VI. Kirchengeschichte.

Nachdem die Geschichte der Christianisierung in anderen deutschen Landschaften vielfach mit Erfolg der Patrozinienforschung entnommen wurde, ist kürzlich auch für das Ordensland der gleiche Weg beschritten worden. In mühsamer Arbeit hat Erika Tidick ( 2078) die Belege für die Wahl der Kirchenpatrozinien bis 1525 zusammengestellt; nur wenige Quellen sind ihr entgangen. Leider sind die Heiligen der Kapellen und Altäre nicht mitberücksichtigt, obwohl gerade sie auf die Heiligenverehrung der Bevölkerung gute Schlüsse zulassen. Auch sind sie häufiger leichter zu ermitteln und ihre Entstehung genauer zu datieren, als es bei den Kirchenheiligen zumeist möglich ist. Wie sich von selbst versteht, hat der Deutsche Orden den größten Einfluß auf die Wahl der Patronizien ausgeübt. Die ritterlichen Heiligen St. Georg, dem die Aussätzigen-Spitäler gewidmet waren, und St. Michael fanden reiche Verehrung gleich den vier weiblichen Hauptheiligen, St. Katharina, St. Barbara, St. Margarete und St. Dorothea. Ihre Verehrung wurde sicherlich durch die Beziehungen zum Kölner Kirchengebiet bestimmt, wie auch entsprechend der Herkunft der meisten Ordensritter süd- und westdeutsche Heilige sehr beliebt waren. Der niederdeutsche Einschlag der Bevölkerung spiegelte sich dagegen in der Vorliebe der Bürger für St. Nikolaus und St. Jakob wider. Auf skandinavische Beziehungen deutet St. Olaf hin, dem besondere Altäre geweiht waren. Auch entsprach es niederdeutschem Brauch, wenn die Heilige Gertrud vornehmlich in Hospitälern verehrt wurde. Eigene Heilige hat das Ordensland nicht hervorgebracht. St. Adalbert, der im Samland erschlagen ward, wurde nur in wenigen Orten verehrt. Die Adalbertkirche bei Danzig hat T. übersehen. Die selige Jutta von Sangershausen erreichte ebensowenig, wie die fromme Dorothea von Montau, eine Danziger Bürgersfrau, aus politischen und finanziellen Gründen ihre rechtzeitige Heiligsprechung. Weitere Untersuchungen zur Kirchengeschichte enthalten die »Olivaer-Studien« von E. Keyser ( 407), die der Gründung dieses ersten deutschen Zisterzienserklosters im Preußenlande, seinen Urkundenfälschungen und seinem frühesten Grundbesitz gewidmet sind. Die Matrikel des päpstlichen Seminars zu Braunsberg von 1578--1798 legt G. Lühr in einem Schlußbande vor ( 2544), während Bastgen einige, zum Teil von Niebuhr stammende Schriftstücke zur Preuckschen Stiftung in Rom am Anfang des 19. Jahrhunderts wiedergibt ( 2143).


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