2. Die einzelnen Territorien.

Schaffer ( 2107) schildert den von der früheren Forschung noch kaum beachteten Sohn des bekannten Nürnberger Bildschnitzers Veit Stoß, Andreas Stoß, in seinen Lebensschicksalen, insbesondere seiner Wirksamkeit als Prior der oberdeutschen Carmeliterprovinz in Nürnberg, seiner Übersiedlung nach Bamberg und Erhebung zum Provinzial sowie in seinem persönlichen Charakter. Er berichtet ferner namentlich von seiner Beteiligung am Religionsgespräch von 1525 sowie seiner Stellung zur Konzils- und Unionsfrage. Obwohl das von Schaffer durchgearbeitete Quellenmaterial zu einem in jeder Hinsicht abgerundeten Bild nicht ausreicht, und der Verfasser den meisten andern Biographen darin ähnelt, daß er die Verdienste seines Helden eher ein wenig übersteigert als verkleinert, bleibt soviel sicher, daß Andreas Stoß der Retter der ihm unterstellten Ordensprovinz gewesen ist und daß er den Nürnberger Rat und den Bischof von Bamberg Weigand von Redwitz zugunsten der altkirchlichen Sache stark beeinflußt hat.

Rückerts ( 2110) in engem Anschluß an die einschlägigen Münchener Akten gearbeiteter Bericht über die Säkularisation des bayerischen Augustiner- Chorherrenstifts Polling kann auf nachhaltige Beachtung Anspruch machen. Erfreute sich diese Kulturstätte doch reicher wissenschaftlicher Sammlungen, die bis zu ihrer Aufhebung ernste Pflege fanden; auch die wirtschaftlichen Verhältnisse werden eingehend dargestellt.

Wer selbst schon einmal dem Zeitalter der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse Bayerns vor reichlich hundert Jahren durch Konkordat und Religionsedikt wissenschaftlich näherzutreten hatte, weiß von dem Gestrüpp von Verhandlungen und Denkschriften, dem Durcheinander der mannigfachsten Persönlichkeiten, Beziehungen und Gegensätze, die die Übergangsära von damals kennzeichnen. Hier setzt nun Bierbaum ( 2112) durch Mitteilung einschlägiger vatikanischer Archivalien und sie zusammenfassende Forschung mit seinem Bemühen ein. Namentlich sucht er drei bei der kirchenpolitischen Debatte um das Jahr 1818 im Vordergrund stehende Personen schärfer zu umreißen, als es mit ihnen bisher geschehen war: Den in der Literatur sonst vorzugsweise als Orator am Wiener Kongreß behandelten Speyerer Dompräbendar Helfferich, den ersten Münchener Nuntius der neuen Ära Serra-Cassano und den ihm als Konsultor zur Seite gestellten Abbé Dumont, einen bereits im Dienst della Gengas diplomatisch ausgereiften, auch mit den römischen Verhältnissen intim vertrauten einstmaligen Benediktiner der Abtei Malmedy. Am besten ist die im ganzen die bisherige Auffassung bestätigende Zeichnung Helfferichs geglückt, für Serra-Cassano bleiben die Farben etwas blaß, und gar auf Dumont fallen, wie mir scheinen will, Licht und Schatten in der ersten und zweiten Hälfte der Arbeit nicht einmal völlig gleich. Die ziemlich erheblichen Hinweise auf den jüngeren Dumont bei Hashagen (Das Rheinland und die französische Herrschaft [1908]; Die rheinische Kirche unter französischer Herrschaft


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[Studium Lipsiense, 1909]), auf die ich in meinem 1915 erschienenen, an der Hauptstelle unseres Buches zugrunde gelegten Aufsatz über ihn noch nicht gestoßen war, sind auch Bierbaum entgangen, desgleichen die immerhin bezeichnenden Notizen über Dumont in Scharolds (1822) und Sebastians (1918) Lebensbildern des Fürsten Alexander von Hohenlohe. Die Untersuchung Bierbaums bleibt aber durchaus nicht im Persönlichen stecken, vielmehr erfährt die bayerische Kirchenpolitik nach Abschluß des Konkordats eine sie nicht bloß aus dem staatskirchenrechtlichen Territorialismus der Regierung heraus theoretisch erklärende, sondern auch aus der profanpolitischen Lage praktisch begreiflich machende Würdigung.

Staudinger ( 2113) analysiert das, was man um 1848 eine katholische Bewegung in Bayern nennen kann, in Verwertung archivalischer Quellen, namentlich aber auch die zeitgenössische Publizistik heranziehend, besonnen und eindringlich. Der Görreskreis hatte 1847 im Gefolge der Lola Montez- Affaire eine »moralische Vernichtung« erlitten, bei der sich natürlich auch alle jemals von seinen eigenen Mitgliedern begangenen Fehlgriffe gegen ihn wandten; ein Teil des Wertes unserer Studie liegt, meine ich, darin, daß sie die damals und später an den Ereignissen aus katholischer Einstellung heraus beteiligten Männer genau nach kirchlichen Richtungen sondert, sie und ihr Raten und Taten in eine maßvoll kritische Beleuchtung rückt. Die »ultramontane« Richtung -- so wird betont -- hat 1848 weder die Unruhen angezettelt, noch letzten Endes die Entfernung der Lola, noch die Abdankung Ludwigs I. durchgesetzt. Indes gründete sie wider den Umsturz die an erster Stelle politischen »Vereine für konstitutionelle Monarchie und religiöse Freiheit« und bald auch die halb kirchenpolitisch, halb religiös gemeinten Piusvereine. Weiter ergibt sich, daß die Katholiken beim Reformlandtag von 1848 in den innerpolitischen Fragen Bayerns als solche nicht führend waren, dagegen sie und die Regierung sich in der deutschen Frage bis zu einem gewissen Grade wiederfanden. Besonders an den Verhandlungen der Paulskirche über Kirche und Staat entzündete sich die nach dieser Richtung bei Staudinger ebenfalls skizzierte mehr konservative bayerische katholische Bewegung von neuem, so sicher sie immer hinter der mehr liberalen rheinischen zurückblieb. Auch bezüglich der katholisch-sozialen Anfänge im Bayern von damals kommt unsere Arbeit durch Zusammentragen von theoretischen Hinweisen und praktischen Daten über die Lage des handarbeitenden Standes ein wenig weiter.

Schrohes ( 2115) Untersuchung über die 1626 durch Teilung der rheinischen entstandene oberrheinische Jesuitenprovinz gibt an der Hand der in der Mainzer Stadtbibliothek befindlichen Catalogi primi ein Bild von der äußeren Entwicklung der Provinz, ihren Kollegien und Personen, der Herkunft der Mitglieder nach Ort und Stand sowie ihrer literarischen Betätigung. Die meisten Novizen wurden von den Bistümern mit rein katholischer Bevölkerung gestellt. Ein Einfluß der sehr verschiedenartigen Herkunft auf die Verwendung ist nicht nachweisbar. Auch sonst ist das Ergebnis der freilich mehr statistischen, kaum sehr in die Tiefe grabenden Arbeit der Ordensprovinz günstig.

Dem, wie schon berichtet, von Rückert lebenswahr gezeichneten Bilde der Säkularisation des bayerischen Augustiner-Chorherrenstifts Polling stellt Rögele ( 2116) dasjenige des badischen Prämonstratenserklosters Allerheiligen zur Seite, über Personalstand, Besitz und Einkünfte des Klosters und ihre


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weitere Verwendung, über die Fundierung der ihm inkorporiert gewesenen Pfarreien und nicht zuletzt über die alsbaldige Verwahrlosung der als Baudenkmal bemerklichen Klosterkirche ausgiebig unterrichtend. Die Arbeit ist auf den Ton rückhaltloser Klagen über den aufgeklärten badischen Staat gestimmt. --Dorneich ( 2119) bietet einen aus Schloß Hugstetten bei Freiburg i. B. und Haus Stapel bei Münster i. W. stammenden Briefwechsel zwischen dem romantischen Germanisten Frhn. Joseph von Laßberg und dem in der kirchlich-politischen Bewegung seines badischen Heimatlandes führend hervorgetretenen Frhn. Heinrich von Andlaw dar. In seinen dem Herausgeber bekannten Teilen sich lediglich über drei Jahre hinziehend beleuchtet er im großen wie in manchen lokalen Einzelheiten die Schwierigkeiten, mit denen die katholische Bewegung in Baden und der sie verkörpernde »Katholische Verein« in ihren Anfängen zu kämpfen hatten. --Schnütgen ( 2120) führt seine Mone-Studien in längeren Abschnitten über die kirchenpolitischen Kämpfe im Baden namentlich der vierziger und fünfziger Jahre und -- hier mit Dorneich korrespondierend -- über die Vor- und Gründungsgeschichte des »Katholischen Vereins« sowie in Reflexen auf Mones außerbadische Beziehungen zu Ende. Die »wahrhaft konservative und auf organisch geschichtlichem Denken beruhende Einstellung« des Politikers Mone wird als romantisches Erbgut aufgewiesen, dagegen »sein ausdauernder, wenngleich zahmer Kampf gegen die badische Büreaukratie, sofern sie die Kirche nicht als dem Staate ebenbürtige Rechts- und Kulturgemeinschaft achten und pflegen« wollte, als die Auffassungsart einer schon durch und durch nachromantischen Generation verdeutlicht. --Schiels Hirscher-Buch ( 2121) ist ein charakteristisches und sicher in vielfacher Hinsicht sehr sympathisches Dokument der jungkatholischen Generation von heute. Einerseits wirbt es, an Gedanken Schelers und Guardinis genährt, temperamentvoll und geistreich für Ideen, anderseits schöpft es doch längst nicht alle in seinem Vorwurf beruhenden biographischen Möglichkeiten aus. Ist es nach dem in ausdrücklichen Worten festgelegten Willen des Verfassers nicht der ganze Hirscher, dem wir in dem Band begegnen, so wird er, wie er vor uns hintritt, manchmal fast mehr aus der Perspektive des Gegenwartskatholizismus heraus gesehen als aus der Bewegtheit des Zeitalters, das ihn selbst geformt und getragen hat. Freilich muß hervorgehoben werden, daß Schiel gerade der religiösen Eigenart des bedeutenden und edlen Theologen ein feinsinniger Interpret ist. Das Buch schließt mit einem wertvollen bibliographischen Apparat ab; an neuen Materialien ist in ihm -- was nicht gleich jedem Benutzer ganz deutlich werden mag -- in der Hauptsache nur der Briefwechsel zwischen Hirscher und dem Neffen seiner Wirtschafterin, dem Maler Sebastian Luz, verwertet. Vgl. meine Einzelanzeige im Histor. Jahrbuch 46, 419 f. -- Mit Hirscher beschäftigt sich auch Pfleger ( 2122) auf Grund von Briefen des Straßburger Ordinariatsarchivs, und zwar einerseits mit seiner Kandidatur für den Rottenburger Bischofsstuhl als Nachfolger Johann Bapt. v. Kellers, anderseits mit seiner bekannten Reformschrift von 1849 über »Die kirchlichen Zustände der Gegenwart«. Beidemal hat Andreas Raess von seinem Straßburger Bischofssitz aus nicht ohne ein gewisses sympathisches Wohlwollen für Hirscher, aber doch ohne volles Verständnis für seine Wesensart eingegriffen: Das eine Mal, indem er den obersten kirchlichen Stellen eine schriftliche Selbstrechtfertigung Hirschers, das zweite Mal, indem er ihnen seine Unterwerfung

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unter das Verbot der Schrift vermittelte. --Baier ( 2123) bestätigt und verdeutlicht das schon bisher über den in der badischen Kirchenpolitik während Errichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz einflußreichen Pfarrer, Freiburger Domdekan und nachmaligen Mainzer Bischof Joseph Vitus Burg geltende Urteil, daß er ein geschmeidiger Charakter und geschäftsgewandter Politiker gewesen ist, aus Briefen Burgs an den Vertrauten des Großherzogs Ludwig, Hennenhofer. Namentlich handelt es sich um die Jahre unmittelbar vor und nach der Erhebung Erzbischofs Boll. Über das Burg, den Vertrauten Wessenbergs, betreffende hinaus ergeben sich Einblicke in das Mit- und Gegeneinander vieler maßgeblicher Persönlichkeiten der Regierung und des Klerus. Zur Ergänzung der von Baier benutzten Literatur darf vielleicht noch an meine knappe Burg-Vita in »Hessische Biographien« II, 1 (1921) erinnert sein.

P. Archangelus ( 2127) erhärtet an einer Folge von sorgfältigen Lebensbildern der elf Provinziale der durch Abzweigung vom Schweizer Generaldefinitorium entstandenen Elsässischen Provinz des Kapuzinerordens im achtzehnten Jahrhundert, daß, wie bekanntlich das kirchliche Leben im Elsaß im allgemeinen, so auch diese Provinz dem Zeitgeist erfolgreich widerstanden und trotz mannigfacher fremder Einflüsse sich eine dann freilich durch die Revolution um so jäher vernichtete Überlieferung geschaffen hat.

Sachses ( 2128) Mitteilungen über die Kirchenpolitik im Reichsland Elsaß-Lothringen während der freilich nicht sehr langen Amtszeit des Statthalters Manteuffel (1879--1886) geben zwar nur Ausschnitte, die der Ergänzung durch umfassendere Studien bedürfen und, was das Urteil über die handelnden Persönlichkeiten angeht, vielleicht auch hie und da noch eine leichte Retouche vertragen könnten. Immerhin beleuchten sie die Regierungspraxis des obersten Beamten und seines unbeamteten Ratgebers und Mittelsmannes Studemund, Professors an der Straßburger Universität, wie auch namentlich die wieder voneinander abweichenden kirchlichen Verhältnisse der beiden Diözesen Straßburg und Metz genügend deutlich. Scharfe Reflexe fallen auf Bildungsstand und Ausbildungsmöglichkeiten im Klerus.

Der von Bastgen ( 2135) veröffentlichte Briefwechsel zwischen Bischof Reisach von Eichstätt und Kardinalstaatssekretär Lambruschini setzt kurz nach der Wegführung Erzbischof Drostes von Köln auf die Festung Minden ein, um bis zum Sommer 1838 zu reichen. In erster Linie betrifft er das Kölner Ereignis selbst; Reisach rät in dieser Sache zu unbeugsamer Festigkeit, in der Mischehenfrage zur Veröffentlichung der Akten und einem Breve an die Bischöfe Deutschlands zwecks Erzielung einer einheitlichen Praxis. Reisachs Schreiben fordern weiter eine gute Neubesetzung der Münchener Nuntiatur, Wachsamkeit den Hermesianern gegenüber und Erneuerung des theologischen Studienbetriebs, insbesondere bezeichnenderweise vermehrte Studienmöglichkeiten am Collegium Germanicum. Die durchweg von Viale Prelà und Capaccini entworfenen Antworten auf Reisachs Anregungen sind ziemlich zurückhaltend; mit der Allokution Gregors XVI. vom 10. Dezember 1837 und der römischen »Esposizione di fatto documentata«, glauben sie, sei genug geschehen. Unser Briefwechsel bietet unter anderem auch eine Reihe von personellen Einzelheiten zur Kirchengeschichte der Rheinlande.

Schrörs ( 2137) prüft die kirchlichen Gruppen und Zirkel, die im Rheinland der Restaurationszeit der zwanziger und dreißiger Jahre des neunzehnten


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Jahrhunderts und zwar in Aachen, Koblenz und Bonn bestanden haben, auf die ihnen angehörigen Persönlichkeiten und die ideellen Grundlagen ihres Zusammenhalts. Er deutet weiter eingehend die geistige Physiognomie dreier damals im Vordergrund der rheinischen Vorgänge stehender Einzelkleriker: Binterim, Eduard Michelis und Laurent. Sein Ergebnis ist, daß unter den rheinischen Katholiken eine von der der Masse abweichende, den voraufklärerischen Überlieferungen zuneigende Geistesrichtung bestand, die betont kirchlich gerichtet, zum Teil von karitativen Neigungen beseelt, in einem späteren Stadium auch kirchenpolitisch Feuer fing, aber noch keinerlei Parteicharakter hatte. Nimmt man den terminus »Partei« in seiner uns heute geläufigen Bedeutung, so ist die These augenscheinlich richtig; es sei aber wenigstens darauf hingewiesen, daß Schrörs im Laufe seiner wie immer bestimmt und geistvoll formulierten Darlegungen das Wort Partei selbst und zwar auch ohne Anführungszeichen anwendet. Von den dem Aufsatz beigefügten Exkursen klärt derjenige über die Bezeichnung »ultramontane Partei« die nicht ganz einfache Sachlage naturgemäß noch nicht auf.

Schmetz ( 2138) legt die Ergebnisse seiner jahrelangen Beschäftigung mit der markanten Erscheinung eines Wilhelmus Lindanus in einem ersten Teile vor, der außer der literärgeschichtlichen Einleitung die Schilderung des Entwicklungsganges seines Helden bis zu dem Zeitpunkt bringt, wo er von dem ihm übertragenen Sprengel Besitz ergreift. Der Biographie eines von der Lindt kommt besondere Bedeutung zu, weil sie gleichzeitig die eines auf bibelexegetischem und apologetisch-polemischem Gebiet tätigen Gelehrten und eines praktischen Kirchenmannes ist, eines Schülers der bekanntlich energisch antilutherischen Löwener und mehrjährigen Lehrers der von Kardinal Otto Truchseß von Waldburg sehr gepflegten, ähnlich gerichteten Dillinger Hochschule, der, auch eine Zeitlang im Auftrag Philipps II. Generalkommissar und Offizial in Friesland und ein reichliches Jahrzehnt Dechant an der Hofkirche im Haag, 1563 gelegentlich der Vermehrung der niederländischen Sprengel die neue, im früheren Herzogtum Geldern gelegene Diözese Roermond erhielt. Dank der Gegenströmungen wider die damaligen Bistumsvermehrungen hat er freilich nicht gleich von ihr Besitz ergreifen können. Die vielleicht ein wenig breite und namentlich reichlich zitierfreudige, aber vielseitige und archivalisch belegte Darstellung von Schmetz orientiert über den mit einem leidenschaftlichen Naturell behafteten und inquisitorisch gerichteten Eiferer für die Erhaltung des alten Glaubens in den Niederlanden recht zuverlässig.

Engelbert ( 2144) schildert die vom Standpunkt der kirchlichen Disziplin aus nicht durchweg erfreuliche Lage in den verschiedenen Teilen der Diözese Breslau unter dem das Tridentinum zwar ausführenden, aber seit der Thronbesteigung Maximilians II. der Reformation gegenüber und auch sonst in der Diözesanverwaltung sehr lässigen Bischof Kaspar von Logau (1562 bis 1574). Von den dem Titel des Werkes nach zu erwartenden biographischen Nachrichten werden in seinem bis jetzt vorliegenden ersten Teil in der Hauptsache erst einmal diejenigen über den jüngeren Logau geboten. Damit ist schon gesagt, wie umfassend Engelbert die Untersuchung führt und wie sehr er auch, durch die Buntscheckigkeit der kirchlichen und der Souveränitätsverhältnisse des weiten Sprengels angeregt, personal-, orts- und institutsgeschichtliche Mimikry treibt, was natürlich der Anschaulichkeit seiner Schilderungen zugute


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kommt. Bei dem Gegensatz, in dem das eifrig altkirchliche Domkapitel zum Bischof stand, ist es besonders wichtig, daß für das Breslauer Diözesanarchiv hergestellte Abschriften der in der Brüsseler Königl. Bibliothek befindlichen Kapitelsprotokolle benutzt werden konnten. --Hoffmanns ( 2147) quellenmäßig gearbeitete und doch der Auffassungsweise weiterer Kreise angepaßte, sowohl mit reichen statistischen Angaben ausgestattete als auch mit Bildbeilagen geschmückte Schrift verfolgt die Schicksale der Glogauer Jesuitenniederlassung von ihrer Begründung im Jahre 1625 einschließlich ihrer Nachwirkung in dem noch heute bestehenden Gymnasium. Die österreichische Zeit, während der das Kolleg »Glogau zu einer Hochburg der Kultur des Barock und des Katholizismus der Gegenreformation« machte (S. 22), und die spätere friderizianische, während der es im Zusammenhang mit den schlesischen Kriegen finanziell bis zum Bankerott in Anspruch genommen wurde, heben sich aufs deutlichste voneinander ab. Mehr Interesse als manches sonstige rein orts- und personengeschichtliche Detail vermögen die vielseitigen Hinweise auf das innere Leben im Kolleg, nicht zuletzt diejenigen auf die Pflege des Schuldramas in ihm, zu wecken.


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