IV. Quellen und Darstellungen.

Der Versuch Weymanns ( 980), eine Notiz des im 18. Jahrhundert schreibenden Thanner Chronisten Tschamser über einen angeblichen Engländereinfall im Elsaß im Jahr 1293 zu retten, muß als mißlungen bezeichnet werden. Daß Eduard I. englische Truppen ins Elsaß geschickt habe, ist nirgends bezeugt und besonders für 1293 ganz ausgeschlossen, da die Engländer überhaupt erst 1297 nach Flandern übersetzten; eine Bezeichnung herrenloser Söldner als »Engländer« andererseits müßte für diese Zeit doch erst aus zuverlässigen Quellen belegt werden. Wenn Weymanns Versuch wirklich eine »hypothèse trop hasardeuse« bleibt, so ist das darauf zurückzuführen, daß der Verfasser weder die neuere Literatur noch auch nur eine einzige zeitgenössische Quelle angesehen hat. Mit Zitaten aus Laguille, Schoepflin- Ravenèz und Gatrio können solche quellenkritischen Fragen nicht gelöst werden. -- Zu den Armagnakenkriegen liefert C. Oberreiner einen Beitrag ( 981), der aus Akten des Sennheimer Stadtarchivs über die militärischen Vorbereitungen der Stadt auf den Einfall des Jahres 1439 unterrichtet. Leider sind die deutschen Aktenstücke sehr mangelhaft und verständnislos abgedruckt (z. B. das rätselhafte »mondag an astenstoz din« offenbar für »ante ascensionem domini«! u. ä.). -- Die wichtige und gründliche, leider durch tendenziöse Entstellungen in ihrem Wert beeinträchtigte Arbeit von Zeller über die Vereinigung von Metz mit Frankreich ( 1025) hat G. Wolfram in der Hist. Zt. (137, 307) inzwischen einer so ausführlichen und kenntnisreichen Besprechung gewürdigt, daß an dieser Stelle nur darauf verwiesen zu werden braucht. -- Zur elsässischen Revolutionsgeschichte ist zu erwähnen, daß die dankenswerte Quellenpublikation von R. Reuß ( 1118), die bereits im Vorjahr angezeigt wurde (Jahresberr. 1, 589), in der Revue d'Alsace weitergeführt wird. -- R. Schnerber ( 1120) zeigt sehr hübsch am Beispiel Zaberns, wie stark die revolutionären Tendenzen durch örtliche Bedingtheiten abgewandelt werden konnten. Den leitenden Gedanken der Revolutionsbewegung stand Zabern teilnahmslos gegenüber. Die Revolution bestand für diese Stadt in einem Machtkampf zwischen dem Fürstbischof Rohan und dem ehrgeizigen Syndikus; die revolutionären Ideen wurden in kommunalpolitische Forderungen umgesetzt. Erst die Einwirkung Straßburgs und der neuen Verwaltungsorganisation hat Zabern aus einer Isolierung herausgerissen, die in einer jahrhundertelangen verfassungsgeschichtlichen Entwicklung tief verankert war. -- Auf Methode und Erfolge der französischen Propaganda im Reichsland in der Zeit von 1900 bis zum


S.613

Weltkrieg wird in der kurzen Biographie des Straßburger Arztes Peter Bucher von Hilger ( 1331) ein scharfes Schlaglicht geworfen. Bucher, der geistige Waffengefährte des bekannten Maurice Barrès, war die Seele der französischen Propaganda, die er mit meisterhafter Unauffälligkeit und zweifellos tiefgreifendem Erfolg betrieb. Das zeitlich erste und wichtigste Organ seiner Tätigkeit war die berühmte, mustergültig redigierte Elsässische Rundschau. -- Zu Bronners Arbeit über die Verfassungsbestrebungen des Landesausschusses von 1875 bis 1911 ( 1626) vgl. S. 395.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)