I. Allgemeine Quellenkunde.

In das Arbeitsprogramm der 1925 gegründeten Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin sind auch Bibliographien aufgenommen. Nach wie vor aber wird die Zeitschriftenschau unentbehrlich bleiben, die -- bis zu den kleinsten Veröffentlichungen hinabsteigend -- alljährlich in den Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte veröffentlicht ist. Für unser Berichtsjahr 1926 findet sie sich in den Bänden 39 und 40 (Jg. 1927 und 1928). Für die Niederlausitz hat K. Gander mit gewohnter Genauigkeit einen Literaturbericht gegeben ( 36). Neben der bibliographischen Literatur hat auch die archivalische gute Förderung erfahren. Von dem Archivinventar der brandenburgischen Provinzialverwaltung, dessen erster die kurmärkischen Bestände umfassender Teil 1921 erschien, hat M. Klinkenborg einen 2. Band veröffentlicht ( 72 a). Er zeigt die gleiche Anlage wie sein Vorgänger, d. h. er verzeichnet die neumärkischen Bestände nach der Provenienz. Auch diesmal begrüßt man als eine erfreuliche Zugabe die Darstellung der ständischen Behördenorganisation der Neumark (einschl. Beamtenlisten) und den Abdruck der landesherrlichen Ständeprivilegien. Der landesgeschichtlichen Forschung erwuchs ein wertvolles Hilfsmittel, das nach der Vollendung eines dem Vernehmen nach geplanten niederlausitzischen Bandes vollständig sein wird. Für einen engeren Bezirk hat Fr. Werwach Archivalien inventarisiert: er hat die im Stadtarchiv Potsdam befindlichen Innungs-Archivalien zusammengestellt ( 1703 a). Wohl die ersehnteste Quellenveröffentlichung stellt ein neues Heft der von H. Krabbo bearbeiteten Askanierregesten dar ( 98). Es reicht von April 1308 bis Juni 1314. Die eine Lieferung, die das für die ältere märkische Geschichte grundlegende Werk abschließen soll, wird dank der inzwischen gewährten Unterstützung der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin in nicht allzulanger Zeit erscheinen. Bringt man uns so endlich wenigstens einen Teil der märkischen Urkunden kritisch nahe, so entbehrt die märkische Geschichtsschreibung früherer Zeiten doch noch sehr einer zusammenfassenden Sichtung. W. Hoppe hat wenigstens für einen Schriftsteller unternommen, seine Geltung auf landesgeschichtlichem Gebiete darzulegen, für Karl Friedrich


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Klöden ( 124). Es war bei einem so eigenartigen Menschen nicht möglich, ohne zugleich des seltsamen Lebensganges zu gedenken. Ein weiterer Zweig der Quellenkunde, die Sprachgeschichte, ist für Brandenburg seit einer Reihe von Jahren durch W. Seelmann und H. Teuchert gepflegt worden. Beide haben auch in diesem Jahre wieder ( 668, 667) sich der Aufgabe, durch die philologische Methode historische Vorgänge zu klären, unterzogen. Namentlich Teucherts Nachweis, daß niederfränkisches Sprachgut sich in der Mark erhalten habe, ist für die Besiedlungsgeschichte des Landes wichtig. Vor einer übertrieben starken Betonung des slawischen Elements in den Ortsnamen der Lausitz hat mit Recht M. Gilow gewarnt ( 705).


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