VII. Kultur- und Bildungsgeschichte.

G. Abb geht den Spuren nach, die die Bibliothek des Zisterzienserklosters Lehnin hinterlassen hat ( 95). So dürftig sie sind, der rege Wille des Ordens, an seinem Teile die geistige Kultur zu fördern, ist unverkennbar. Mit geringeren Mitteln hat später die Schule das geistige Niveau zu heben gesucht. Drei märkische Weihnachtsspiele aus dem 16. Jahrhundert sind dafür Zeuge, die J. Bolte erneut zum Abdruck bringt ( 2467 a). Ist die literarische Bedeutung auch nicht allzu groß, so werden wir uns doch des Wertes erfreuen, den die anspruchslosen Spiele als Zeitdokumente haben. Das erste der Spiele -- es stammt von 1541 -- ist eines der ältesten Erzeugnisse des Berliner Buchdrucks. Bei dem ersten Berliner Vertreter der schwarzen Kunst, dem ehemaligen Wittenberger Johann Weiß, setzt A. Potthast ein in seiner schicksalsreichen Geschichte der Buchdruckerkunst in Berlin ( 94), der Einleitung zu einer um 1865 abgefaßten Geschichte des Deckerschen Verlages, deren Druck nie beendigt worden ist. F. Crous hat jene Einleitung nunmehr herausgegeben. Trotz ihrer Beschränkung auf die Zeit von 1540 bis 1864 und trotzdem die seitherige Forschung unberücksichtigt bleiben mußte, ist das Buch doch die beste Zusammenfassung. Der Herausgeber hat wenigstens in der Einleitung hier nachzuhelfen gesucht. Auch dem Berliner Buchhandel ist jetzt ein Geschichtsschreiber erwachsen. A. Georgi ( 2566) führt sie wenigstens bis 1825, d. h. dem Zeitpunkt, wo durch den Börsenverein der Buchhandel auf eine neue organisatorische Grundlage gestellt wird. Es wird deutlich, wie langsam sich der Berliner Buchhandel entwickelte. Erst nach dem Dreißigjährigen Kriege beginnt ein Aufstieg. Etwa von 1750 an, im wesentlichen durch die Handlungen von Haude und Spener, Nikolai und Voß, hat Berlin alle übrigen Buchhändlerstädte, abgesehen von Leipzig, überflügelt.


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