2. Historische Landeskunde, einschließlich Ortsgeschichte.

P. Knauth ( 704) behandelt die Ortsnamen des östlichen Erzgebirges, ebenso in weiterem Sinne (Länder-, Fluß-, Berg-, Flurnamen) wie in engerem Sinne (Wohnstätten). Drei Quellen werden durchgängig untersucht: 1. die Urkunden, 2. die mundartlichen Formen, 3. die topographischen Verhältnisse. 16 Prozent der Flußnamen


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sind slawischen Ursprungs, ohne daß damit nach Knauth eine ausgedehnte slawische Besiedlung wahrscheinlich wird. Immerhin wird man die Erklärung, daß die slawischen Namen von Waldarbeitern unter deutscher Herrschaft im 12. und 13. Jahrhundert stammen, nicht ganz stichhaltig finden, wenn vorher unter Berufung auf E. Schröder gesagt ist, daß die Benennung der Flüsse oft viele Jahrhunderte, ja zuweilen ein Jahrtausend vor der literarischen Überlieferung (d. h. auch der planmäßigen Besiedlung) zurückliegt. Es können also wie bei den illyrischen und germanischen Namen auch bei den slawischen Namen ältere Zusammenhänge nicht ohne weiteres ausgeschlossen werden. Eingehend wird erörtert, wie Farbe und Art, Berge, Bäume, Tiere und Menschen für den Namen der Flüsse, Berge, Wohnstätten bestimmend gewesen sind. Es folgen alphabetisch die Ortsnamen der Amtshauptmannschaft Freiberg, quellenmäßig untersucht. Ein Verzeichnis der Namen des ganzen Gebietes rundet die fleißige Arbeit ab, die für alle ähnlichen Untersuchungen anregend und belehrend wirken kann. --

O. E. Schmidt ( 609) bietet mehr volkstümlich als wissenschaftlich einen Überblick über das Wendentum in der Lausitz, hauptsächlich der sächsischen. Für weite Kreise sind offenbar auch die geschichtlichen Abschnitte bestimmt; wissenschaftlich enthalten sie kaum etwas Neues, aber sie sind gefällig geschrieben und erfüllen darum den Zweck der allgemeinen Aufklärung über die Einordnung der Wenden in das deutsche Volks- und Staatsgefüge. Denn sie sind nur der Rahmen für die Erörterung der Zeitfragen nach dem Woher und Wohin der Wenden gegenüber den radikalen Ansprüchen der Tschechen auf diese angebliche slawische Minderheit. Besonders scharf, aber mit Recht kehrt sich Schmidt gegen das einseitige und flache Machwerk von Vierset: Un peuple martyr ( 1923), dem er wiederholt dreiste Lügen oder Entstellungen nachweist. Dankenswert ist die Übersicht über die Literatur am Schlusse, während die Karte über die Verteilung von Wenden und Deutschen -- bei aller Anerkennung der Schwierigkeit dieser Aufgabe -- mit ihrer Anlage doch nicht klar genug das Zahlenverhältnis wiedergibt. Sehr hübsch sind die farbigen Trachtenbeigaben. -- In weiterem Zusammenhang mit dem gesamten geschichtlichen und kulturellen Leben der Lausitz behandelt O. E. Schmidt das Wendentum umfangreicher als früher in seinem zweiten Band der »Kursächsischen Streifzüge«, deren dritte erweiterte Auflage im Berichtsjahre erschien. Sonst enthält diese Neuauflage noch manche Verbesserungen, über die Schmidt im Vorwort berichtet. Vgl. auch die gut orientierende Besprechung von H. Beschorner im Neuen Archiv f. Sächs. Geschichte 1926, S. 167. --


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