VI. Wirtschaftsgeschichte.

Von dem monumentalen Münzwerk von A. Noß


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( 1694) ist im Berichtsjahr der 4. Band erschienen. Mit bekannter Meisterschaft behandelt Noß hier in der Hauptsache die Münzen der Stadt Köln von 1474 bis 1794. Er gliedert das Material nach folgenden Gruppen: 1. von der Erlangung des Münzrechts bis zum Beginn der Talerprägung 1474--1574; 2. von da ab bis zum Ende des Goldguldens 1547--1634; 3. von der Aufnahme des Dukaten bis zum Leipziger Fuß 1634--1693; 4. von da ab bis zum Untergang der städtischen Selbständigkeit 1693--1794. Jedem Abschnitt geht eine kurze orientierende historische Einleitung voraus. An die Beschreibung der Kölner Münzen schließt sich die der Münzen der Stadt Neuß von 1475 bis 1586. Die glückliche Abwehr der burgundischen Belagerung hatte den Kaiser Friedrich veranlaßt, der Stadt u. a. das Recht zu verleihen, »goldene und silberne Münzen auf den Gehalt der rheinischen Kurfürsten zu schlagen«. Goldmünzen hat die Stadt augenscheinlich nicht geschlagen, sondern nur Silbermünzen. Für die Prägezeit fehlt es völlig an direkten Nachrichten. Die Beschreibung der Münzen ist, wie das für das ganze Werk gilt, einwandfrei. Durch Register und 24 Tafeln Abbildungen wird auch dieser Band bereichert, der wie seine Vorgänger auf umfassenden Studien in öffentlichen und privaten Sammlungen und in zahlreichen Archiven beruht.

Eine eingehende Arbeit über den bergischen Bergbau im 18. Jahrhundert verdanken wir W. Esser ( 1827). Das ihm zur Verfügung stehende Quellenmaterial nötigte ihn dazu, besonders die Regierungszeit des Kurfürsten Karl Theodor zu berücksichtigen. Während ich früher für die Entwicklung des Bergbaus im Herzogtum Berg während des 16. Jahrhunderts die urkundlichen Nachrichten zusammenstellen konnte, auf die sich hier der Verfasser in der Einleitung stützt, liegt für das 17. Jahrhundert nur geringes Material vor. Dagegen bieten dann die Bergzehntrechnungen von 1753 ab und ein Bestätigungsbuch von 1760 eine Fülle von Nachrichten, die hier vom Verfasser voll ausgewertet worden sind. Der Bergbau steigerte sich im 18. Jahrhundert ganz bedeutend und nahm allmählich rationelle Formen und Methoden an. Die Zahl der Betriebe wuchs von 10 im Anfang des Jahrhunderts bis auf 372 am Ende der bergischen herrschaft. Für die heutige Entwicklung bedeutet aber nicht die Fremdherrschaft den Anfang, sondern erst die Zeit der Befreiung. Besonders instruktiv sind die vom Verfasser am Schluß der Arbeit gegebenen tabellarischen Übersichten über die Entwicklung der einzelnen Arten des Bergbaus. -- Inwieweit die verschiedenen Industrien des bergischen Landes im 18. Jahrhundert durch die Regierung des Kurfürsten Karl Theodor gefördert wurden, ist aus einem kurzen Aufsatz von O. Redlich ( 1828) zu ersehen. Wenn auch das Hauptinteresse dieses Fürsten dem geistigen Gebiete zugewandt war, so fehlt es doch nicht an mancherlei Anzeichen, daß ihm auch die Fortschritte auf gewerblichem Gebiet am Herzen lagen. Jedenfalls hat seine Regierung neue Errungenschaften auf diesem Gebiet gefördert, die Fabrikanten finanziell und durch Privilegien unterstützt und den Zunftzwang nach Möglichkeit beseitigt. Zum Schluß möchte ist noch auf das Werk von O. Quelle, Industriegeographie der Rheinlande, ( 536 a) hinweisen. Es kommt dem Verfasser darauf an, die verschiedenen rheinischen Industrien (das Lahn-Dill-Gebiet, Siegerland, das niederrheinisch-westfälische Industriegebiet, das Eifel-Aachener Gebiet und die Industriezonen des Rheintals im Rheinischen Schiefergebirge und im Flachland) in ihrer räumlichen Verbreitung zu untersuchen und die Bildung von Industriegebieten klar zu


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legen. Dabei stehen die geographischen Gesichtspunkte im Vordergrund. Nationalökonomie und Wirtschaftsgeschichte bilden für ihn die Grundpfeiler der Wirtschaftsgeographie. Da es bisher in dieser Weise noch nie versucht worden ist, die rheinischen Industrien geographisch zu behandeln, darf dieses Werk dankbar begrüßt werden. Eine vom Verfasser entworfene Karte veranschaulicht das räumliche Wachstum des niederrheinisch-westfälischen Industriegebiets.


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