VI. Kirchengeschichte.

Den bisher nur baugeschichtlich behandelten Dominikanerniederlassungen der Mark hat F. Bünger eine auf solidester Arbeit beruhende Schrift gewidmet, die zum erstenmal auf die Geschichte dieses Ordens Licht wirft ( 2020). Sie zerfällt in zwei Teile. Der erste befaßt sich mit Wichmann von Arnstein, jenem Urenkel Albrechts d. Bären, der der Gründer des ältesten Konventes der Mark, Neu-Ruppin, ist. Die Untersuchung einiger seiner Traktate und ihr Abdruck zeigen uns, daß auch auf brandenburgischem Boden die Mystik im 13. Jahrhundert Wurzel geschlagen hatte. Wichtiger aber ist der zweite Teil, eine unter stärkster Heranziehung der ungedruckten Urkunden und Handschriften, und das will sagen der inneren Ordensgeschichte, gewonnene Materialsammlung für die einzelnen märkischen Klöster. Das erscheint zunächst vielleicht wenig, aber es werden sich fortan kaum noch wesentliche Ergänzungen finden, und so ist dank dem Bienenfleiß Büngers, der wichtige Anmerkungen anfügt, der Grund für einen bedeutenden Teil der märkischen Kirchengeschichte gelegt. -- Der bereits in dem Bericht für 1925 (S. 511) angeführten Untersuchung über die Kirchenvisitation der Jahre 1540--1545 läßt V. Herold einen zweiten Teil folgen ( 2301). Abschließendes läßt sich noch nicht sagen, da wiederum nur ein Teilabschnitt gedruckt ist. Er stellt den Verlauf der Visitation von 1540 dar. Einleitend ist eine dankenswerte Tabelle der Visitationsakten nach Ort, Handschrift, Archiv und Druckort gegeben. Die kirchliche Oberbehörde, die damals bereits im Entstehen war, das Konsistorium, hat als Spruchkollegium eine weite Wirksamkeit entfaltet. Die Protokolle der Entscheidungen sind nicht mehr erhalten, aber der Zufall hat eine um 1700 durch den Konsistorialrat Lütkens angefertigte Sammlung von Entscheidungen für den Zeitraum von 1541 bis 1704 ans Licht gebracht. B. v. Bonin hat sie nach Ortschaften (also entsprechend dem Bereich jenes Konsistoriums für die Inspektionen


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der Alt- und Kurmark einschl. Beeskow-Storkow) veröffentlicht ( 2300). Das Material, das hier für die kirchliche Rechts- und für die Lokalgeschichte der Mark bereitgestellt wird, ist trotz vieler interessanter Einzelnachrichten naturgemäß sehr lückenhaft, und das wird noch verstärkt durch den vom Evangelischen Konsistorium der Mark Brandenburg veranlaßten Mangel einer Erläuterung. Auch hier macht sich wieder die Sünde gegen das Gebot historischer Forschung bemerkbar: Editionen über Editionen, aber keine wirkliche Durcharbeitung. -- Dem regsamen Herausgeber des Jahrbuchs für brandenburgische Kirchengeschichte, W. Wendland, verdanken wir einen lebendigen Einblick in das kirchliche Berlin um 1700 ( 2305). Anschaulich sind die verschiedenen Strömungen der lutherischen Orthodoxie, der Reformierten, des Pietismus in ihren Führern dargestellt. Die Kirchlichkeit des Hofes wird durchaus richtig gewertet, Armenwesen und Elementarschulwesen, die ja von dem kirchlichen Leben jener Zeit nicht zu trennen sind, werden in knappen Zügen dargestellt. Es bleibt zu wünschen, daß diese Studien sich erweitern, wie es für die französische Kirche Berlins bereits zu erwarten ist, und daß sie sich dann zu einem Gesamtbilde der neueren Kirchengeschichte Berlins abrunden. -- Mehr soziologisch als kirchengeschichtlich beachtenswert erscheint mir eine Zusammenstellung märkischer Pfarrergeschlechter, die in vier Generationen Pfarrer gestellt haben, von O. Fischer ( 444).


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