V. Kulturgeschichte.

Für Hamburg liegen drei Arbeiten über verschiedene Kulturgebiete vor. C. Schulteß trägt in gedrängtem Überblick reiches Material zur Militärgeschichte zusammen ( 1165), leider sehr skeletthaft und wenig glücklich im Stil. Dem Hamburger Bettlerunwesen im 17. und 18. Jahrhundert widmet Wilh. Hartmann einen kleinen Aufsatz ( 1842). Trotz dem ungewöhnlichen Reichtum, der in Hamburg bitterster Armut gegenüberstand, hatte die Bekämpfung der Bettelei dort nicht mehr Erfolg als anderwärts, zumal gerade jener Reichtum eine starke Zuwanderung verarmter oder arbeitsscheuer Elemente von auswärts herbeilockte. Die 1788 gegründete Allgemeine Armenanstalt wurde für andere Städte vorbildlich. -- Zwei Bremer Arbeiten behandeln eng miteinander verwandte Gebiete. Die Untersuchung von H. Tardel zur Bremer Theatergeschichte ( 2520) setzt mit dem Jahre 1563 ein, da über die katholische Zeit die Quellen schweigen. Die Nachrichten, die mühsam aus den Akten zusammengetragen sind, besonders aus den Wittheitsprotokollen und denen des Geistlichen Ministeriums, legen überwiegend von der widerstrebenden Haltung des Rates und der Geistlichkeit gegenüber dem Schauspiel Zeugnis ab. Unter den Theatergruppen, deren Gesuchen der Rat »nicht deferieren konnte«, befindet sich auch die der Neuberin. Allmählich wurde ein größeres Entgegenkommen des Rates dadurch erzwungen, daß man die verbotenen Aufführungen jenseits der bremischen Grenze abhielt, bis schließlich


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die öffentliche Meinung des gebildeten Bürgertums ein Faktor wurde. Tardel läßt vielfach die Quellen zu Worte kommen. Seine Arbeit bietet einen Überblick über den vielseitigen Charakter der zumeist auf geringer Stufe stehenden Bühnendarbietungen. -- Bei der gegenüber dem Theaterwesen beobachteten Haltung des Bremer Rates überraschen die Feststellungen H. Tidemanns ( 2519), wonach vom Wormser Edikt bis zu den Karlsbader Beschlüssen eine systematische Pressezensur in Bremen nicht bestand, der Rat nur selten und ungern einschritt und den Zensurerlassen der Reichsgewalt wenig Beachtung schenkte. In der Nervosität der Regierungen gegenüber den Urteilen der Bremer Zeitung unter der Redaktion Berchts, die den Rat schließlich zur Einführung einer Zensur nötigte, kündigen sich bereits die Karlsbader Beschlüsse an. Das von Willy Pieth herausgegebene Werkchen über das öffentliche Bibliothekswesen Lübecks ( 92) bietet Büchereigeschichte und zeitgenössische Zustandsschilderung zugleich. Den Historiker interessiert in erster Linie, was darin von einzelnen Gliedern des wissenschaftlichen Beamtenkörpers über Entwicklung, Bibliographie und einzelne Sammlungen der seit 1616 bestehenden Stadtbibliothek -- besonders über deren reiche Inkunabelschätze -- ausgeführt wird.


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