III. Historische Landeskunde.

Die Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, die älteste der Kommissionen Deutschlands, konnte 1926 ihre Fünfzigjahrfeier begehen. Aus diesem Anlaß würdigt W. Möllenberg in einem Rückblick die von der Kommission in den ersten fünfzig Jahren ihres Bestehens geleistete wissenschaftliche Tätigkeit und die Verdienste ihrer Begründer, Förderer und Mitarbeiter ( 7). -- Die Provinz Sachsen, ursprünglich eine künstliche Schöpfung, ist in mehr als hundert Jahren allmählich zu einem politisch, wirtschaftlich und auch kulturell einheitlichen Gebilde


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geworden. Wie dieser Prozeß verlaufen ist, zeigt die von H. Giesau im amtlichen Auftrage verfaßte Geschichte des Provinzialverbandes von Sachsen ( 1642). Lehrreich ist es, die Entwicklung und Bedeutung der einzelnen Zweige und den immer vielseitiger werdenden Aufgabenkreis der Provinzialverwaltung zu verfolgen. -- Ein historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg war seit langem ein dringendes Bedürfnis, da das letzte derartige Handbuch (von Hermes und Weigelt) bereits aus dem Jahre 1842/43 stammt. Von dem neuen, auf die Initiative des Magdeburger Regierungspräsidenten Pohlmann hin in Angriff genommenen Handbuch liegt der erste, geschichtliche Teil vor ( 312). Der Verfasser, Hellmut Kretzschmar, gibt nach einer geographischen Einleitung und einem vor- und frühgeschichtlichen Überblick einen Abriß der Siedlungskunde und eine Übersicht über die Geschichte der seit 1816 zum Magdeburger Bezirk vereinigten Territorien. In zwei großen Kapiteln wird sodann die Geschichte des Regierungsbezirks selber bis auf die Gegenwart und endlich die Behördenorganisation behandelt. -- Als Ergänzung zu seiner Wüstungskunde der Kreise Bitterfeld und Delitzsch ( 581) legt G. Reischel, der Altmeister der Wüstungsforschung der Provinz Sachsen, die in jahrzehntelangen Studien gesammelten wüstungskundlichen Erfahrungen in einem groß angelegten und für die Wüstungskunde überhaupt grundlegenden Aufsatz nieder ( 582). Er behandelt vor allem die Verödung und ihre Ursachen, den Wiederaufbau der Wüstungen zu Dörfern oder Einzelgütern, die Lage der Siedlungen, die Entwicklung der Städte und Dörfer durch Aufnahme von Wüstungen und Zusammenschluß, die Größe der Dorffluren und die Zahl der Bewohner in früherer Zeit. -- Um 1250 hat sich in Anhalt unter Heinrich I. die Landesverwaltung zur Landesherrschaft ausgebildet. Die Entwicklung im einzelnen von den ältesten Zeiten an bis zu diesem Zeitpunkt wird von Arthur Schröder durch Zusammenstellung der urkundlichen Nachrichten nachgewiesen ( 583). Dabei werden die hier in Frage kommenden Gaue eingehend behandelt und die Besitzverhältnisse der geistlichen und weltlichen Grundherren untersucht und durch beigegebene Karten veranschaulicht. -- Geschichtlichgeographische Probleme der Fluß- und Talgeschichte der unteren Saale führt uns F. Kalle vor, indem er nicht nur die naturwissenschaftliche und morphologische Forschungsmethode anwendet, sondern auch im weitesten Maße die historische Überlieferung heranzieht ( 580).


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