III. Geschichte einzelner Epochen und Ereignisse.

In die Anfangszeit der ostdeutschen, insbesondere märkischen Kolonisationsbewegung gehört der bekannte Aufruf des Erzbischofs von Magdeburg und anderer zum Kampf gegen die ungläubigen Slawen vom Jahre 1108. Nachdem Tangl vor Jahren den Nachweis gegeben hatte, daß es sich um keine amtliche Kundgebung, sondern um die Privatarbeit eines flandrischen Geistlichen handele, sucht jetzt H. Krabbo festzustellen, ob die fürchterliche Schilderung, die das Dokument von den Slawen, namentlich ihrer Kriegsführung gebe, einwandfrei oder übertrieben sei ( 584). Er kommt, indem er die Nachrichten über die Elbslawen in den Hauptquellen des 10.--12. Jahrhunderts mustert, zu dem Ergebnis, daß der Aufruf nicht »gelogen« habe, daß er vielmehr alle dem Verfasser über die Elbslawen bekannten Scheußlichkeiten zusammenfasse. Man darf trotzdem vielleicht fragen, ob dergleichen Nachrichten aus rein deutschen Quellen stets einwandfrei über den slawischen Gegner berichten.

In die märkische Geschichte des 17. Jahrhunderts verschafft uns L. Mollwo tiefe Einblicke durch seine Biographie Markgraf Hansens von Küstrin ( 1028). Markgraf Hans war ein viel zu stark in die Geschichte seiner Zeit verflochtener Fürst, so einfach man auch immer seine geschichtliche Gesamtleistung einschätzen mag, als daß alle Abschnitte des Buches für die brandenburgische Geschichte in Betracht kämen. Vom landesgeschichtlichen Standpunkt aus möchte man sogar einen intensiveren Ausbau der speziell märkischen Abschnitte wünschen, wenn das nicht unbillig wäre. Jedenfalls ergibt sich aus dem nicht eben lebendig, aber doch mit weitester Quellennutzung geschriebenen Buch, welch ein vorzüglicher Staatsmann damals an der Spitze des kleinen neumärkischen Territoriums stand. Kapitel wie etwa die über die Beamtenorganisation, die Landesverwaltung, die Zoll- und Handelspolitik geben ein klares Bild von der Tätigkeit des Markgrafen. Für die eigentliche Landesgeschichte bleibt freilich während jener Epoche des 16. Jahrhunderts noch manches zu tun. An einem Punkt hat Berg eingesetzt, der sich mit einer Kastenordnung des Markgrafen von 1540 beschäftigt ( 2302).

Zwei bekannten Schlachten auf märkischem Boden gelten zwei Arbeiten, die beide freilich nicht die Vorgänge beim Kampf selbst schildern. Jany gibt gelegentlich einer Rezension der Winterschen Schrift über Fehrbellin aus dem


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Jahre 1925 eine wertvolle Ergänzung durch die militärische Vorgeschichte der Schlacht ( 1061) und G. Wartenberg veröffentlicht einen sehr anschaulichen Magistratsbericht über die Ereignisse von Zorndorf, die sich in und um Neudamm, eine nahe gelegene Stadt, abspielten ( 1104).


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