VII. Kirchengeschichte.

Nachdem die »Hamburgische Kirchengeschichte« Adams von Bremen im Jahre 1917 durch Bernhard Schmeidler eine grundlegende Neuausgabe erhalten hat, folgt dieser mustergültigen Textgestaltung jetzt durch S. Steinberg ( 1935) eine sprachlich gute und mit feinem Verständnis durchgeführte Übersetzung in den »Geschichtsschreibern der deutschen Vorzeit«. Zur Einleitung steuert Schmeidler selbst im ersten Kapitel einen neuen wichtigen Beitrag zu Adams Leben bei. Dann folgt eine Würdigung von Adams Werk und eine wohl zu hohe Einschätzung von Adams Bedeutung als Geograph aus der Feder des Übersetzers. -- Da bauliche Nachrichten über die alte Kirche


S.545

in Wallenhorst im Stich ließen, las der 1928 verstorbene W. Jänecke ( 1959) die Baugeschichte durch Zergliederung in die verschiedenen Bauabschnitte aus dem vorhandenen Denkmal ab und stellte fest, daß die Kirche das einzige bisher nachgewiesene Beispiel einer romanischen Emporenkirche in Westfalen und ihre Entstehungszeit nicht später als 1440 anzusetzen ist. -- Nach einer allgemein gehaltenen Geschichte der Grafen von Stade läßt Gerdes ( 2014) am Schluß seines Aufsatzes eine Darstellung der gräflichen Beziehungen zum Kloster Harsefeld, insbesondere des ruhelosen Treibens des Ilsenburger Abtes Herrand folgen. -- Nur die gröbsten Umrisse einer Geschichte des »Dominikaner-Klosters in Norden« vermag H. Lübbing ( 2015) nach mühevoller Sammlung der verstreuten Nachrichten zu geben, da der gesamte klösterliche Urkundenbestand verlorengegangen und die Klosterchronik nur trümmerhaft überliefert ist. Auf die äußere Klostergeschichte, die bis zur Auflösung im Jahre 1527 führt, folgt eine Darstellung des inneren Lebens im Konvente. -- Die genealogische Untersuchung O. Hermanns ( 2053) folgt dem Beispiel ähnlicher Arbeiten in anderen Diözesen und kommt zu dem Ergebnis, daß 41 Proz. der Erzbischöfe und Bischöfe der Kirchenprovinz Hamburg-Bremen im Mittelalter zum hohen Adel zählten, 34 Proz. aus dem niederen Adel hervorgegangen sind, und 25 Proz. Bürgerliche waren, wovon Lübeck den Hauptanteil hat. -- E. Hennecke ( 2076) will zur »Patrozinienforschung« anregen, die für Norddeutschland überhaupt erst in den Anfängen steckt. Die Patrozinien gestatten im Verein mit direkterem geschichtlichem Quellenmaterial Rückschlüsse auf die Entstehung der Kirchen und die ursprüngliche Ausbreitung des Christentums in Niedersachsen.

Zur evangelischen Kirchengeschichte der Neuzeit sind mehrere Beiträge zu verzeichnen. Nach Briefen in der Hamburger Staatsbibliothek stellt Th. Wotschke ( 2282) einige »Niedersächsische Mitarbeiter an den 'Unschuldigen Nachrichten'« zusammen: Pfarrer Bertram in Gifhorn, der seit 1716 in Braunschweig wirkte, der früh verstorbene Pfarrer Jansson in Oldenburg und vor allem Johann Anton Strubberg in Osnabrück, der später in Minden an der Marienkirche predigte. -- Das aus dem Mittelalter herrührende Patronat ist in den zum Lande Hannover vereinigten Gebieten auch bei der Einführung der Reformation beibehalten worden, soweit die Inhaber der Kollatur- und Patronatrechte sich dazu verstanden, von diesem Rechte im Sinne des Evangeliums Gebrauch zu machen, und besteht auch heute noch zu Recht. Über dieses Kirchenpatronat in Hannover handelt G. Arndt ( 2283). -- Zum 100. Geburtstage des ersten Vorsitzenden und Mitbegründers der »Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte« bringt der Herausgeber ihrer »Zeitschrift« F. Cohrs ( 2284) zwei kleine Schriften aus Gerhard Uhlhorns Schulzeit und abgeschlossener Werdezeit in Erinnerung. -- Die kirchlichen Verhältnisse Ostfrieslands behandeln zwei Arbeiten. F. Ritter ( 2285) teilt aus dem Staatsarchiv zu Aurich ein Gutachten der Emder Prediger an die fürsorgliche Gräfin Anna vom Jahre 1554 mit, das den einflußreichen Prediger Gellius Faber zum Verfasser hat. Es ist ein wichtiger Beitrag zu den ostfriesischen Konfessionsstreitigkeiten in diesem Jahrhundert und gewährt einen Einblick in die damaligen verworrenen seelsorgerischen Verhältnisse auf dem Lande. -- K. Weiske ( 2286) veröffentlicht mit einer umfangreichen Einleitung einen bisher ungedruckten Bericht über die ostfriesische Weihnachtsflut vom Jahre 1717 aus der Waisenhausbibliothek zu Halle, der kulturgeschichtlich von Wert und zugleich ein Denkmal


S.546

für die Geschichte des Pietismus in Ostfriesland ist. Im Anhange folgt ein Verzeichnis der Ostfriesen und Oldenburger, die in Halle 1692--1744 studiert haben. -- O Hahne ( 2287) schildert die »Gründung und Einweihung des Klosters zur Ehre Gottes in Salzdahlum«. Es wurde im Jahre 1701 durch den Nachahmungstrieb eines auf Entfaltung äußeren Glanzes bedachten Fürsten, des Herzogs Anton Ulrich, der später zum Katholizismus übertrat, und den frommen Glaubenseifer seiner religiös empfindenden Gemahlin gestiftet.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)