II. Historische Landeskunde.

Die zwanglosen Bemerkungen von H. Losch ( 528) über das Verhältnis der heute mehr denn je beliebten Pflege der Ortsgeschichte und der verschiedenen Formen ihres literarischen Niederschlags zu dem Werke der geschichtlichen Landesbeschreibungen gehen aus von dem vorbildlichen, für die historische Landeskunde überaus wichtigen Unternehmen der württembergischen Oberamtsbeschreibungen, das neuerdings unter der bewährten Leitung von Viktor Ernst steht. L. knüpft daran in lockerer Form Ausführungen, die an der Hand württembergischer Proben den Historikern die Verwertung der zusammenfassenden Statistik zur Veranschaulichung der Entwicklung und des Wachstums der Städte nahelegen sollen. Wertvoller als diese allgemeinen Anregungen ist ein hübsch gelungener Sammelband von Einzelbeiträgen zur geschichtlichen Landeskunde und Landesgeschichte Württembergs, der als Festschrift zu Ehren des verdienten Gründers und Leiters des Schwäbischen Albvereins Prof. Eugen Nägele unter der Leitung von P. Gößler erschienen ist ( 212); auf die Aufsätze, die für das vorliegende Referat in Frage kommen, wird an ihnen zukommender Stelle hingewiesen werden.

Wie schon im Vorjahre bemerkt werden konnte, ist auf dem Gebiet der geschichtlichen Siedlungsforschung die Arbeit eifrig im Gang. Neben Bodenarchäologie, Ortsnamenforschung, Wirtschafts- und Rechtsgeschichte macht sich mit frischem Schwung als weitere Helferin in diesem Bereiche die Flurnamenforschung geltend, für deren sachgemäße Pflege neuerdings eine eigens gebildete


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Kommission in Württemberg sorgt. Aus mehreren vorliegenden Arbeiten sei insbesondere die unter der Leitung des Tübinger Germanisten Bohnenberger entstandene Untersuchung von O. Rheinwaldt über die Flurnamen des am Albrand gelegenen Lenninger Tals ( 530) hervorgehoben, weil sie sich eingehend mit den Möglichkeiten der Verwendung der Flurnamen zur Deutung der Siedlungsgeschichte und den daran anknüpfenden methodologischen Fragen auseinandersetzt. Die Anfänge sind verheißend; die Zweifel aber noch nicht restlos behoben.

Das Interesse für Namenkunde ist überhaupt rege; der Versuch von R. Kapff ( 717), die Erklärung und Deutung der Familiennamen des Schwabenlandes auch für Kultur- und Wirtschaftsgeschichte fruchtbar zu machen, ist als solcher beachtenswert, dürfte jedoch, wie gerade die Einwände von germanistischer Seite her beweisen, nicht mit der notwendigen kritischen Sorgfalt durchgeführt sein und daher im einzelnen der erforderlichen Zuverlässigkeit entbehren.

Von den zahlreichen Arbeiten auf familiengeschichtlich-genealogischem Gebiete kann wenigstens eine hervorgehoben werden, weil sie ein wertvolles Hilfsmittel für die landesgeschichtliche Forschung Württembergs darstellt: Belschner, der seinerzeit neben K. Weller am Hohenlohischen Urkundenbuch mitgearbeitet hat, veröffentlicht sorgfältig zusammengestellte Stammtafeln zur Geschichte des für Württembergisch-Franken so überaus wichtigen Hauses Hohenlohe ( 463 a).


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