V. Wirtschaftsgeschichte.

Als Material zur Wirtschaftsgeschichte, kaum als mehr, muß eine größere Arbeit von E. Bahrfeldt gelten, die die Brakteten der Niederlausitz im 13. Jahrhundert aufzuzeichnen und zu ordnen unternimmt ( 1781). Ein reiches Münzwesen hat da bestanden, das durch das Zusammenstoßen meißnischer, magdeburgischer und brandenburgischer Interessen um so lebendiger wird. -- Ist die oben genannte Arbeit von Schilling über die Entstehung der Siedlung Frankfurt in erster Linie für die politische Geschichte von Bedeutung, so eignet einer anderen siedlungsgeschichtlichen Untersuchung vor allem die wirtschaftsgeschichtliche Note. W. Gley hat die Besiedelung der Mittelmark von der slawischen Einwanderung bis 1624 aufzuhellen unternommen ( 586). Der Vergleich mit der Schillingschen Arbeit drängt sich auf. Hier wie dort ein jugendfrischer Impuls, hier wie dort ein bedeutsames Stück märkischer Geschichte, hier wie dort eine tüchtige Leistung. Aber Gleys Rüstzeug ist doch zu schwach, um den Kampf mit solchem Thema zu bestehen. Der Anwendung der siedlungsgeographischen Methode hätte eine gleich starke Heranziehung der historischen Quellen und der historischen Literatur entsprechen


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müssen. Das, was jetzt geschaffen ist, bedarf fast in allen Punkten der Nachprüfung, wie es eine ausgezeichnete Besprechung durch den kundigen Heinrich Felix Schmid (Zeitschr. d. Savigny-Stiftg. f. Rechtsgesch., 48, German. Abt., 1928, S. 619--626) mit Recht für ein paar Einzelheiten nachweist. -- Ein Stück moderner Kolonialgeschichte, die von Friedrich d. Gr. geschaffenen Siedlungen des mittleren Oderbruchs, ist von M. Lohmann bearbeitet worden ( 1861), doch hat die nur maschinenschriftlich erschienene Darstellung dem Referenten nicht vorgelegen. Die Besiedlung jenes Gebietes war dem Herrscher nur möglich gewesen infolge der Einnahmen, die aus anderen märkischen Landesteilen flossen. Wie zielsicher Friedrichs Vorgänger bei ihrer Feststellung vorging, zeigt uns eine erfreuliche Veröffentlichung von P. Schwartz ( 1860). Von 1718 bis 1719 hat Friedrich Wilhelm I. für die Neumark sehr eingehende, in höchst mühseliger Kleinarbeit gefertigte Verzeichnisse, sog. Klassifikationsregister herstellen lassen, die endlich einmal in die Hufenveranlagungen Ordnung bringen sollten. Diese in 14 Folianten niedergelegten Protokolle ganz zu veröffentlichen, ist unmöglich. Schwartz hat sich mit Recht darauf beschränkt, ihren Inhalt dorfweise (zunächst für die Kreise Landsberg und Friedeberg) in peinlich gearbeiteten Auszügen vorzulegen. Eine brauchbare Einleitung führt gut in die nicht leicht zu verstehenden Agrarverhältnisse jener Zeit und Gegend ein. Für die Agrargeschichte der Mark ist hier ein Material bereitgestellt worden, das dringend der Bearbeitung harrt. In zwei weiteren Bänden wird es abgeschlossen werden.


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