VI. Kultur- und Bildungsgeschichte.

Zunächst seien die drei Hochschulen genannt. Auf Grund von Inventaren des 16. Jahrhunderts über den Besitzstand von Freiburger Bürgern und von Verzeichnissen über die Nachlassenschaft von Universitätsprofessoren und Studenten gibt Rest ( 110) ein Bild der in Freiburg im 15. und 16. Jahrhundert vorhandenen Bibliotheken, und zwar der Universität, der Stiftungshäuser -- Kartäuserhaus, Collegium Sapientiae, Collegium Sancti Galli, Collegium Pacis usw. --, der Professoren, Studenten, des Münsters, der Klöster, sowie von Bürgern, Handwerkern und


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Geistlichen. Dann werden Buchhandel und Buchhandlungen (so des Andres Grundelhans) besprochen.

Im Jahre 1808 reichte Friedrich Weinbrenner den Plan zur Errichtung einer »Kunstschule für Universität und Stadt Heidelberg« ein. Aus ihm wurde aber nichts, wie Kircher ( 2600) ausführt, da sich Philipp Jakob Becker, der Leiter der Karlsruher Kunsthalle, aufs schärfste dagegen wandte und damit höheren Orts Anklang fand. Sillib ( 2584) teilt einen bislang unbekannten Brief des Heidelberger Philologen und Oberbibliothekars Johann Christian Felix Bähr an den Archäologen Wilhelm Dorow in Berlin vom 16. Juni 1833 mit, in dem die Universität Heidelberg, die von Preußen boykottiert wurde, gerechtfertigt werden soll.

In der Festschrift anläßlich des hundertjährigen Bestehens der Technischen Hochschule Fridericiana zu Karlsruhe ( 2585) geht Schnabel den Anfängen des technischen Hochschulwesens nach. Wie Baden die älteste Universität im Deutschen Reich besitzt, so auch die älteste Technische Hochschule. Wie Heidelberg auf Paris, Prag, Wien folgte, so auch Karlsruhe. Schnabel begleitet die Technik von den Tagen der Renaissance ab, deren Kind der moderne technische Geist ist, und untersucht die Anregungen, die sie dem aufgeklärten Absolutismus und dann namentlich der französischen Revolution zu verdanken hat. Die Bauschule des berühmten Architekten Weinbrenner und die Ingenieurschule des hochbedeutenden, durch seine Korrektion weit bekannten »Bändigers des Rheins«, Tulla, führten zu der Gründung der Polytechnischen Schule im Jahre 1825, die dann durch Karl Friedrich Nebenius reorganisiert, namentlich durch Redtenbacher und Grashof vorbildlich ausgestaltet wurde. In einem für weitere Kreise berechneten Aufsatz gibt Schnabel ( 2586) einen Überblick über die Wirksamkeit der Technischen Hochschule während ihres Bestehens.

Führt Albert ( 2215) in das 16. Jahrhundert mit seiner Arbeit über den kampfeifrigen Pfarrer und überaus fruchtbaren Schriftsteller Nikolaus Höniger von Königshofen, der im Schatten der Sleidan und Flacius gegen das Papsttum und die Konzilien polemisierte, so beschäftigen sich drei Studien mit der politischen Geschichte der katholischen Kirche in Baden im 19. Jahrhundert. Dorneich ( 2212) zeigt, wie sich der eigenwillige, seines Wertes durchaus bewußte Buß von den Führern des badischen Liberalismus, von Rotteck, von Welcker, entfernte und nur noch zu Duttlinger Beziehungen unterhielt. Als jüngster Abgeordneter trat er im Jahre 1837 in die zweite Kammer ein, schloß sich den Konservativen an und zeigte sich als einer der ersten Sozialpolitiker. Schnütgen ( 2182) setzt frühere, im 42. Band abgedruckte Studien fort und berichtet über Mones schriftstellerische Tätigkeit auf kirchlich-politischem Gebiete, so über die Beziehungen zum »Süddeutschen katholischen Kirchenblatt«, die Mitarbeit an dem Wetzer und Welteschen Kirchenlexikon, für das er den Artikel über Radowitz verfaßte (XII [1856] 1019 f.), so über die Entstehung der anonym herausgegebenen politischen Broschüre »Katholische Zustände«, gegen die Nebenius sich wandte. Die Nachrichten sind um so wichtiger, als Mone sich mit Vorliebe im Hintergrund hielt. »Sein ... von allem Engen freier Austausch mit Gleichgerichteten, sein Sinn für Organisation, sein journalistischer Eifer, seine Beteiligung an der Politisierung weitester Kreise Badens aus katholischen Denkprinzipien heraus, das von ihm so begünstigte Sichvorfühlen des jungen kirchenfesten Katholizismus in die Beamtenhierarchie und an


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die Universitäten -- alles das sind Kennzeichen einer schon weiter entwickelten Denkart und einer neuen Generation.« Mayer ( 2213) gibt Aufschlüsse über die Konversion und die schriftstellerische Tätigkeit von Reinhold Baumstark.

Zum Schluß ein kurzer Hinweis auf baugeschichtliche Untersuchungen. Kern ( 248) handelt über die bauliche Entwicklung Pforzheims. Leider geriet der Weinbrennersche Plan von 1840 in völlige Vergessenheit. Sauer ( 2081) sucht auf Grund der vorhandenen Akten Antwort auf die Frage zu geben, wie einst das Predigerkloster zu Freiburg aussah und ausgestattet war. Kempf ( 2079) forscht nach den finanziellen Quellen, aus denen die Mittel für den Bau und die Unterhaltung des Münsters in Freiburg flossen. Peters ( 249) handelt über die Entstehungsgeschichte des Rastatter Schlosses. Er versucht zunächst den Bauherrn, den rühmlichst bekannten Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden- Baden, den »Türken-Louis«, zu charakterisieren sowie den Architekten Domenico Egidio Rossi, einen leidenschaftlichen, gewalttätigen Mann, der rücksichtslos Nebenbuhler, wie den Johann Jakob Rischer, zur Seite schob, sich aber auch gefallen lassen mußte, in Durlach von seinem eigenen Pallier verdrängt zu werden. Aus einem schlichten Jagdschloß entstand die gewaltige Residenz, nachdem beschlossen worden war, Rastatt zu befestigen und als Stützpunkt der Bühl-Stollhofener Linie zu nehmen. Valdenaire widmet sich der reichen Wirksamkeit Heinrich Hübschs, der als vielbeschäftigter Architekt, als Restaurator des Konstanzer Münsters und Speierer Doms und auch als Schriftsteller sich einen Namen gemacht hat. (Heinr. Hübsch. Eine Studie zur Baukunst der Romantik. Zt. G. Oberrh. 78, 421--44, 527--36.)


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