VII. Kirchengeschichte.

Im Anschluß an die im 1. Bande S. 644 angezeigte Untersuchung erörtert E. Klebel nunmehr die kirchliche Organisation im Patriarchat Aquileja ( 2043). Wie dort verhehlt sich K. auch hier den vielfach hypothetischen Charakter seiner Feststellungen nicht. Indes vermag er dank einer trefflichen Kenntnis der Quellen und der topographischen Verhältnisse die Lücken der Überlieferung zum guten Teile auszufüllen. Aquilejas Missionstätigkeit setzt zu Ende des 8. Jahrhunderts ein; Konflikte mit Salzburg in der Villacher Gegend haben 811 zur Festsetzung der Draugrenze geführt. Der kärntnerische Anteil war um die Mitte des 9. Jahrhunderts schon eingerichtet. In Krain, Kroatien und Slavonien war hierfür ein ungleich längerer Zeitraum erforderlich. Erst am Beginne des 11. Jahrhunderts ist diese Organisationstätigkeit energischer fortgesetzt und um die Mitte des 12. vollendet worden.

G. Loesches archivalische Beiträge zur Geschichte des Täufertums und des Protestantismus in Tirol und Vorarlberg bis 1781 ( 2226) bringen den Ertrag langjähriger Erhebungen jüngerer Kräfte. Der Stoff beider Sachgruppen ist in der Hauptsache nach Ortschaften gegliedert. Die Anordnung ist unsystematisch,


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auch mangelt es an entsprechender Verzeichnung der Fundstellen. Ein Orts- und ein Personenregister -- beide mit Literaturangaben -- sind angeschlossen. -- Es ist nicht so sehr die Gründung der Tiroler Franziskanerordensprovinz von 1580, als vielmehr die scharfkantige Gestalt des deutschen Franziskanerobservanten Johannes Nasus selbst, die in der eindringenden Studie von K. Schellhaß ( 2106) besonders fesselt. Hinter diesem unbeugsamen, bei Häretikern und Jesuiten gleich verhaßten Gegenreformator bleibt sein spanischer Ordensbruder und Widersacher Michael Alvarez in allen Belangen erheblich zurück. -- Die von G. Loesche mitgeteilten Wiener evangelischen Stammbücher der Gegenreformationszeit ( 2228) sind zum guten Teil in der Jörgerischen Herrschaft Hernals entstanden; das eine gehörte dem Pfarrer, das andere dem Schulmeister daselbst. -- Die Bedeutung der Tätigkeit des Grafen Leo Thun auf dem Gebiete des Unterrichtswesens ist schon seit langem bekannt und gewürdigt. Seine Wirksamkeit als Kultusminister ist, was die katholische Kirche betrifft, durch Max Hussarek erst jüngst näher beleuchtet worden. Nun hat F. Zimmermann auch Thuns Stellungnahme gegenüber dem gesamtösterreichischen Protestantismus untersucht ( 2229) und als Ergebnis festgestellt, daß Thuns Wirksamkeit für den Protestantismus weit mehr zu bedeuten hat als die bisher stark überschätzte des Staatsministers Schmerling.


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