III. Historische Landeskunde.

In dem Streite um die Urgermanenlehre ( 611), der nunmehr nach mehr als einem Jahrzehnt zur Ruhe gekommen zu sein scheint, steht Mayer ( 606) ungefähr in der Mitte, wie ja auch Schwarz ( 604, 686), dessen Arbeit von 1923 Mayer nicht mehr benutzt hat. M. ist bemüht, das keltische, markomannische, slawische und kolonisationszeitliche Namengut voneinander zu sondern, um so auch für die Siedlungsgeschichte brauchbare Stützen zu gewinnen. Großen Wert legt er auf die Gruppe markomannischer Namen, die sich ohne Vermittlung des slawischen Mundes, nur im deutschen Munde bis ins spätere Mittelalter erhalten und entwickelt haben können. Zu ihnen zählt er Eger, Mies, Moldau, Pfraumberg, alle in Westböhmen gelegen, dann March, Schwarzawa, Iglawa und Raabs in Südmähren und der Nachbarschaft, so daß er einige Mittelpunkte uransässigen Deutschtums rein philologisch erschließt. Des Genaueren befaßt er sich mit dem Misalande, wo er alte und junge Namen -- die -brand-Orte hält er für markomannisch, die -dorf- und -reut-Orte für jung -- zu scheiden sucht. M. zieht die Dorfformen zu Rate, läßt jedoch die viel wichtigeren Flurformen außer acht. Immerhin macht er Tachau, Pfraumberg als altes Siedlungsland sehr wahrscheinlich. M. verfolgt dann, wie die slawische Besiedlung in dieses deutsche Gebiet vorgedrungen ist, wie sie mit der jüngeren, von Waldsassen kommenden deutschen Siedlungswelle zusammentraf. Das anschließende Tepler Hochland zeigt eine spätere Besiedlung. Für das Egerland ist M. wohl mit Recht der Meinung, daß auch hier germanische Reste übrig blieben, die nicht slawisiert wurden. Auch im Egerlande schält M. ein Gebiet alter Namen heraus, die unbedingt den Markomannen zuzurechnen seien. Die Slawen freilich, welche im Egergraben am Werke waren, gehörten den Sorben, nicht den tschechischen Stämmen zu. Die Untersuchungen M.s, mögen sie auch unvollständig sein, haben einen großen Wert und werden durch siedlungsgeschichtliche Arbeiten zweifellos erhärtet werden, so daß endlich jene theoretisch stets angenommenen Reste deutscher Urbevölkerung auch wissenschaftlich faßbar sein werden.

Eine wertvolle Ergänzung erfahren Mayers Untersuchungen über das Tachauer Gebiet durch Beer ( 609), der besonders von der verfassungsgeschichtlichen Seite her auf die Sonderstellung und -entwicklung des Tachauer Kreises hinweist, der darin dem Elbogener und Trautenauer Gebiete gleichkommt. Die Heranziehung von Sedláček: O starém rozdělení Čech na kraje ( 1921), 133 ff., wäre dabei von Nutzen gewesen. Tachau selbst ist wie manche andere Stadt Böhmens dadurch entstanden, daß neben Burg und slawischer Siedlung die deutsche Stadt gebaut wurde. Die Nachrichten des Cosmas von 1126, 1131 sind auf dieses Tachau zu beziehen. Ein Teil der Dörfer in der Umgebung ist im 13. Jahrhundert deutsch besiedelt worden. Tachau selbst weist im 14. Jahrhundert eine Reihe deutscher Bürgernamen auf. An dem Sonderbeispiel Schönwald zeigt B., wie drei koloniale Wellen im 13., 16. und 18. Jahrhundert einander folgten. Für den zweiten Kolonisationsabschnitt kommt er zu dem wichtigen Ergebnis, daß von 1570 bis 1650 47 Zuwanderer festzustellen sind, von denen 40 aus dem Reiche, und zwar aus der benachbarten Oberpfalz und Franken, nur 7 aus dem Inlande kamen. Ein Fingerzeig, wie wichtig Spezialuntersuchungen werden können.

Schier erklärt ( 690a) den tschechischen Namen des Riesengebirges


S.649

Krkonoš als »Knieholzträger« und hat dafür Lehnübersetzung aus dem Deutschen wahrscheinlich gemacht. Damit verliert die Annahme einer weitvorgeschobenen ursprünglichen slawischen Siedlung, ebenso wie mit Witkowitz, das wohl aus Hertwikowitz hervorgegangen ist, eine gewichtige Stütze. Gnirs ( 377) macht wahrscheinlich, daß schon zur Römerzeit bei Karlsbad ein Warmbad bestanden hat.


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