VII. Kulturgeschichte.

Ein Formelbuch wesentlich schlesischen Inhalts aus dem Besitz der ehemaligen Grünberger Augustiner-Propstei, das eine Abschrift des in Kloster Leubus verfaßten reichhaltigen Originals darstellt, veröffentlicht J. Klapper ( 405) unter Hinweis auf seine Bedeutung für die ostdeutsche Kulturgeschichte, ohne indessen den historischen Wert der aus Stücken des 13. und 14. Jahrhunderts zusammengebundenen Handschrift näher zu erläutern. Dem Abdruck der einzelnen (auch Papsturkunden und Urkunden Kaiser Karls IV. enthaltenden) Formeln geht eine Übersicht in kurzen deutschen Auszügen voraus. -- Derselbe ( 761) erläutert durch eine gefällige Übersetzung des in den Anlagen abgedruckten vorzugsweise lateinischen Textes das schlesische Predigtwerk des Grünberger Geistlichen Bernhardus Fabri (Schmidt), das uns in heiterer Art das Grünberger Leben von 1437--1463 schildert und »an Umfang und Zuverlässigkeit der Überlieferung hoch über die übrige Predigtliteratur nicht nur Schlesiens, sondern auch des Deutschlands jener Zeit« hinausragt. -- Seinen früheren Veröffentlichungen zur Geschichte des Bibliothekswesens läßt C. H. Rother ( 96) eine Untersuchung über die in einem Ausleihregister aus der Blütezeit der Bibliothek der Augustiner-Chorherren zu Sagan (abgefaßt ca. 1468--1489) aufgeführten Büchertitel und Entleiher, die er nach den Handschriften der Breslauer Staats- und Universitätsbibliothek und nach gedruckten Handschriftenkatalogen bestimmt, folgen. -- Aus den von K. H. Schäfer (Die deutschen Mitglieder der Heiliggeist-Bruderschaft zu


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Rom am Ausgang des Mittelalters, Paderborn 1913) dem Bruderschaftsbuch des uralten Pilger- und Krankenhauses Santo Spirito in Sassia im »Borgo« zu Rom entnommenen 1473 deutschen Mitgliedern teilt K. Wutke ( 2080) 37 Schlesier als Mitglieder dieser Bruderschaft (1478--1520) mit. Viele derselben haben in der schlesischen Kirchen- und Gelehrtengeschichte einen guten Klang. Die fast durchgehends von K. Wutke beigegebenen orientierenden Personalnotizen sind dabei besonders zu begrüßen. -- Die zwangsläufige weite Verzweigung und Verschwägerung schlesischer Scharfrichterfamilien weist auf Grund des von A. Heyer aus Kirchenbucheintragungen, Ortsgeschichten usw. gesammelten Quellenmaterials K. Olbrich ( 760) nach an den beiden am häufigsten genannten Familien Thimle (Thinel, Diehle, Diehl) und Kühn (Kühne, Kien), deren Mitglieder im 17. und 18. Jahrhundert in fast allen Städten Schlesiens ihr mit dem Makel der Unehrlichkeit belastetes Amt ausübten. -- Zur 300-Jahrfeier des katholischen Gymnasiums in Glogau, das am 20. 5. 1626 als Jesuitenkolleg gegründet wurde, veröffentlicht auf Grund der Quellen des Glogauer Gymnasiums H. Hoffmann ( 2147) seine Schrift »Die Jesuiten in Glogau«, die eine beachtenswerte Ergänzung zu den hier in Betracht kommenden neueren Arbeiten von O. Warnatsch (1905), J. Blaschke (1913), B. Patzak (1922) und K. Kastner (1925) ist. Die wertvolle biographische und statistische Nachrichten enthaltende Abhandlung behandelt in ihrem neunten Kapitel die Glogauer Jesuitendramen, deren Verfasser leider nicht bekannt sind. Als Anhang sind ein Verzeichnis der einzelnen Stücke und zwei Proben beigegeben.


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