V. Wirtschaftsgeschichte.Über das seit dem Beginn
des 18. Jahrhunderts vorhandene Projekt einer Donau-Oder-Verbindung, deren Anfangspunkt nach den jetzigen politischen
Verhältnissen nicht mehr Wien, sondern das an der Marchmündung liegende Theben sein wird, weil dann die
gesamte Kanalstrecke bis Oderberg innerhalb der tschechoslowakischen Republik zu liegen kommt, handelt H.
Anders (
1873 a) in seiner Breslauer staats- und rechtswissenschaftlichen
Dissertation, die mit statistischen Beigaben die Notwendigkeit dieser Verbindung für Schlesiens Industrie, Handel
und Verkehr wie für die deutsche Wirtschaft und die außerdeutschen Staaten kurz beleuchtet und den
Donau- Oder-Kanal als internationalen Verkehrsweg zwischen dem Schwarzen Meere und der Ostsee betrachtet. -- Der im
achten Bande der Mitteilungen des Liegnitzer Geschichts- und Altertumsvereins (S. 204 ff.) begonnene, im neunten Bande
(S. 104 ff.) fortgesetzte Beitrag von P. Mylius (
617) zur Geschichte des Wasserbaues in Niederschlesien findet mit einem
Nachtrag über die Mühlen des Liegnitzer Mühlgrabens und weiteren Abhandlungen über die Liegnitzer
Gewässer usw. ihren Abschluß. -- Dem im neunten Bande dieser Liegnitzer Zeitschrift vorangegangenen Aufsatz
über die Geschichte der Töpferkunst in Liegnitz fügt K. Strauß (
823) eine mit Abbildungen versehene Abhandlung über die infolge des
reichen Tonvorkommens früher fast in jeder kleinen Stadt Niederschlesiens betriebene Herstellung von Topfwaren an,
die aber trotz mancher bemerkenswerten Arbeiten nirgends die Blüte des Bunzlauer Tongeschirrs erreicht hat. -- Die
bedeutende Kunst der handgewebten schlesischen Damastdecken im Zeitalter Friedrichs des Großen zeigen fünf
Abbildungen durch A. Schellenberg (
1875). Das Hauptzentrum der schlesischen
S.570 Damastweberei, die die sächsische an feinster Qualität nicht erreichte, war Schmiedeberg und Hirschberg, doch wurde sie in und nach dem Siebenjährigen Kriege auch nach anderen Orten gebracht. -- Unter Berücksichtigung der allgemeinen Fragen des deutschen Innungswesens gibt G. Kersten ( 1706) eine quellenmäßige Darstellung der Brieger Bäckerinnung, die besonders durch den Abdruck der 1326 beginnenden Innungsurkunden einen brauchbaren Baustein zur deutschen Zunftgeschichte liefert. -- F. Stolle ( 616) erbringt den Nachweis, daß die in der (ca. 1300 entstandenen) Vita s. Hedwigis (Script. rer. Sil. II, 1--114) einmal als Lombardicum miliare, dreimal als Polonicum m. u. fünfmal als miliare ohne Attribut genannte gemeine schlesische Meile mit der Elle von Magdeburg nach Schlesien übertragen wurde und ein Merkmal deutschkolonialer Natur Schlesiens ist. |
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