II. Augsburg und das übrige Schwaben.

Das Fugger-Jahr hat fünf Bücher und Abhandlungen auf den Plan gerufen. Strieder ( 1791) hat als Wirtschaftshistoriker in glänzender, aber durchaus nicht schwülstiger Sprache, die zu einem weiteren Leserkreis als den Fachgenossen sprechen will, sein Buch über Jakob Fugger geschrieben. Auch Reinhardts Buch ( 1792) wird der Person des königlichen Kaufmanns gerecht; er verfolgt aber als Jurist auch eingehend die Fuggerschen Rechtsverbände, besonders die »Gliedschaften«. In der ersten »offenen Handelsgesellschaft Deutschlands« (der compagnia palese des welschen Rechts) findet er Jakob Fugger mit seinen Brüdern, in der ersten offenen Handelskompagnie ihn mit seinen Neffen. An die Fuggerei ( 1743) hat sich ein Architekt gemacht, der mit Bienenfleiß alle Einzelheiten von der Vorgeschichte bis heute zusammengetragen hat. Thomas Krebs hieß der Baumeister. Einen Beitrag zur Geschichte des deutschen Kleinhauses nennt es der Verfasser. Da es im System des Reihenhauses erbaut ist, fehlt der Miethauscharakter vollständig. Es ist eine Stadt für sich mit eigener Kirche, Schule und Krankenhaus, Kornboden und Stallung. Eggel ( 459) bietet, soweit es sich um die Fugger handelt, nichts Neues über Jansen und Strieder hinaus. Der Ausschnitt aus der Ahnentafel des Verfassers führt in 7 Linien auf den 1407 verstorbenen Hans Fugger zurück. Hipper ( 463) behandelt den 1552 gestorbenen Georg Hörmann, Fuggerschen Agenten bei den Tiroler Silberbergwerken, und seinen zweiten Sohn Christoph, Faktor über sämtliche spanischen Niederlassungen der Fugger. Roth ( 1746) bringt die fast amüsante Lebensbeschreibung eines vielseitigen, ungemein rührigen und arbeitsamen Augsburger Zünftlers »von eigenartiger Entwicklung und origineller Individualität«, der um 1500 geboren, manches Werk für die Stadt und ihre Geschlechter geschaffen hat. Mancher Span fällt auch für seinen Gönner Hans Jakob Fugger ab.

Reich an interessanten Einzelheiten sind die Aufzeichnungen des Lebküchners Chr. Gottfr. Silanus Ammerbacher ( 1153) über die Napoleonische Zeit in Nördlingen, über volle 30 Jahre von 1785 bis 1815 gehend. --Frickhinger gab die Fortsetzung der in Jahresberr. Bd. 1 Nr. 2064 genannten, breit angelegten Geschichte des Hospitals zu Nördlingen: Ablösung der Gilten, Frohnen und Zehnten in den einzelnen Spitaldörfern, Spitalpfarrei, Gewerbebetriebe des Hospitals (Mühle, Schmiede und Brauerei), Ausgaben auf die Herren- und Laienpfründen, aufs Findelhaus und die Kindsbettanstalt. -- Der »gemeine Kasten« wurde nach Stark ( 2066) in der Reformationszeit der Erbe der mittelalterlichen Liebestätigkeit. Spitäler, Seel-, Leprosen-, Pilger- und Elendhäuser, Almosenspenden werden geschildert in den ehemaligen Reichsstädten des heute bayerischen Schwabens, einschließlich Ulm, nämlich Lindau, Kaufbeuren, Kempten,


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Memmingen, Augsburg und Donauwörth. --Eichheim ( 1687) läßt durch eingehende Behandlung des Stoffes seine Geschichte des Zollwesens einer Reichsstadt zu einer Geschichte ihres Handels auswachsen. Nicht bloß der Durchgangs-, auch der Binnenhandel erfährt seine Würdigung, da auch die Lebensmittelabgaben herangezogen werden. --Brauns Arbeit ( 2236), von Otto Hartig angeregt, schildert einen Arzt von Beruf, der als Mathematiker und Kalenderschreiber vielfach arbeitete, einen Kampf um deutsche Sprache und Sitte führte, der eine Lehrer- und Seelsorgernatur, ein custos sanitatis für Leib und Seele war. --Braun ( 2237) bespricht auch die Predigt des Franziskanerguardians Joh. Wintzler über die Anrufung der Heiligen, die er auf Pauli Bekehrung in der Martinskirche zu Memmingen gehalten hat. -- Von Vock ( 365) sind aus der Regierungszeit von 3 Kemptener Äbten (1320--1381) 149 Urkunden, davon 118 im Original, geschrieben von 23 verschiedenen Händen, untersucht worden. Sichere Namen der Schreiber, die alle später Stadtschreiber geworden sind, kann er nur vier feststellen. Pergament, Schriftspiegel, Initialen, einzelne Buchstaben, Kürzungen usw. werden geprüft.

A. Schröder ( 519) fährt in der Beschreibung des Landkapitels Schwabmünchen fort mit den Pfarreien Ober- und Untermeitingen (hier die merkwürdige Wallfahrt mit Franziskanerkloster auf dem Lechfeld), Mittelstetten und Oberottmarshausen. --Derbsch ( 1976) schildert einen schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts verschwundenen, 1145 von dem Herrn v. Biberbach als Hauskloster nach der Regel des hl. Augustin gestifteten Frauenkonvent, ganz in der Nähe des Marktes Wertingen. Dessen Güter sind dann ans Spital zu Dillingen übergegangen. -- Die Regesten Nr. 72--137 der Herrn v. Lierheim ( 466) aus den Jahren 1245--1294 werden fortgesetzt. Die Klöster Kaisheim, Niederschönenfeld, Zimmern, Möchingen und das Augsburger Domkapitel sind mit ihnen in Beziehungen.


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