Ortsgeschichten:

Die sechste Lieferung der Neubearbeitung der Stadt Görlitz von R. Jecht ( 333) (vgl. Jahresber. I, S. 536) führt bis zum Tode des geschäftskundigen Oberstadtschreibers, Politikers und Geschichtschreibers Joh. Haß ( 1544), der ein volles Menschenalter die Geschichte von Görlitz und auch der Oberlausitz wesentlich beeinflußte. Diese Fortsetzung, die auch die Einführung der Reformation in Görlitz behandelt, schließt den ersten Halbband ab. Das alphabetische Inhaltsverzeichnis soll am Schluß des zweiten Halbbandes folgen. -- Vornehmlich auf den grundlegenden Veröffentlichungen von K. Wutke über die schlesische Salzversorgung (Ztschr. f. Gesch. Schl. Bd. 27 u. 28) und auf Wutkes großen Quellenveröffentlichungen Cod. dipl. Sil. XVII. und XXIV fußend, unternimmt W. G. Schulz ( 335) in dem bis zum Jahre 1611 führenden ersten Teil seiner auf zwei Bände geplanten Geschichte der Stadt Neusalz (Oder) den Versuch, die Entstehung und Bedeutung des Neusalzer Siedewerkes im großen Rahmen der allgemeinen Handels- und Wirtschaftsgeschichte in lebendiger, auch für weitere Kreise lesbarer Darstellung zu schildern. Besonders interessant sind die neuen Aufschlüsse über die Baisalzschiffahrt der späthansischen Zeit. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts unternahm es die Schmidtsche Handelsgesellschaft zu Danzig bei Saabor ein Salzsiedewerk anzulegen und den Seesalztransport nach Schlesien in Wege zu leiten. Die Absatzverhältnisse


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beim Neusalzer Siedewerk sind in ein neues Licht gerückt. Der ausgezeichnete Buchschmuck ist ein Verdienst Günther Grundmanns. -- Anläßlich der 700-Jahrfeier der Stadt Zülz veröffentlichte der (1928 verstorbene) Nestor der oberschlesischen Heimatgeschichte Joh. Chrząszcz ( 339) einen ausgezeichneten Abriß der Stadtgeschichte, in dem von besonderer Bedeutung das die Zeit der Republik (1918--1926) umfassende Kapitel ist, das eine knappe allgemeine Geschichte des deutsch-polnischen Kampfes um Oberschlesien und der oberschlesischen Entwicklung ist. Von allgemeinem Interesse ist auch die beigegebene Geschichte des Lehrerseminars und der Präparandenschule in Zülz von J. Hanke und die Geschichte der Zülzer Juden von J. Rabin ( 2334). Namentlich die letztgenannte (populäre) Darstellung verdient Beachtung, zumal die Zülzer Judengemeinde nach der Vertreibung der Juden aus Schlesien (1582) mit der von Groß-Glogau die einzigen Zufluchtsstätten waren, in denen damals sich jüdisches Leben in Schlesien hielt. -- In diesem Zusammenhang muß auch die Breslauer Dissertation von F. Bloch ( 2333) genannt werden, die nach einer guten Einleitung über die jüdische Einwanderung nach Schlesien während des zweiten schwedisch-polnischen Krieges eine mit einem Quellenanhang versehene Geschichte der Entwicklung der Judengemeinde in Militsch seit 1655 gibt. -- Von schlesischen Dorfgeschichten müssen zwei rühmend hervorgehoben werden. Das auf sorgfältigem Quellenstudium beruhende Heimatbüchlein von K. Lorenz ( 338) behandelt in charakteristischen Bildern die 700 jährige Geschichte von Riemertsheide, Kr. Neiße. Es ist mehr als eine landläufige Ortsgeschichte und kann mit dem ihm beigegebenen Quellennachweis zur Geschichte schlesischer Dörfer jedem Bearbeiter einer knappen Dorfgeschichte als Musterbüchlein empfohlen werden. Ein Heimatbuch in vornehmster Ausstattung mit zahlreichen gut ausgewählten Bild- und Kartenbeigaben ist der von R. Gottwald ( 334) herausgegebene Prachtband »Das alte Wüstewaltersdorf«, der den bisher besten Beitrag zur Geschichte des Eulengebirges darstellt und in seinem zweiten Teil (S. 55--106) eine ausgezeichnete Abhandlung über Weberei und Handel im Eulengebirge enthält.


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