VI. Wirtschaftsgeschichte.

R. Zehrfeld ( 1663) will die Bedeutung Hermann Conrings und seiner Vorlesung über »Staatenkunde« für die Geschichte der Statistik klarstellen. Nachdem er kurz das Leben und die Bedeutung des großen Polyhistors geschildert hat, geht er im ersten Hauptteile auf die Staatenkunde ein, die für angehende Staatsmänner und Beamte eine Art von Lehrgang der politischen Geographie sein sollte. Im zweiten Hauptteile werden die Verdienste Conrings um die Bevölkerungsstatistik behandelt. L. Hoff-


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meyer ( 1699) gibt im ersten Abschnitt seines mit Tafeln geschmückten Buches einen Überblick über Entstehung, Arten und Verwaltung des Handwerks, im zweiten bei weitem größeren Abschnitt die Geschichte der einzelnen Innungen in der Stadt Osnabrück. -- Derselbe Verfasser ( 1700) liefert auch eine Geschichte der Osnabrücker Leischaften, jener fünf Weidegenossenschaften, in denen sich die Bürger der Altstadt gegen Ende des 16. Jahrhunderts zusammengeschlossen haben. Diese Leischaften sind allmählich entstanden und vielleicht aus den einzelnen Stadtvierteln erwachsen. Sie übernahmen die Verwaltung der Markengründe und die Unterhaltung der Wege. Ihre Grenzen wurden genau festgesetzt und ihre Mitglieder verzeichnet. Die Leischaftsgerechtigkeit klebte an den Häusern. -- E. Rüthers Aufsatz ( 1769) betrifft das 14. und 15. Jahrhundert. Der Kampf mit den Fluten hat die Bewohner der Marsch veranlaßt, sich enger zusammenzuschließen, die großen Seedeiche zu bauen und zu schützen, und dieser Kampf hat sie selbständig und frei gemacht, wachgehalten und immer wieder auf die Deiche gerufen, so daß sie von der Reichsheerfahrt befreit waren. -- Im Gegensatz zu P. J. Meier vermutet B. Engelke ( 1770), daß der Mödesser Münzfund von 1890 im Jahre 1189 der Erde übergeben und der dabei in mehreren Stücken gefundene Hannoversche Kreuzbrakteat unter Heinrich dem Löwen um 1180 in Hannover geprägt ist, und schließt daraus, daß Heinrich der Löwe vor dieser Prägung auf dem Gelände des ihm gehörigen Wirtschaftshofes, des späteren St. Gallenhofes, Hannover als Stadt gegründet hat. -- G. Füllner ( 1840) verfolgt die Schicksale und wirtschaftliche Entwicklung der staatlich braunschweigischen Eisenhütten im 19. Jahrhundert. Die Arbeit setzt im Hauptteil mit dem Jahre 1813 ein, als die Werke nach Auflösung des Königreichs Westfalen wieder braunschweigische Staatsbetriebe wurden. Damals waren sie über Deutschlands Grenzen hinaus berühmt und galten als mustergültig. Fünfzig Jahre später war der Staat froh, die Werke losschlagen zu können. Im Jahre 1871 ging die letzte staatliche Eisenhütte in Privatbesitz über. -- O. Weerths ( 1841) Abhandlung über den »Bergbau bei Falkenhagen« in Lippe beruht auf schriftlicher Überlieferung seit Anfang des 16. Jahrhunderts. -- Die »Finanzgebarung der Stadt Helmstedt im 18. Jahrhundert« ist nach H. Pössels ( 1843) Darstellung charakteristisch für das Zeitalter des Absolutismus. Seit 1735 wurden die Behörden und Finanzen der Stadt ganz im Sinne des absoluten Herrschers umgestaltet. Durch seinen Eingriff wurden die Finanzen zwar vor dem völligen Zusammenbruch bewahrt, doch keineswegs zur Gesundung gebracht. Erst im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts wurde der Etat balanziert. Eine Schuldentilgung ermöglichte erst das der Stadt durch die Städteordnungen verliehene Selbstverwaltungsrecht zu Beginn des 19. Jahrhunderts.


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