5. Kirchengeschichte.

Anni Koch ( 995) wendet sich scharf gegen Elisabeth Wagner (Luther und Friedrich der Weise auf dem Wormser Reichstag von 1521 in Ztsch. f. Kirch. Gesch. (1923, S. 331--390) und im Hintergrunde gegen Max Lehmann. Diese sehen den ernestinischen Kurfürsten durchaus nicht als innerlich überzeugten Anhänger und klugen Schützer von Luthers Wort und Werk an, sondern erblicken in ihm eigentlich nur (wie schon früher Kolde) den Verteidiger von Luthers Person, weil Luther der berühmte Lehrer an der Universität Wittenberg, der Lieblingsschöpfung des Kurfürsten, war. A. Koch tritt dagegen ganz in die Fußstapfen Kalkoffs und sucht in der Hauptsache nach dessen einschlägigen Schriften klipp und klar zu erweisen, daß Friedrich der


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Weise in überlegener Diplomatie die Reformation gefördert und geschirmt hat, weil er unter Luthers Einfluß in Leben und Sterben eine echt evangelische Gesinnung erworben und bezeugt hat. Alle Forscher, die etwas gegen diese Auffassung vorzubringen haben, werden mehr oder weniger abgefertigt -- in der gleichen Art, wie etwa Kalkoff gegen alle Zweifler an seinem Huttenbilde kämpfte. Dabei bleibt doch auch bei so manchen Beweisstellen A. Kochs ungewiß, ob diese wirklich so auszulegen sind, wie sie (oder Kalkoff) es will. Es sind auch nicht immer nur »morsche Stützen in Nebenfragen der Beweisführung«, die zusammenbrechen können, ohne das ganze Gebäude zu gefährden (S. 236, A. 4), sondern mir scheint doch, daß die verbissen fleißige »Arbeit am Mikroskop« (S. 216) der Verfasserin (wie auch Kalkoff selbst) den Blick ins Weite getrübt hat.


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