III. Siedlungsgeschichte.

In seiner Stellungnahme zu den Problemen der altwestfälischen Siedlungsgeschichte fußt Philippi bereits auf den Ansichten, die Martiny ( 553), frühere Arbeiten ausbauend, jetzt in seiner Schrift »Hof und Dorf in Altwestfalen« niedergelegt hat. Das Kernproblem ist die Entstehung der viel erörterten westfälisch-niederrheinischen Streusiedlung, des Einzelhofsystems Meitzens seit langem erschütterte, aber noch immer lebendige Keltentheorie wird in allen Punkten als unhaltbar abgelehnt. Ortsnamen, vorgeschichtliche Funde, Bodenformation und siedlungsgeographische Verhältnisse erweisen das lockere Dorf als die Siedlungsform der ältesten Niederlassungen. Die Streusiedlung ist jüngeres Gewächs. Mit der lockeren Dorfsiedlung geht die Flurform der Esche einher; zur Streusiedlung gehören die Kämpe. Auch sie sind jüngeren Datums und erst durch Aussiedlung auf Markengrund entstanden. »Wo die alte Eschflur sich erhielt, verblieb auch das lockere Dorf. Wo sich die Eschflur zur Gewannflur erweiterte, verdichtete sich das lockere Dorf zum geschlossenen Dorf. Wo aber neben den Eschen auch Kämpe angelegt wurden, löste sich das Dorf zum Schwarm von Gehöften auf, und da, wo kein Esch konzentrierend wirkte, sondern allein Kämpe ... sich über das


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Land ausbreiteten, breitete sich mit ihnen auch die Einzelsiedlung locker aus« (S. 44).


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