IX. Kulturgeschichte der Neuzeit.

Hatten die vier Bände, welche Höhlbaum und Lau aus den Denkwürdigkeiten des Kölner Bürgers Hermann Weinsberg veröffentlicht hatten, vorzüglich die Nachrichten zur Zeitgeschichte berücksichtigt und somit den Hauptwert der Quelle auf politischem Gebiet gesucht, so bringt jetzt der von J. Stein ( 2466) bearbeitete 5. Band die kulturhistorischen Ergänzungen zu jener Publikation, deren Bearbeitung seinerzeit schon E. Wiepen übernommen, aber nicht zu Ende geführt hatte. Stein hat von diesen Vorarbeiten nur das wenigste brauchbar gefunden. Da Weinsberg in erster Linie eine Familienchronik schreiben wollte, und da er seiner ganzen Begabung und Stellung nach nur in der Lage war, sorgfältig das dem Bürger Zugängliche zu berichten, so haben seine gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Aufzeichnungen vorwiegend den Wert, ein Spiegelbild des Kleinlebens eines Kölner Bürgers im 16. Jahrhundert zu bieten, das um so vollständiger und kulturhistorisch beachtenswerter ist, als Weinsberg mit pedantischer Genauigkeit sich und seine Umwelt beobachtet und auch das scheinbar Unbedeutendste notiert hat. So wird, da der Verfasser fast das 80. Jahr erreicht hat, die Kultur seiner Zeit »in so unendlich vielen Einzelzügen uns vor Augen geführt, daß wir daraus das wertvollste Mosaik gewinnen können«. Eine treffliche Einleitung unterrichtet uns über den Verfasser, dessen Familie, phantastischen Pläne sowie Eigenart und Wert der Quelle. Sorgfältige Register nebst Worterläuterungen sind der Publikation beigefügt.

Schon im letzten Bericht habe ich auf die Geschichte des Reg.-Bez. Koblenz von H. Schubert hingewiesen. Schubert hat jetzt ( 2501) in einem sehr ansprechenden Aufsatz die Ergebnisse seiner Arbeit in kleinere Münze umgewertet. Wer sich rasch darüber unterrichten will, wie Preußen seine Pflicht dem Rheinland gegenüber aufgefaßt und welche Kulturarbeit es hier geleistet hat, wird die kleine Studie mit Nutzen zur Hand nehmen. Sie beruht durchaus auf soliden Grundlagen und vermag manches Vorurteil, das sich im Rheinland gegen Preußen festgesetzt hat, auszuräumen. -- Auf die Schattenseiten der preußischen Verwaltung im Rheinland weist der Aufsatz von G. Wohlers ( 1176) hin, der ein gutes Stimmungsbild über den Widerstreit der freiheitlichen Gesinnung der Rheinländer und der ängstlich auf deren Eindämmung bedachten preußischen Regierung unter geschickter Benutzung der vorliegenden Literatur entwirft.


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