VI. Bergbau und dergleichen.

Brunner ( 1731) weist nach, daß die schon in vorgeschichtliche Zeiten zurückgehende Goldgewinnung in den Ostalpen bis in das hohe Mittelalter nur auf Goldwäscherei aus dem Schwemmland der Flüsse beruhte, und daß der Goldbergbau in den Hohen Tauern erst von Ende des 13. Jahrhunderts an vorkommt. Die Blütezeit war von Anfang des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts, die reichsten Erzfelder waren in den Tälern von Gastein und Rauris, aber durch deren hohe Lage, 2000--2700 m, litt der Bergbau unter besonderen Schwierigkeiten. Die Goldprägung wurde von den Regalherren


S.417

-- Salzburg, Bamberg, Österreich, Görz -- seit 1340 nach Florentiner Vorbild aufgenommen. Kapitalistische Ansätze waren nur vorübergehend, sie bestanden darin, daß Bürger, namentlich von Judenburg, die im Handel mit Venedig wohlhabend geworden waren, Regalrechte von den geldbedürftigen Territorialherren erwarben, dann auch in den Bergbau selbst eindrangen; die Salzburgischen Bergwerke aber wenigstens sind seit 1411 wieder in landesherrlicher Verwaltung. Das großartige Vorgehen der Fugger in anderen Gebieten des Metallbergbaus hatte hier kein Seitenstück.

Über den Bergbau bei Auerbach im Vogtlande, seit Ende des 15. Jahrhunderts, besonders das Zinnbergwerk auf dem Gottesberg, das im 18. und 19. Jahrhundert allmählich eingegangen ist, berichtet Freytag ( 1849) nach Akten des Freiberger Bergamtarchivs.

Wesentlich ergiebiger ist, was Esser über den Bergischen Bergbau im 18. Jahrhundert ( 1827) aus Materialien der Archive zu Düsseldorf und Bergisch- Gladbach und des Oberbergamts Bonn mitteilt. Wir erhalten sehr genaue Angaben, zum Teil in tabellarischen Übersichten, über die bergbaulichen Betriebe, die Mutungen und Belehnungen, die Finanzierung, die Arbeitsverhältnisse, Förderergebnisse und den Absatz. Der Bergbau ging hauptsächlich auf Eisen, Kupfer, Blei, Silber, Stein- und Braunkohlen; es wurden 1717 bis 1812 Mutscheine auf 372 Bergwerke ausgestellt, von denen allerdings nur 150 die Belehnung erhielten; jedes belehnte Bergwerk hatte 128 Anteile, wofür der Ausdruck Kuxe sich seit 1752 findet. -- War dort der Bergbau ganz in privaten Händen, wobei der Regalherr sein Recht und sein fiskalisches Interesse nur durch die den Mutungsinhabern zu erteilende Belehnung wahrte, so haben wir es im Markgräfler Lande im südlichen Baden nur mit Staatsbetrieb zu tun, worüber eine eingehende, aus den Bergwerksakten zu Karlsruhe schöpfende Darstellung von Baier ( 1816) unterrichtet. Die dortigen Eisenwerke waren teilweise (Kandern und Badenweiler) schon vor dem Dreißigjährigen Kriege betrieben; hier wird die nachfolgende Zeit bis 1800 behandelt. Man hatte hinreichend Erze, aber nicht genug (Holz-) Kohle; es kam daher zu einem Kohle-Eisenpakt mit der österreichisch-breisgauischen Regierung. Die gewonnenen Erze wurden zu Munition und vielerlei Gebrauchswaren, auch Stahl und Draht verarbeitet; zeitweise wurden auch Gewehre fabriziert. Die Werke waren in der Regel verwaltet, nicht verpachtet, die Verwaltung war nicht schlecht und ergab trotz zeitweiliger Schwierigkeiten Reingewinne. Die Lohnverhältnisse werden in der Arbeit gleichfalls berücksichtigt und besonders eingehend die alte genossenschaftliche Versicherung mittels sog. Bruderbüchsen.

Ein Opfer der vordringenden Staatswirtschaft erscheint in der auf archivalischen Forschungen (Stadtarchiv Groß-Salze, Staatsarchiv Magdeburg) beruhenden Abhandlung von Schulze ( 1852). Die Pfännerschaft von Groß-Salze hatte ihre beste Zeit im 17. Jahrhundert, als sie neben dem regen Absatz an die Salzfuhrleute ansehnliche Lieferungsverträge mit Sachsen, Brandenburg, Anhalt schließen konnte; im 18. Jahrhundert aber hat zuerst Preußen mit starker Ausdehnung der staatlichen Salzerzeugung (Halle, Schönebeck) den Inlandmarkt gesperrt, Österreich unter Josef II. die Einfuhr verboten und endlich Sachsen eigene Salzquellen erschlossen und seit 1780 gleichfalls jeden Absatz dahin verhindert. Das Salzwerk kam dadurch noch vor Ausgang des Jahrhunderts zum Erliegen; der auf Vorschlag von Heinitz und entschiedenes Betreiben von


S.418

Friedrich d. Großen unternommene Versuch, künstliches Steinsalz aus Siedesalz herzustellen, mißlang. Es wäre interessant gewesen festzustellen, inwieweit die Rückständigkeit des pfännerschaftlichen Betriebs hinsichtlich der Erzeugung und des Absatzes an dem Niedergang mit Schuld hatte, doch diese Frage ist nur eben gestreift.

In diesem Zusammenhange sei auch auf das hübsche kleine Buch von Kalkschmidt ( 1847) verwiesen, das die abenteuerlichen Schicksale des Goldmachers Böttger und die Entstehungsgeschichte des Meißener Steinzeugs und Porzellans schildert. Der bedeutende Anteil, den Ehrenfried Walter v. Tschirnhans, der Freund von Leibniz, hieran gehabt, tritt hervor, wenn auch K. es ablehnt, diesem, wie von einer Seite geschehen ist, das eigentliche Verdienst an der Erfindung des europäischen Porzellans zuzuerkennen. Die Schrift bringt kein neues Material, ist aber eine gediegene und geschmackvolle Zusammenfassung und zeichnet sich durch zahlreiche, vor allem die künstlerische Entwicklung der neuen Keramik trefflich veranschaulichende Bilder aus.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)