VII. Kirchengeschichte.

Die hier in territorialer Anordnung angezeigten Arbeiten kirchengeschichtlicher Art halten sich alle innerhalb enger örtlicher Grenzen, berühren indes doch zum Teil auch Probleme von weitausgreifenderer Bedeutung. Ähnlich wie Pirchegger bei seinen Arbeiten an der Landgerichtskarte der Steiermark hat auch E. Klebel ( 2054) bei seinen Studien zur Geschichte der Pfarren und Kirchen Kärntens eine Pfarrkarte als Schwester der Landgerichtskarte im Auge. Einer Übersicht über die Pfarren des salzburgischen Anteils ist eine besondere, auf spärlichem Quellenmaterial aufgebaute anziehende Abhandlung über das Chorbistum Maria-Saal (799 bis ca. 945) vorangestellt, die K. für noch vielfach ergänzungsbedürftig hält. Sie gilt dem Nachweise, daß Mittelkärnten und Obersteiermark schon vor Erzbischof Gebhard kirchlich fest organisiert, ja daß dies ein Werk jener Chorbischöfe gewesen sei; man habe dabei zunächst die alte Römerstraße verfolgt und sich lange Zeit nur zaghaft und in eng benachbarten Pfarrgruppen weiter ins Land hinaus vorgewagt.

Wie für Konstanz bietet Fl. Landmann ( 2153) auf Grund von Gottliebs mittelalterlichen Bibliothekskatalogen Österreichs nun auch für Wien eine eingehende Aufzählung und Bestimmung der der Weltgeistlichkeit im 15. Jahrhundert zugehörigen Predigtwerke, und zwar hauptsächlich gegliedert nach den Bücherschenkungen für oder von Domkapitel, Bürgerspital und Universität.

P. A. Eilenstein ( 2052) verfolgt die Beziehungen Lambachs zu Salzburg bis ins 19. Jahrhundert auf den verschiedensten Gebieten. Mit Recht legt er das Hauptgewicht auf das Bindeglied der Benediktineruniversität, die L., besonders seit 1650, über die Diözesangrenzen hinweg in innige Berührung mit Salzburg gebracht hat. -- Vor allem aus dem oberösterreichischen Landesarchiv, aber auch aus Adels- und Klosterarchiven und aus Bibliotheken hat Loesche ( 2317) sein Material zusammengetragen, das er in knappen Auszügen wiedergibt. Nach einer kurzen Einleitung bietet er Regesten 1. zur Geschichte des Protestantismus »im Landl« aus der Zeit von 1528 bis 1781, 2. zur Geschichte des Protestantismus in den einzelnen Orten Oberösterreichs, die in alphabetischer Reihe einander folgen. (B.)

P. M. Schellhorn ( 2053) gibt mit seiner Abhandlung über die Salzburger Petersfrauen ein anschauliches Stück Kloster- und Kirchengeschichte


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aus fünf Jahrhunderten (ca. 1130--1583). Was Sch. im besonderen über Entstehung, Bewidmung, Kloster und Kirche, über das Klosterleben, die Klosterwirtschaft u. dgl. m. bringt, ist wohl zuweilen etwas zu breit geraten, bietet aber zahlreiche wertvolle kirchen- und kulturgeschichtliche Einzelheiten. Die Aufhebung des Klosters schreibt Sch. nicht so sehr dem Nachlassen der Klosterzucht als vielmehr der üblen Wirtschaftsführung zu. Im Anhang sind auch Namenlisten beigegeben. -- P. P. Fanks Veröffentlichung über das steirische Chorherrnstift Vorau ( 2055) soll als ein Handbuch für Landsleute und Fremde die noch ausständige große wissenschaftliche Monographie ersetzen. Reich und gut illustriert und fast die Hälfte der kunsttopographischen Beschreibung des Stiftes und seiner Pfarren einräumend, wird sie diesem engeren ortsgeschichtlichen Zweck durchaus gerecht. Der vorausgeschickte allgemeinhistorische Teil trägt vorwiegend chronikalischen Charakter.

Angeregt durch A. Schultes Forschungen über Adel und Kirche hat L. Santifaller ( 2123) nach sorgfältigen Vorstudien sein stattliches Werk über das Brixner Domkapitel nunmehr zum Abschluß gebracht. Er ergänzt damit das Bild, das wir Fajkmayrs Studien über Ministerialität und Verwaltungsgeschichte desselben verdanken. Der eigentümliche Charakter des Domkapitels wird vom 10. bis ins 15. Jahrhundert anschaulich entwickelt: erst und auch später nur wenig Freie, dann rasch anschwellend Ministeriale, auch Ritter, seit dem 13. Jahrhundert in bald ausschlaggebender Anzahl Bürger und Bauern. So wird der Charakter des Domkapitels immer mehr ein »gemeinständischer«. Dieser Grundzug macht sich allenthalben geltend: in der großen Zahl der Träger höherer Weihen, in der Beobachtung von Zölibat und Residenzpflicht, auch in der Erfüllung der Aufgaben der Diözesanregierung; allüberall ein vielseitiges und reges Leben. S. ergänzt seine Darstellung durch zahlreiche wertvolle, geschickt angelegte Listen und Tabellen aller Art und gibt als Gerüst seiner Studien in einem besonderen Teile chronologisch und alphabetisch geordnete Kanonikerreihen von erstaunlicher Reichhaltigkeit bei. -- A. Sparber ( 872) bringt Text und Übersetzung der die mittelalterliche Geschichte Brixens betreffenden Urkunden B.-M.-Lechner 1997 und Stumpf 1956 und 4292, zu den letztgenannten auch Faksimiles.


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