I. Gesamtdarstellungen.

Die Siebenhundertjahrfeier der Reichsfreiheit war für Lübeck der Anlaß zu einer reicheren Publikationstätigkeit. Hier sei an erster Stelle die vom Senat veranlaßte »Geschichte der Stadt Lübeck« genannt ( 303). Darin arbeitet Fritz Rörig die großen Linien der mittelalterlichen


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Entwicklung heraus: das Vorwalten handelspolitischer Gesichtspunkte und den Anteil des Bürgertums bei der Gründung, die bedeutungsvolle Vorzugsstellung des Rates und die Auswirkungen seiner abwägenden Politik; sodann das Abgleiten von der Machtstellung des Stralsunder Friedens, die Bedeutung der Sundfrage, die Unvereinbarkeit hansischer Privilegienpolitik mit geschlossener Stadtwirtschaft und das Zutagetreten der Unhaltbarkeit europäischer Ansprüche in der Ära Wullenwever. Von hier ab, mit einer gerechten Würdigung Wullenwevers beginnend, nimmt Johs. Kretzschmar das Wort und führt durch die Jahrhunderte äußerer Liquidationen und Umstellungen, neuer Ansätze und ihrer Erschwerung durch innere Unruhen und Verfassungskämpfe. Dem Verfassungsmäßigen wird besonderes Interesse gewidmet. Den Ausklang der Arbeit bildet eine Betonung von Lübecks Selbständigkeit als Aktivposten der Nation. Besondere Aufsätze behandeln Lübecks bildende Kunst (K. Schäfer), die Musikgeschichte (F. Jung), Lübeck als Pionier der Buchdruckerkunst (W. Pieth) und die Landschaft (K. Hinrichs). -- Das vom Denkmalrat besorgte, vorzüglich ausgestattete Lübecker Heimatbuch ( 303 a) gibt Einblicke in alle Lebensgebiete der Stadt und vermittelt durch reiche Literaturangaben die Möglichkeit tieferen Eindringens. Zu bedauern ist nur der Mangel eines Ebenmaßes in der Behandlung der einzelnen Teilgebiete. -- Für Bremen gibt Wilh. Hardeg die erstmalig 1855 erschienenen »Bilder« von Johann Krüger ( 306), in Einzelheiten nach der neusten Forschung berichtigt und durch weitere Abschnitte bis zur Gegenwart fortgeführt, neu heraus. Dazu veranlaßte ihn der charakteristische Ausdruck hanseatischen Geistes, den er in dem Buch fand. Die einzelnen »Bilder« von Personen, Ereignissen und Zuständen, durch geschickte Verbindungen aneinandergereiht, lassen die Geschichte Bremens in anschaulicher Form lebendig werden. Vielfach sind bedeutungsvolle Urkunden -- lateinische in Übersetzung -- und andere zeitgenössische Äußerungen in den Text eingestreut und anschließend erläutert. Das Werk wendet sich an einen breiteren Leserkreis, wird aber in Einzelheiten auch dem Historiker von Nutzen sein.


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