II. Geschichtliche Landeskunde.Fr.
Metz, dem ausgezeichneten Kenner der Oberrheinlande, verdankt die badische Landeskunde eine Bereicherung
von seltenem Wert (
532). Die Absicht des Verfassers, eine kulturgeographische Darstellung der
ländlichen Siedelungen zu geben, wird in einem ersten Band zunächst für das Unterland bis zum Oostal
durchgeführt. Der Historiker kann aus diesen Ausführungen des Geographen reichen Gewinn ziehen. Er sieht die
Kulturlandschaft aus den natürlichen Bedingungen der geologischen Struktur, der Boden- und Klimaverhältnisse
herauswachsen und erhält eine Fülle dankenswerter Aufklärungen über Alter und Lage der Siedelungen,
Gestaltung und Veränderung der Wirtschaftsformen, Besitzverhältnisse, soziale Gliederung usw. In erster Linie
werden solche Erkenntnisse natürlich für die Wirtschafts- und Siedelungsgeschichte fruchtbar gemacht werden
können, aber auch der politische Historiker wird auf manchen wertvollen Hinweis stoßen, der zur Aufhellung
des Problems der Territorienbildung beiträgt. Wenn in dem zweiten, hoffentlich bald folgenden Bande auch das
Oberland eine entsprechende Darstellung erhält, darf sich die badische Siedelungskunde rühmen, eine Arbeit zu
besitzen, die den Vergleich mit Gradmanns württembergischen Forschungen nicht zu scheuen braucht. -- Von
Bearbeitungen der Ortsgeschichte nennen wir zunächst Menzers Buch über Rohrbach (
271), das auf langjährigen Vorarbeiten des Pfarrers Trautwein beruht und
ein umfangreiches -- leider nur ganz summarisch gekennzeichnetes -- Quellenmaterial verwertet. Rohrbach, heute ein
Stadtteil von Heidelberg, stand mit der pfälzischen Residenz schon seit Jahrhunderten in enger Verbindung. Trotzdem
klaffen in der Überlieferung breite Lücken, die natürlich durch Schilderungen allgemeinen Charakters und
etwa den Wiederabdruck einer pathetischen Ausmalung
S.617 der Schrecken des Dreißigjährigen Krieges von Waldschmidt (Alt- Heidelberg und sein Schloß. 1909) nur sehr unvollkommen ausgefüllt werden. Man sollte lieber auf solche Hilfsmittel verzichten und den dadurch freigewordenen Raum zu einer eindringlicheren Verwertung der mittelalterlichen Urkunden verwenden, aus denen sich sicher noch manches auch für die Forschung Wertvolle hätte herausholen lassen. Die Geschichte Rohrbachs erreichte ihren Höhepunkt im 18. Jahrhundert, als Karl August von Zweibrücken dort ein Schloß erbaute, das auch seinem Nachfolger Max Joseph einige Jahre als Aufenthalt diente und in dem König Ludwig I. von Bayern einen Teil seiner Jugend, Amalie von Baden ihre Witwenzeit verlebte. -- Weit gediegener und gründlicher ist Seyfrieds Arbeit über Schwetzingen ( 270), die in ihrem ersten Teil die allgemeinen geschichtlichen Grundzüge zusammenfaßt, im zweiten die Geschichte der einzelnen Orte des Bezirks Schwetzingen auf streng urkundlicher Grundlage, aber trotzdem in beinahe fesselnder Form bietet. Zahlreiche wichtige Stücke werden abgedruckt, die Herrschafts- und Wirtschaftsverhältnisse sind mit sicherer Hand gezeichnet, so daß sich Seyfrieds Arbeit über den Durchschnitt der Ortsgeschichten, mit denen wir heute leider in so reichem Maß beglückt werden, weit erhebt. -- Tumbült ( 269) behandelt unter Verwertung alles noch vorhandenen, leider nicht sehr reichhaltigen Materials die ältere Geschichte der Stadt Löffingen, einer fürstenbergischen Marktgründung des 13. Jahrhunderts. Zur allgemeinen städtischen Verfassungsgeschichte sei daraus bemerkt, daß es zwar anfangs in der neuen Stadt einige Freie gab, daß aber die weitere Entwicklung zu einer völligen Ausbildung der Leibeigenschaft führte. Im Jahre 1484 waren sämtliche Einwohner fürstenbergische Leibeigene; sie unterschieden sich von der benachbarten ländlichen Bevölkerung lediglich durch die Befreiung von Ackerfrondienst und Rauchhühnerzins. |
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