VIII. Volkskunde und geistige Kultur.

Eine Fülle von Beobachtungen über Volkssitte und Brauch, aber auch zur Geschichte der Besiedlung, des Bauernhauses, des altpreußischen Totenglaubens und des Bauernkalenders hat E. Schnippel ( 759) niedergelegt. Indem er damit eigene ältere Veröffentlichungen ergänzte und weiterführte, schuf er die Grundlagen für eine künftige zusammenfassende Darstellung der nordostdeutschen Volkskunde, die, wie es Schnippel richtig andeutet, die Mischung altpreußischer, niederdeutscher, mitteldeutscher, masurischer und kaschubischer Volksart zu beachten haben wird. Wie schon der Danziger Forscher Mannhardt vor Jahrzehnten nachwies, ist es zudem möglich, im deutschen Nordosten noch manches uralte Volksgut zu ermitteln, das im Westen und Süden längst erloschen ist.

Für die Geschichte des literarischen Lebens in Königsberg sind die umfangreiche Geschichte der Staats- und Universitätsbibliothek von Kuhnert ( 97) und die Geschichte der dortigen Schriftgießereien in der Mitte des 18. Jahrhunderts von Crous ( 98) beachtenswert. Mit den neueren Arbeiten Ziesemers, Nadlers und Clasens ( 604) liefern sie Bausteine für eine Geistesgeschichte Ostpreußens, deren Darstellung in hoffentlich nicht zu ferner Zeit die Bedeutung dieses viel verkannten Grenzlandes für die Gesamtentwicklung des deutschen Geisteslebens ins rechte Licht setzen wird.


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