im Bistum Konstanz eingeführt werden konnte. Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis ist beigegeben, in das auch alle Namen aufgenommen sind.

Drei Arbeiten gelten der Stadt Freiburg i. Br. Als die französische Regierung, namentlich auf Betreiben der Stadt, im Jahre 1684 in Freiburg die Universität wieder errichtete, rief Österreich zwei Jahre später in Konstanz eine Universität ins Leben. Zwischen den beiden Hochschulen entspann sich ein heftiger Kampf, welche die wahre Universität Freiburg sei, ein Kampf, der wegen der Gefälle wirtschaftlich von größter Bedeutung war. Neustädter ( 2582) geht dem Streit und der Organisation des »studium gallicum« genauer nach. Er sieht in der Konstanzer Universität -- die es übrigens verstand, die wertvollsten Einkünfte an sich zu bringen -- die rechtmäßige Nachfolgerin.


S.597

Nach kurzer Schilderung der Besetzung Freiburgs durch die Franzosen im Jahre 1796 mit all ihren Härten, Kontributionen, Requisitionen, Erpressungen und Gewalttaten, die auch an Kunstwerken verübt wurden, legt Michael ( 1077) dar, wie es zu dem Rückzug Moreaus durch das Höllental kam, der von phantasiebegabten französischen Schriftstellern mit dem Zug der Zehntausend unter Xenophon verglichen wurde. Albert ( 907) will den tieferen Gründen nachgehen, welche die Stadt Freiburg veranlaßten, treu am Hause Habsburg zu hängen, was sich auch nach dem Übergang an Baden noch zeigte.

Im Jahre 1802 wurde auch das Hanauer Land von Baden übernommen und der Geheimrat Friedrich Wilhelm von Preuschen dazu entsandt. Baier ( 1078) veröffentlicht die »Bemerkungen«, die der pflichttreue Beamte auf Grund seiner ersten Eindrücke über die Beschaffenheit des schon länger erstrebten Gebietes niederschrieb.

Einen Beitrag zur Geschichte der badischen Revolution liefern die Denkwürdigkeiten von Friedrich Daniel Bassermann, die seine Enkel Friedrich und Ernst von Bassermann-Jordan herausgeben ( 1156). Sie lassen den Text unverändert, der manche Kürzung vertragen hätte, und fügen nur einige Notizen und Dokumente aus dem Nachlaß sowie ein Namensregister mit kurzen biographischen Angaben bei. Bassermann begann mit der Aufzeichnung am 28. Mai 1849 und diktierte seine Erinnerungen später dem Sohne Emil. Handeln sie zunächst vorwiegend über badische Geschichte, so gehen sie mit Bassermanns Wirksamkeit in Frankfurt im März 1848 die deutsche Geschichte an. Als Mitglied des Vorparlaments, der deutschen Nationalversammlung und des Reichsministeriums weiß Bassermann manches zu berichten über Persönlichkeiten und Ereignisse. Auf den letzten Seiten erzählt er von der Berliner Reise und den Audienzen bei Friedrich Wilhelm IV. im Herbst 1848. Als das Manuskript Heinrich von Treitschke im Jahre 1877 vorgelegt wurde, sprach er sich unbedingt für die Veröffentlichung aus: das Buch »wird seine gute Stelle in der deutschen Memoirenliteratur finden und behaupten«. Neben Bildern Bassermanns sind auch Karikaturen beigegeben.

Noch eines anderen Memoirenwerkes ist zu gedenken. Jagemann ( 1297) war eine arbeitsfrohe Natur, vielfach amtlich und außeramtlich tätig. Als Beamter im Justizministerium, als Bundestagsgesandter in Berlin, als Honorarprofessor in Heidelberg, als juristischer Schriftsteller, sah und hörte er viel. Er gibt seine Erfahrungen und Erlebnisse im Plauderton wieder. Schon als junger Staatsanwaltgehilfe beschäftigte er sich mit der Domänenfrage und regte eine Auseinandersetzung zwischen Fürstentum und Land an. Doch die Denkschrift verschwand im Aktenschrank und wurde erst im Jahre 1924 unter recht veränderten Verhältnissen wieder vorgenommen. Im Justizministerium hatte Jagemann zunächst die Aufsicht über die Strafanstalten, nahm mit größter Energie den Kampf gegen das Verbrechen auf und führte zahlreiche Verbesserungen durch. Sein Name wurde infolgedessen auch außerhalb Deutschlands rühmlichst bekannt. Auch auf kirchenpolitischem Felde betätigte sich Jagemann. Viermal ging er nach Rom, zweimal gelegentlich einer Vakanz des Freiburger erzbischöflichen Stuhles. In Freiburg »erkundigte man sich nämlich grundsätzlich nicht, welche Persönlichkeiten dem Landesherrn genehm sein würden und verschmähte jede Vorsondierung über die Genehmheit derer, die das Kapitel auf die


S.598

Liste setzt«. Eine vermittelnde Natur, in »keinen Parteikäfig gesperrt«, hatte Jagemann Erfolg: sowohl die Wahl von Roos als von Nörber war dem Staate genehm, allerdings nicht den Parteien.

Vor neue Aufgaben wurde Jagemann gestellt, als er im Jahre 1893 nach Berlin berufen wurde. Jahr für Jahr verzeichnet Jagemann die wichtigsten Ereignisse und trägt dazu auf Grund seiner Erfahrungen kritische Bemerkungen ein. Im Jahre 1895 begleitete er den Großherzog nach Friedrichsruhe, der, wie er vorsichtig ausführt, nicht zu den Kanzlerstürzlern zu zählen sei. Der Kampf um die Lex Heinze und der Zusammenstoß mit Bülow wurden nach Jagemanns Darstellung der Anlaß zu seinem Rücktritt. In der darauffolgenden Heidelberger Zeit geistigen Freitums wirbelte seine Schrift über die Reichsverfassung viel Staub auf: er stellte darin die These von der rekonstruktiven Auflösbarkeit des Reiches auf. Schade, daß der Verfasser, der doch manches vom causeur hatte, seinen Stil nicht sorgfältiger pflegte und unter seinen Notizen, namentlich im letzten Teil, nicht strenger gesichtet hat.

Hindenlang ( 1268) gibt von der Tochter Wilhelms I. ein ansprechendes Lebensbild für weitere Kreise. Aber auch der Geschichtsforscher wird die Schrift in die Hand nehmen, wenn er einzelne Züge aus dem Familienleben kennen lernen oder Angaben über die karitative Tätigkeit der bis ins hohe Alter hinein unermüdlichen Fürstin erhalten will, um so mehr, als der Verfasser Einblick in die noch unveröffentlichten »Erinnerungen« der Großherzogin Luise erhalten hat.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)