I. Allgemeine Quellenkunde.

Die Zahl der hier zu verzeichnenden Arbeiten ist gering. Eine oftmals schmerzlich empfundene Lücke hat Podlaha ( 2791) mit seinem Allgemeinen Katalog des Prager erzbischöflichen Archivs geschlossen, so daß nunmehr auch das größte geistliche Archiv Böhmens der Forschung besser zugänglich ist. Der um die böhmische Kirchen- und Kunstgeschichte hochverdiente Prager Bischof hat den Katalog nach den Standorten der Archivalien angelegt und seine rasche Benutzung durch gute Register ermöglicht. Sind auch die Bestände ob vielen Mißgeschickes bis ins 16. Jahrhundert nicht sonderlich reichhaltig, besonders nicht an älteren Urkunden, so sind sie doch für die religiösen Verhältnisse des 17. und 18. Jahrhunderts eine reiche Fundgrube, aus der die Historiker aller Gattungen, nicht zuletzt die Literarhistoriker, eine reiche Ausbeute gewinnen werden. -- Eine genaue, bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts reichende Darstellung hat die Geschichte der Dietrichsteinschen Schloßbibliothek in Nikolsburg, »wohl die größte mährische Bücher- und Aktensammlung der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts«, durch Seuffert ( 104) erfahren, der sich noch ein besonderes Verdienst durch die Ausblicke auf die wirtschaftliche Lage und die politische Bedeutung der Dietrichsteine für Mähren erworben hat. --Cibulka und Matějček ( 2774) lassen vier französisch-flämischen Handschriften, von denen je zwei aus dem Ende des 14. und 15. Jahrhunderts stammen und die in dem unscheinbaren mährischen Prämonstratenserstift Neu-Reisch erliegen, nach der kunstgeschichtlichen Seite eine eingehende Beschreibung zuteil werden. In der gleichen Richtung bearbeitete Matějček ( 2782) einige Handschriften des Prager St.-Georgs-Klosters. Sie stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert und sind vorzügliche Dokumente böhmischer Kultur und Kunst. --Nentwich ( 2108) veröffentlicht den zweiten Teil des Verzeichnisses der Handschriften in der Bibliothek des Stiftes Tepl, nachdem die erste Hälfte bereits 1917 erschienen war. -- Aus dem Gebiete der übrigen Hilfswissenschaften hat nur die Heraldik durch Sedláček ( 2798) einen Zuwachs erfahren. Bereits 1902 erschien der von Kolář bearbeitete, von Sedláček herausgegebene erste Band, der die allgemeine Heraldik Böhmens und Mährens umfaßte. Nunmehr läßt Sedláček den zweiten speziellen Teil folgen, den er knapp vor seinem Tode noch fertiggestellt hat. Freilich hat gerade dieser Umstand dem Werke keinen Nutzen gebracht, da es Sedláček nicht mehr möglich war, bei einzelnen Abschnitten auch nur halbwegs Vollständigkeit zu erzielen.


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Der spezielle Teil zerfällt in vier Abteilungen, deren erste die großen und verbreiteten Familien nach den einzelnen Wappenzeichen bespricht. Dann folgen zwei Abschnitte über die älteren Familien Böhmens und Mährens, schließlich in einem 4. die wappenfähigen und zugewanderten Familien. Dabei sind die einzelnen Familien jeweils alphabethisch angeordnet, ebenso die Wappenbezeichnungen, so daß ein Nachschlagen wohl möglich ist. Mag das Ganze noch so viele Lücken aufweisen, man wird die Sammelarbeit S.s doch dankbar anerkennen und einstweilen, da nichts Besseres vorhanden ist, zu diesem Werke greifen.


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